In einem Brief vom 16. November übermittelt P. Eduardo Robles Gil LC, Generaldirektor der Legionäre Christi und des Regnum Christi, einige persönliche Gedanken und Reflexionen zum kirchlichen Hochfest Christkönig (23. November 2014). Der vorliegende Text ist eine Übersetzung des spanischen Originals.
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Dein Reich komme!
Rom, den 16. November 2014
An die Mitglieder des Regnum Christi
anlässlich des Christkönigsfests
Liebe Freunde,
in diesen Tagen der Vorbereitung auf die Feier des Christkönigsfests grüße ich Sie herzlich und versichere Ihnen mein Gebet. Wenn wir Christus als König feiern, lässt uns dies das Wirken von Gott Vater entdecken, der alles in gerechter Weise, vor allem aber liebevoll regiert. Mit Dankbarkeit erkennen wir auch seine Barmherzigkeit, da er uns seinen gekreuzigten und mit Dornen gekrönten Sohn schenkt, dessen Herz uns offen steht und aus Liebe zu uns verwundet ist.
Das Evangelium dieses Hochfests (vgl. Mt 25,31-46) unterstreicht das universale Königtum Christi, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist. Es ruft uns in Erinnerung, worin unsere letzte und wahre Bestimmung besteht und nach welchem Maßstab wir gerichtet werden: die Liebe zum Nächsten. Wenn wir uns seiner Herrschaft, wenn wir uns Christus öffnen, der gütig und von Herzen demütig ist, der nicht kam, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen; wenn wir, wie er, demütig einander dienen, dann verwirklicht sich sein Reich. Wenn wir hingegen auf egoistische Weise die eigenen Interessen zu wahren suchen, machen wir aus dieser Welt einen kalten, finsteren und einsamen Ort.
Christus herrscht vom Kreuz herab, wo er Leid und Schmerz empfindet. Der Verfasser des Hebräerbriefs drückt dieses Geheimnis der Heilsgeschichte in einem Satz aus, den wir meditieren müssen, um ihn zu verstehen: „ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung“ (Hebr 9,22).
Prüfung und Schmerz als reale Größen
Kampf und Schmerz gehören notgedrungen zu jedem Menschenleben. Es gibt keinen, der sie nicht erfahren muss. In letzter Zeit habe ich mich jedoch gefragt, warum es Menschen gibt, die inmitten von Sorgen ihre innere Freude und Hoffnung bewahren, während andere sich entmutigen lassen, sich düsteren Gedanken hingeben, keinen Sinn mehr erkennen und sogar in verschiedene Formen von Depression geraten.
Sobald Prüfungen und Kämpfe in unser Leben einziehen, lösen sich, wie ich glaube, oberflächliche Sicherheiten gleichsam in Luft auf und dann spüren wir, dass wir solide Glaubensgewissheiten brauchen, die uns Halt vermitteln. Gerade hier möchte Christus uns die Kunst beibringen, unser Leben auf jenen Felsen zu bauen, der er selbst ist.
Unsere Augen auf Christus, den König, richten
Seit Anfang seines Pontifikats hat Papst Franziskus besonders herausgestellt, wie dringend notwendig es ist, dass wir Jesus Christus persönlich begegnen. Er hat uns daran erinnert, dass wir uns von seiner bedingungslosen Liebe und Zärtlichkeit liebkosen lassen, dass wir seine Begleitung inmitten der Schwierigkeiten spüren sollen. Nur wer im Glauben die persönliche Liebe Christi erfahren hat, wird mit einem Frohsinn, der dem Evangelium gemäß ist, die moralischen und existentiellen Anforderungen des Lebens meistern können.
