Montag, 25. Juli 2005

Kommunion wiederverheirateter Geschiedener

Ein anderer Priester schnitt das Thema der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen an. Hier die Antwort des Heiligen Vaters:

Wir alle wissen, daß das ein besonders schmerzliches Problem für die Personen ist, die in Situationen leben, in denen sie vom Empfang der eucharistischen Kommunion ausgeschlossen sind, und ein ebenso schmerzliches Problem für die Priester, die diesen Personen helfen wollen, die Kirche zu lieben, Christus zu lieben. Hier ergibt sich eine Schwierigkeit.

Keiner von uns besitzt ein Patentrezept, auch weil sich die Situationen immer unterscheiden. Besonders schmerzlich würde ich die Situation derer nennen, die kirchlich verheiratet, aber nicht wirklich gläubig waren und es aus Tradition taten, sich aber dann in einer neuen nichtgültigen Ehe bekehren, zum Glauben finden und sich vom Sakrament ausgeschlossen fühlen. Das ist wirklich ein großes Leid, und als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre lud ich verschiedene Bischofskonferenzen und Spezialisten ein, dieses Problem zu untersuchen: ein ohne Glauben gefeiertes Sakrament. Ich wage nicht zu sagen, ob man hier tatsächlich ein Moment der Ungültigkeit finden kann, weil dem Sakrament eine grundlegende Dimension gefehlt hat. Ich persönlich dachte es, aber aus den Debatten, die wir hatten, verstand ich, daß es ein sehr schwieriges Problem ist und daß es noch vertieft werden muß. Weil aber diese Personen in einer leidvollen Situation sind, muß es vertieft werden.

Ich wage jetzt nicht, eine Antwort zu geben, auf jeden Fall scheinen mir zwei Aspekte sehr wichtig. Der erste: Obwohl sie die sakramentale Kommunion nicht empfangen können, sind sie doch nicht von der Liebe der Kirche und der Liebe Christi ausgeschlossen. Eine Eucharistie ohne gleichzeitige sakramentale Kommunion ist zwar nicht vollständig, es fehlt etwas Wesentliches. Aber es stimmt auch, daß die Teilnahme an der Eucharistie ohne eucharistische Kommunion ihren Wert hat, sie bedeutet immer, in das Geheimnis des Kreuzes und der Auferstehung Christi einbezogen zu sein. Sie ist immer Teilhabe am heiligen Sakrament in der spirituellen und pneumatischen Dimension; auch in der ekklesialen Dimension, wenn auch nicht direkt sakramentalen.

Und weil es das Sakrament des Leidens Christi ist, umfängt der leidende Christus diese Personen in besonderer Weise und kommuniziert mit ihnen in anderer Weise, und sie dürfen sich also vom gekreuzigten Herrn umfangen fühlen, der zu Boden fällt und stirbt und für sie, mit ihnen leidet. Es ist deshalb notwendig, verständlich zu machen, daß sie, obwohl leider eine grundlegende Dimension fehlt, nicht vom tiefen Geheimnis der Eucharistie, von der Liebe des hier gegenwärtigen Christus ausgeschlossen sind. Das scheint mir wichtig, ebenso wichtig ist es, daß der Pfarrer und die Pfarrgemeinde diesen Personen zu verstehen geben, daß wir einerseits die Untrennbarkeit des Sakraments respektieren müssen und anderseits, daß wir diese Personen lieben, die auch für uns leiden. Und wir müssen auch mit ihnen leiden, weil sie ein wichtiges Zeugnis geben, weil wir wissen, daß man in dem Augenblick, wo man aus Liebe nachgibt, dem Sakrament Unrecht tut, und die Unauflöslichkeit erscheint immer weniger wahr.

Wir kennen das Problem nicht nur der protestantischen Gemeinschaften, sondern auch der orthodoxen Kirchen, die oft als Vorbild dargestellt werden, in dem man die Möglichkeit hat, wieder zu heiraten. Aber nur die erste Ehe ist sakramental; auch sie erkennen an, daß die weiteren Eheschließungen kein Sakrament sind, sondern verkürzte, eingeschränkte Ehen in einer Situation der Buße; die Personen dürfen zur Kommunion gehen, aber sie wissen, daß es »in economia« wie sie sagen aus Barmherzigkeit erlaubt ist, daß sich aber die Tatsache nicht ändert, daß ihre zweite Ehe kein Sakrament ist. Ein weiterer Punkt in den orientalischen Kirchen besteht darin, daß für diese Ehen mit großer Leichtigkeit die Möglichkeit der Ehescheidung gewährt wurde und daß damit das Prinzip der Unauflöslichkeit, der wahren Sakramentalität der Ehe schwer verletzt wird.

Auf der einen Seite gibt es das Wohl der Gemeinschaft und das Gut des Sakraments, das wir achten müssen, und auf der anderen Seite das Leiden der Personen, denen wir helfen sollen.

Der zweite Punkt, den wir lehren und durch unser Leben glaubwürdig machen müssen, ist, daß das Leiden in verschiedenen Formen zwangsläufig zu unserem Leben gehört. Es ist ein edles Leiden, würde ich sagen. Wiederum muß man verständlich machen, daß das Vergnügen nicht alles ist; daß das Christentum uns Freude schenkt, wie die Liebe Freude schenkt. Aber die Liebe ist auch immer Selbstverzicht. Der Herr selbst hat uns die Formel dafür gegeben, was die Liebe ist: Wer sich selbst verliert, findet sich; wer sich selbst gewinnt und bewahrt, verliert sich.

Es ist immer ein Exodus und deshalb auch ein Leiden. Die wahre Freude unterscheidet sich vom Vergnügen; die Freude wächst und reift immer im Leiden in Gemeinschaft mit dem Kreuz Christi. Nur hier entsteht die wahre Freude des Glaubens, von der auch diese Personen nicht ausgeschlossen sind, wenn sie lernen, ihr Leiden in Gemeinschaft mit dem Leiden Christi anzunehmen.

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  • Datum: Nein
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