Freitag, 26. Juli 2013

Therapiezentrum der verwundeten Seele

Wie Gott seinen Kindern das verlorene Heil zurückgibt

Jesus ist wirklich Gott! So glauben wir, und Christus hat es uns bewiesen. Wenn nun Gott handelt, dann nimmt sein Handeln wie auch seine Worte eine absolut einzigartige Wichtigkeit an. Gott ist die Wahrheit – alles, was Christus sagt, ist also reine Wahrheit – nicht nur für die Glaubenden, sondern für alle Menschen, denn alle sind von Gott geschaffen.

Nachdem wir uns im letzten Artikel mit der Frage befasst haben, wer Jesus ist, wollen wir uns heute dem Thema widmen, was Jesus getan hat. Drei große Bereiche lesen wir aus seinem Leben heraus. Zuerst hat er dreißig Jahre ein verborgenes Alltagsleben verbracht, so wie die allermeisten Menschen dieser Erde. Dann hat er innerhalb von drei Jahren eine Gemeinschaft von an ihn Glaubenden um sich geschart, ihr eine bestimmte Form und konkrete Glaubensinhalte gegeben. Schließlich hat er durch sein Leiden und seinen Tod unsere Sünde vernichtet und uns befreit zu einem neuerlich offenen Zugang zu Gott.

Die Tatsache, dass Gott dreißig Jahre lang ein ganz normales Alltagsdasein erleben und erfahren wollte, kann uns durchaus zu denken geben – unser Alltag ist in den Augen Gottes sehr wichtig und wertvoll. Wir wollen uns nun aber der Tatsache nähern, dass Christus eine Glaubensgemeinschaft geformt hat: die Kirche.

Denken wir zurück an das Urereignis der ersten Menschen, die sich von Gott abgewandt haben: ihre Beziehungen sind gebrochen, verwundet: zu den anderen Menschen, zu Gott, zu sich selber, zu den Dingen. Gott geht nun einen ganz wichtigen Schritt in der Therapie dieser Wunden:

Für mich wird mit jedem Mal, wenn ich das Evangelium wieder lese, deutlicher, wie strategisch Christus bei der Gründung der Kirche vorgegangen ist. Viele Menschen denken, Jesus sei einfach durch die Welt gezogen und habe Gutes getan. Das stimmt zu einem gewissen Teil. Gleichzeitig aber – und vielleicht war das noch viel stärker in seinem Bewusstsein – wollte er für die kommenden Zeiten etwas Konkretes hinterlassen, nämlich eine Glaubensgemeinschaft, die sein Heilswirken fortführen sollte.

Wie hat er das gemacht? Zuerst einmal sehen wir Jesus, wie er sein öffentliches Leben beginnt und sofort enge Mitarbeiter für seine Mission sucht (Taufe Jesu, Johannes und Andreas folgen ihm). Inmitten seiner Aufgabe, den Menschen seiner Zeit die Liebe des himmlischen Vaters zu verkünden (welche die Sünde verletzte), sucht er doch auch ganz strategisch eine Gruppe von Menschen, auf die er für die Zukunft bauen möchte. Es werden seine 12 Apostel sein. Unter diesen erwählt er sich drei, die er immer wieder ganz besonders bei sich hat. Und unter diesen Dreien ragt einer deutlich hervor: Simon, den Jesus später Petrus nennt. Ihm gibt er eine besondere Aufgabe: nämlich Grundfeste und Fels der Gemeinschaft der an Christus Glaubenden zu sein (vgl. Mt 16,16ff: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen...“). Im Neuen Testament wird Petrus fast 200 Mal erwähnt. Der nächste Apostel, der Lieblingsjünger Jesu, fast nur ein Zehntel so oft. Ganz eindeutig nimmt Petrus eine klare Vorrangstellung ein.

