Donnerstag, 22. Februar 2007

"Die Charismen nicht auslöschen... Die Kirche ist eine" (9)

Frage von Don Luigi Veturi

Der letzte Beitrag kam von Don Luigi Veturi, Pfarrer von »San Giovanni Battista dei Fiorentini «, der das Thema der sakralen Kunst in den Mittelpunkt seiner Frage stellte. Er fragte den Papst, ob die sakrale Kunst als Mittel der Glaubensvermittlung nicht angemessener zur Geltung gebracht werden sollte.

Benedikt XVI.:

Die Antwort könnte sehr einfach lauten: Ja! Ich bin etwas verspätet zu Ihnen gekommen, weil ich vorher die »Cappella Paolina« besucht habe, die seit einigen Jahren restauriert wird. Man sagte mir, die Arbeiten würden noch zwei Jahre dauern. Ich konnte ein wenig zwischen den Gerüsten einen Teil dieses Wunderwerkes der Kunst sehen. Es lohnt sich, diese Kapelle fachkundig zu restaurieren, so daß sie wieder in ihrem Glanz erstrahlt und eine lebendige Katechese darstellt.

Damit wollte ich daran erinnern, daß Italien besonders reich an Kunst ist, und die Kunst ist ein unerschöpflicher, unglaublicher Schatz der Katechese. Für uns ist es auch eine Pflicht, sie kennenzulernen und gut zu verstehen. Nicht so, wie es die Kunsthistoriker manchmal tun, die sie nur formal nach der künstlerischen Technik interpretieren. Wir müssen vielmehr in den Inhalt eintreten und den Inhalt, der diese große Kunst inspiriert hat, wieder lebendig machen. Es scheint mir wirklich eine Pflicht zu sein auch bei der Ausbildung der künftigen Priester , diese Schätze zu kennen und fähig zu sein, das, was in ihnen vorhanden ist und heute zu uns spricht, in lebendige Katechese zu verwandeln. So wird auch die Kirche nicht als ein Organismus der Unterdrückung oder der Macht wie manche sie hinstellen wollen , sondern als Organismus einer geistig-spirituellen Fruchtbarkeit erscheinen können, die in der Geschichte unwiederholbar ist oder zumindest, so wage ich zu sagen, außerhalb der katholischen Kirche nicht festgestellt werden kann. Das ist auch ein Zeichen für die Vitalität der Kirche, die trotz all ihrer Schwächen und auch Sünden immer eine große geistige Wirklichkeit geblieben ist, eine Quelle der Inspiration, die uns diesen ganzen Reichtum geschenkt hat.

Es ist daher für uns eine Pflicht, in diesen Reichtum einzutreten und fähig zu sein, zu echten Interpreten dieser Kunst zu werden. Das gilt sowohl für die Kunst der Malerei und der Bildhauerei als auch für die geistliche Musik, die ein Bereich der Kunst ist, der wiederbelebt zu werden verdient. Ich würde sagen, das auf verschiedene Weise gelebte Evangelium ist auch heute noch eine inspirierende Kraft, die uns Kunst schenkt und schenken wird. Es gibt auch heute vor allem sehr schöne Skulpturen, die beweisen, daß die Fruchtbarkeit des Glaubens und des Evangeliums nicht erloschen ist; es gibt auch heute musikalische Kompositionen Mir scheint, daß heute eine, sagen wir, widersprüchliche Situation der Kunst, auch eine etwas verzweifelte Situation der Kunst hervorgehoben werden kann. Auch heute inspiriert die Kirche, weil der Glaube und das Wort Gottes unerschöpflich sind. Und das gibt uns allen Mut. Es schenkt uns die Hoffnung, daß die Welt auch in Zukunft neue Glaubensvisionen haben wird, und zugleich die Gewißheit, daß die bereits hinter uns liegenden zweitausend Jahre christlicher Kunst immer lebendig und immer ein »Heute« des Glaubens sind.

Nun danke ich Ihnen für Ihre Geduld und Ihre Aufmerksamkeit. Alles Gute für die Fastenzeit!

Additional Info

  • Untertitel:

    Frage von Don Luigi Veturi

  • Datum: Nein
  • Druck / PDF: Ja

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