Ein komplettes Shakespeare-Stück neu interpretieren und als Kurzfilm umsetzen - das ist die Herausforderung des Englisch-Wettbewerbs „ShakePics“, die der Schulbuchverlag Cornelsen jährlich an Schulklassen in ganz Deutschland stellt. Dabei sollen die Stücke des elisabethanischen Dramatikers nicht einfach nur nachgespielt, sondern in modernem Englisch neu erzählt und in einem anderen Genre zusammengefasst werden. In diesem Jahr wurden 48 Kurzfilme insgesamt bei diesem Wettbewerb eingereicht.
700 Schüler, 40 Schulen, 48 Kurzfilme, 1 mal „The Tempest“
700 Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte aus über 40 Schulen haben sich engagiert. Für die Oberstufenklassen standen die Stücke „Romeo and Juliet“ und „The Tempest“ für Oberstufenklassen zur Auswahl und die Abiturienten der Apostolischen Schule haben mit einigen Schülern aus der 11. Klasse die Herausforderung angenommen. Mit ihrer Interpretation von „The Tempest“ schafften sie es gleich auf Platz 1 und Pater Valentin Gögele jubelte: „Gepriesen sei der Herr, gedankt sei Pater Mark Bylander, gefeiert seien die Helden und besonders Klaus!“ Gemeint ist Klaus Hasenmaile, der den Löwenanteil der Videobearbeitung von Kamera, Schnitt, Musik und Sound übernommen hatte. Aber natürlich ist das ganze Video eine herausragende Teamarbeit, für die auch von dieser Seite den „Helden“ herzlich gratuliert werden soll!
Umfassende Würdigung in der offiziellen Jurybegründung
Die sechs Schüler einer Internatsklasse haben einen spannenden Kurzfilm (von exakt 5 Minuten Länge) kreiert, der Elemente eines Trailers besitzt ('Coming soon') und den Haupthandlungsstrang in konziser Form wiedergibt und nicht nur kurze Schlaglichter auf Charaktere oder auf den Inhalt des Stücks wirft. Prospero selbst erscheint erst ganz am Schluss, nachdem er vorher von Beginn an als kaum sichtbarer Erzähler den Grund für seine intendierte Rache an Alonso genannt hat. Seine ruhige, aber Gefahr suggerierende Sprechweise und das entspannte Setting mit Zigarre und Whisky werden immer wieder kurz mit den Szenen kontrastiert, die Alonso und sein Gefolge im Naturpark zeigen, wohin sie reisen wollten. Prospero hat sie durch Ariel in ein Gebiet des winterlichen Waldes gelockt, in dem ein Tornado die Gruppe zerstreut. Der Verlust Ferdinands und die Absichten der Verschwörer Sebastian und Antonio werden ebenso thematisiert wie das Bankett, zu dem sich die Verirrten in einer Hütte einfinden, wo sie außer auf Ariel auch auf Caliban treffen ('you may think I'm the monster'), und wo Prospero mit einer Waffe auf sie wartet. Auch das sich Näherkommen von Ferdinand und Miranda und die 'Strafarbeit' des Holzhackens werden gezeigt. Das Ende bleibt offen, um die starke Spannung zu halten, die vom ersten Moment an ansteigt und am Schluss mit einer ausgeblasenen Kerze, einem Türknallen und Prosperos Silhouette den Höhepunkt illustriert.
Stilmittel und Bibelzitate, schnelle Schnitte, ungewöhnliche Perspektiven und Cuts
Die Schüler haben die Themen des Dramas wie Gerechtigkeit, Rache und Buße in prägnanter Form in geschliffene Dialoge eingefügt unter Verwendung von sprachlichen Mitteln wie beispielsweise antithesis ('purity will triumph over filth'), Bibelzitaten oder starken Metaphern ('labyrinth of your guilt'). Auch die bildliche Verzahnung der Ereignisse im Wald mit Prosperos Kommentaren im Voice-over ist dramaturgisch äußerst geschickt gestaltet. Die Schüler haben Alonsos Perspektive für die Szenen im Wald gewählt und zeigen ihn und seine Gefolgschaft in Großaufnahmen und mit schnellen Schnitten, die die Beziehungen der Charaktere untereinander beleuchten. Die Verschwörer sind bei ihrem heimlichen Gespräch nur in Ausschnitten der Gesichter erkennbar, was die Intimität der Situation verstärkt. Mirandas liebevolle Betreuung Ferdinands wird nur durch eine Hand und die Stimme eines Mädchens vermittelt. In Bezug auf Ariel und Caliban bleibt es bei Andeutungen im Hinblick auf ihre Funktion im Stück ('strange person', 'monster'), doch durch den gut gegliederten Monolog Prosperos werden die Figurenkonstellationen verdeutlicht. Cuts auf bedeutungstragende Requisiten (etwa Ferdinands Kette) oder atmosphärische Elemente in der Hütte (Alonsos Schuh auf der Türschwelle, ein Wassertropfen an der Decke, ein Blitzlicht) sind weitere Beispiele für die gelungene filmische Komposition dieses Beitrags. Die Musik und die Soundbites wurden von den Schülern selbst komponiert, welche den Gesamteindruck positiv verstärken. Ebenso ansprechend ist die sprachliche und spielerische Leistung aller Beteiligten.