In diesem Zusammenhang möchte ich an die Worte erinnern, die Eingang in den Aufnahmeritus ins Regnum Christi gefunden haben und vom seligen Paul VI. stammen: „In Christus gipfelt alle menschliche Sehnsucht, auf ihn hoffen wir, und zu ihm beten wir. Er verleiht den Ereignissen der Menschheitsgeschichte Sinn. Er gibt dem Tun des Menschen seinen Wert. Er ist die Freude und die Erfüllung aller Herzen: Er ist der wahre Mensch. Und zugleich ist Christus der Quell unserer wahren Glückseligkeit: Er ist die Grundlage unseres geistlichen und sittlichen Lebens; er zeigt uns, was wir tun sollen, und schenkt uns die Kraft und die Gnade, es zu vollbringen. Christus ist alles für uns. Unser Glaube und unser Gewissen lassen uns dies annehmen, bekennen und feiern. In Christus ist unser Ziel und unser Heil.“
Die uns durch den Glauben an Jesus Christus geschenkte Gewissheit befähigt uns, die Prüfungen des Lebens gelassen anzugehen, fruchtbar zu leiden und zu bewirken, dass unser Leid sich in eine Zeit der Gnade verwandelt. Wir müssen entdecken, wie groß Jesus ist, wie freundschaftlich seine Gegenwart, wie bedingungslos seine Liebe, um uns selbst aufzumachen und anderen zu helfen, um in jener Hoffnung durchs Leben zu schreiten, die nicht zugrunde gehen lässt. Wir müssen selbstvergessen sein, uns dem Nächsten grenzenlos hingeben und so das Reich Christi in der Welt gegenwärtig machen.
Uns von der Hoffnung verwandeln lassen
Der hl. Augustinus sagt, dass den Christen das Leid nicht erspart bleibt, sondern dass es uns, im Gegenteil, etwas mehr berührt, denn den Glauben leben bedeutet, das Leben und die Geschichte mit mehr Tiefgang anzugehen. Dennoch hilft uns die Erfahrung des Schmerzes aber auch, das Leben in seiner ganzen Schönheit zu erkennen – wie man es an jenen Menschen sieht, die scheinbar nichts besitzen, die aber viel Glauben haben und in einem frohen Realismus, den wir gerne hätten, leben.
So erkennen wir, wie in Christus, unserem König, unser Leben seine volle Verwirklichung findet. Jesus Christus wollte unser ganzes Leid und alle unsere Sünden auf sich nehmen. Jesus macht alles neu und führt uns hinein in diese fortschreitende Verwandlung unserer Herzen und der Gesellschaft: Durch Gottes Erbarmen verwandeln sich die Narben, die der Kampf, ihm die Treue zu bewahren und sein Apostel zu sein, hinterlässt – ja, sogar die Wunden, die uns die Sünde schlägt, – in segensreiche Wunden der Hoffnung und des Heils.
Liebe Mitglieder des Regnum Christi, ich lade Sie ein, auf dem Lebensweg nicht müde zu werden, vor allem angesichts des Leids, das von unseren eigenen und anderer Leute Grenzen ausgeht. Christus lädt uns ein, es am Fuß des Kreuzes niederzulegen, um uns der inneren Wandlung zu überantworten, die die Gnade vollbringt. Wir müssen dringend aus uns selbst herausgehen, der Welt das Wunder des Glaubens verkünden, das in der Nächstenliebe, im Apostolat, in der Sorge um die Bedürftigsten Gestalt annimmt. Wenn wir die Wunden Christi betrachten und nicht auf unsere eigenen starren, weckt das unsere Liebe und Hoffnung.
An diesem Christkönigstag lade ich Sie ein, wiederzuentdecken, dass die Leiden, die uns das Schicksal aufgrund unserer engeren Nachfolge Jesu bereitet, „nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (Röm 8,18). Vereinigen wir uns mit Christus, wenn das Kreuz uns Wunden schlägt, mit ihm, der die ganze Welt dem Vater darbringt; erneuern wir dem Herrn unser Vertrauen und bringen wir mehr mit unserem Leben als mit unseren Worten zum Ausdruck: „Durch ihn, mit ihm und in ihm ist dir Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit. Amen.“
Zu diesem Christkönigsfest dürfen Sie auf meine Gebete zählen. Halten wir Fürsprache für P. Miguel Romeo, LC, der vor zwei Tagen bei einem Unfall tödlich verunglückt ist und auch für alle Legionäre und Mitglieder der Bewegung, die in diesem Jahr ins Haus des Vaters heimgekehrt sind. Gleichzeitig bitte ich Sie, auch für mich zu beten.
Herzlichst in Christus
P. Eduardo Robles Gil LC
Generaldirektor
Übersetzung des spanischen Originals