Mittwoch, 19. September 2012

Wie merkt man, dass man berufen ist?

Andreas fragt P. Klaus Einsle LC

Hallo Herr Pater Einsle,

ich hätte da zwei Fragen an Sie die mir persönlich schon länger auf der Seele brennen:

Frage 1: Wie merkt man, dass man berufen ist?

Frage 2: Ist es möglich, auch dann Priester zu werden, wenn mann nur den Realschulabschluß hat?

Seitdem ich letztens auf einer Priminzfeier in meiner nähren Umgebung war, lässt mich der Gedanke, ganz Gott zu gehören und ihm als Priester zu dienen einfach nicht mehr los.

Ich hoffe, Sie können mir mit meinen Fragen etwas weiterhelfen und wünsche Ihnen noch einen schönen Feiertag.

 

Dein Reich komme!

Lieber Andreas in Christus,

viele Grüße und herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

Da Sie sehr direkt fragen, will ich versuchen, ebenso direkt zu antworten:

1. Wie merke ich, dass ich berufen bin?

Das ist wie mit der Liebe zu einem Menschen: es gibt keine letztendlichen Beweise. Denn Liebe und Berufung hat mit Liebe zu tun kann man nur immer wieder neu schenken. Tag für Tag. Und würde mir meine große Liebe ein Dokument übergeben, auf dem sie unterschreibt, dass sie mich immer lieben wird, würden wir es wohl geradezu ironisch oder peinlich finden.

Auch Gott sendet kein Fax, wenn er uns aus Liebe ruft. Er pocht an, er lädt ein, er führt uns durch dritte, er wartet und lässt unserer Freiheit und Großzügigkeit Platz. Das Schöne bei aller Unsicherheit: Wenn wir dem Herrn mit offenem und großzügigem Herzen antworten, wird er uns nicht im Stich lassen, uns auf grüne Auen führen, zum Ruheplatz am Wasser. Eine Berufung wächst normalerweise eher still und verborgen im Innern des Menschen: Dort beginnt er, diesem Thema erste Gedanken zu schenken, weil etwas da ist, was ihn nicht in Ruhe lässt. Es ist nicht so sehr ein Gedanke, den man selber denkt, sondern ein stiller Ruf in der eigenen Seele. Langsam wird dieser Ruf klarer bis zu dem Moment, wo man sich klar und deutlich die Frage stellen lassen muss: Willst du mir folgen? Ich rufe Dich zu mir. Ähnlich wie bei Ihnen seit der Teilnahme an einer Primiz! Nun beginnt die menschliche Freiheit. Nun wartet Gott ab und respektiert. Er wird nicht zwingen, vielleicht ein wenig drängen, aber immer der freien Entscheidung des Menschen Raum lassen. Denn Liebe kann nur anbieten, nicht aber ergreifen.

Das erste Gebot auf der Suche nach seiner Berufung ist: Vertrauen. Gott ist das Leben in Fülle; und zu dieser Erfüllung ruft er uns.

Sicherlich wäre es von besonderer Hilfe, einen erfahrenen geistlichen Leiter zu suchen, der einem mit Rat und Tat, mit Ermutigung und Unterscheidung beisteht.

2. Kann man auch Prieser werden, wenn man nur Realschulabschluss hat?

Normalerweise ist für das Studium der Theologie, das Teil der Priesterausbildung ist, das Abitur notwendig. Nun gibt es aber viele Möglichkeiten, wenn man das Abitur nicht hat.

- Eine Möglichkeit ist, ein sogenanntes Spätberufenen-Seminar anzuschreiben und sich dort zu erkundigen; denn dort studieren oft Männer, die kein Abitur haben, dies aber im Studienverlauf nachholen können. Sicherlich kann das Generalvikariat Ihrer Diözese Auskunft erteilen.

- In manchen Orden kann man Theologie studieren, ohne das Abitur zu haben. Dann erhält man zwar keine offiziellen Diplome, benötigt diese aber auch nicht, da man die Theologie nur ordensintern einsetzt.

- Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Matura (Abitur) im Selbststudium nachzuholen.

- Schließlich gibt es auch Abendkurse, in denen man die Matura nachholen kann.

- In manchen Orden kann man während der Ausbildung das Abitur nachmachen.

Lieber Andreas, hoffentlich sind Ihnen diese Auskünfte dienlich. Ich werde auf jeden Fall gerne für Sie beten, damit Gott Ihnen seinen Weg der Liebe offenbaren und ihn mit Ihnen gehen wird.

Haben Sie viel Vertrauen und Mut. Gott ist geheimnisvoll, aber wunderbar!

In Christus, Ihr 

P. Klaus Einsle LC

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    Andreas fragt P. Klaus Einsle LC

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