Neben den 12 engsten Vertrauten des Herrn gibt es dann die 72, die Jesus hinaus sendet, damit sie den Weg für ihn bereiten. Desweiteren finden wir die 500, eine Gruppe von Gläubigen, die immer noch einen engeren Zirkel um ihren Meister bilden. Schließlich die große Zahl von Gläubigen, die an und nach Pfingsten dazu stoßen; dort wird einmal von 3.000, ein andermal von 5.000 gesprochen.

Wenn wir uns die Urgemeinschaft der Glaubenden, wie sie von Christus-Gott selber aufgebaut wurde, einmal ansehen, dann werden wir merken, dass sie sich in ihrer Grundstruktur von der Kirche heute im Wesentlichen nur wenig unterscheidet. Nicht die Struktur hat sich verändert; sie ist einfach „in die Breite“ gegangen, hat an Zahl zugenommen. Der Aufbau ist jedoch erstaunlich ähnlich geblieben – natürlich heute viel komplexer, aber im Wesentlichen doch identisch.

Neben diesem durch die Jahrhunderte bewahrten inneren Aufbau schenkte Christus denen, die ihm folgten, noch zwei andere Elemente: den Glauben an den einen und dreifaltigen Gott mit allem, was wir heute im Glaubensbekenntnis beten (vgl. Gotteslob Nr. 356) und sieben sichtbare und wirksame Zeichen der Gegenwart Gottes, die wir Sakramente nennen (mit diesen werden wir uns später noch ausgiebig beschäftigen).

Gemeinschaft, Glaube und Sakramente sind die Geschenke Gottes an die Welt; der Weg, wieder zu ihm zu gelangen. Sie stellen etwas wesentlich Anderes und Neues dar. Denn sie kommen nicht von einem „ganz normalen“ Religionsstifter, sondern sie sind uns überbracht und anvertraut von Jesus Christus, der – ich wiederhole es noch einmal – der allwissende und unendliche Schöpfergott in Menschengestalt ist. Diese Tatsache, dass unsere Religion von Gott selber gegründet worden ist, hebt sie in ihrem Selbstanspruch von allen anderen ab; keine andere Religion sonst behauptet, Gott selber habe sie gegründet, indem er ein Mensch geworden ist. Welche Verbindung zwischen Gott und Mensch ist denn da möglich, wenn Gott einer von uns war!

Wenn das stimmt, dass Christus Gott ist – das sagt er von sich selber und hat es durch viele Taten bewiesen (vgl. Joh 14,8-11), und wir glauben es –, dann kommt auch der Kirche und dann kommt den Sakramenten eine ganz und gar außergewöhnliche Wichtigkeit zu. Gott hat diese Kirche gegründet – daher ist sie menschlicher Verfügungsgewalt entzogen. Durch diese Kirche ist Gott dem Menschen ganz besonders nahe.

Die Kirche mit ihren Sakramenten ist der Weg der seelischen Heilung für den Menschen, der durch die Wunden der Sünde in seinem Innern verletzt ist. Sie ist gleichzeitig „Therapiezentrum“ für die leidende Seele wie auch Heimat für den umherirrenden von Gott getrennten Menschen. Gott will seine geliebten Menschen wieder gesund machen, sie aufrichten, ihnen Selbstbewusstsein, Reinheit, Freude, Frieden und Kraft zurück geben. Das ist die Frohe Botschaft. Denn Gott ist die Liebe.

Wie dieses innere Heil, das wir alle suchen, Wirklichkeit werden kann, das soll uns im folgenden Kapitel beschäftigen. Der Weg Gottes mit dem Menschen geht weiter.

 


Dies ist das achte Kapitel aus dem Buch "Einmal Gott und zurück" von P. Klaus Einsle. Dieses Buch basiert auf einer Serie von Artikeln in unserem L-Magazin.

Additional Info

  • Untertitel:

    Wie Gott seinen Kindern das verlorene Heil zurückgibt

  • Datum: Nein
  • Druck / PDF: Ja

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