Laura Simancas (25) kommt aus Bogota (Kolumbien) und kam 2017 für ihr Studium nach Deutschland. Sie hat in Münster den BWL Bachelor beendet, nachdem sie in Kolumbien schon „International Business Administration“ studiert hatte. Über ein Austauschprogramm ihrer Uni kam sie nach Deutschland. Im Jahr 2020 zog sie nach Düsseldorf. Das kommende Jahr wird sie im ApostelHaus des Regnum Christi in Ratingen tätig sein.
Laura: Das ist eine komplizierte Geschichte. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, ein Coworker-Jahr zu machen. Genauer schon seit 2017. Aber ich habe es immer verdrängt bzw. ich habe es verschoben, wegen des Studiums, des Praktikums und auch weil ich gearbeitet habe. Am Anfang dieses Jahres hat mich eine Gottgeweihte Frau des Regnum Christi gefragt, ob ich nicht jetzt ein Coworker-Jahr machen möchte. Ich war sehr überrascht, auch weil zu dieser Zeit ganz andere Pläne hatte. Ich wollte eigentlich arbeiten gehen. Ich dachte mir: Ich bin 25 Jahre alt und ich kann mir so eine Pause nicht leisten! Ich habe dieser Gottgeweihten aber gesagt: Ok, ich bewerbe mich mal für das Coworker-Jahr, aber ich suche weiter nach Arbeit und dann schauen wir mal, was passiert.
Meine größte Sorge war, was ich in den sechs Restmonaten machen soll, bis das Coworker-Jahr im September beginnt. Ab dann bin ich quasi zweigleisig gefahren. Es war schon fast lustig, wie bei der Arbeitssuche alle Türen zu blieben und ich nichts bekommen habe. Das war eine Zeit, in der ich besonders viel gebetet habe: Gott bitte mach die Türen zu, wo ich nicht hingehen soll, und die Türen auf, durch die ich gehen soll! Und die einzige Tür, die Gott für mich geöffnet hat, war das Coworker-Jahr. Es war auf jeden Fall nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen. Aber ich glaube, dass ich dieses Jahr sehr brauche und ich sehe, wie es ein Geschenk Gottes an mich ist.
Wie stehen Deine Familie und Freunde dazu?
Laura: Meine Eltern haben mich sehr unterstützt. Ich erinnere mich, dass ich weinend meine Mutter angerufen habe, weil ich mit meiner Entscheidung und den Konsequenzen dieser Entscheidung ein bisschen überfordert war. Meine Mutter hat mich aber aufgebaut und mir gesagt, dass sie mich voll in meiner Entscheidung unterstützt und auch mein Vater. Sie waren sehr glücklich für mich, dass ich Gott ein Jahr meines Lebens geben werde. Bei meinen Freunden war es eher schwierig, weil sie das Regnum Christi nicht kannten. Ich habe nur einer sehr guten Freundin, die auch Coworkerin war, die ganze Geschichte erzählt und sie hat mir wirklich sehr geholfen. Im Juni habe ich es dann den anderen mitgeteilt. Alle waren sehr überrascht, weil sie wussten, dass ich nach einem Job suchte. Aber auch sie haben mich sehr unterstützt.
Hast Du auch einen Vorbereitungskurs gemacht?
Laura: Ja, in Ratingen, mit drei anderen Coworkerinnen. Das war eine wirklich tolle Zeit. Vor allem habe ich dort gelernt, wie es ist, in Gemeinschaft zu leben und wie man ein solides Gebetsleben mit Gott aufbaut. Wir haben auch das Regnum Christi noch viel besser kennengelernt. Außerdem hatten wir Einheiten mit verschiedenen Referenten zu verschiedenen Themen: Die Rolle der Frau in der Kirche; Wer ist Gott?; Was ist eigentlich das Regnum Christi? etc. Und dann waren da noch die dreitätigen Schweigeexerzitien. Die waren wirklich genial, weil ich da so viel von Gott entdeckt habe.
Laura: Nein, auf gar keinen Fall. Wir haben noch so viele andere Dinge gemacht: Sport, gegrillt, Filme geschaut, gechillt, Kajak gefahren und viel Zeit für uns selbst. Was auch nicht fehlen durfte war, das wir Coworkerinnen jeden Tag lange miteinander geredet und uns besser kennengelernt haben. Obwohl wir z.B. vom Alter sehr unterschiedlich sind, haben wir wirklich gute Freundschaften untereinander geknüpft.
Was fiel Dir im Kurs schwer?
Laura: Ich muss gestehen, dass ich zwar vorher schon katholisch war, aber mehr so auf Sparflamme. Ich habe meinen Glauben so gelebt, wie ich es gerade wollte, also ich bin z.B. nur dann in die Messe gegangen, wenn ich eben Lust hatte. Da waren die tägliche hl. Messe, Meditation und das Rosenkranz-Gebet während des Vorbereitungskurses schon sehr anspruchsvoll. Gerade morgens konnte ich mich nicht so richtig auf das Gebet konzentrieren. Mittlerweile merke ich aber einen Unterschied. Außerdem ist das Leben in Gemeinschaft für mich herausfordernd. Ich liebe es unter Menschen zu sein, aber ich brauche auch meine Zeit nur für mich. Und ich bin gewöhnt, alles dann zu machen, wann und wie ich will. Hier im Coworker-Jahr gibt es z.B. einen Tagesplan. Das ist definitiv eine Herausforderung.
Schwierig ist für mich auch, dass ich nicht so viel Zeit mit meinen Freunden verbringen kann. Da muss ich mich wohl noch daran gewöhnen und die richtige Balance finden während des Coworker-Jahrs. Und da ist noch die deutsche Sprache. Ich bin ja mit meinen Freunden nach Deutschland gekommen und untereinander sprechen wir spanisch. Ich hatte am Anfang schon noch ein bisschen Bammel, wie das mit dem Deutsch wird. Aber ich sehe das als eine Herausforderung, mein Deutsch zu verbessern. Es ist auch sicher gut für meine Zukunft, weil ich in Deutschland bleiben möchte.
Was hat Dir dabei geholfen, mit den Herausforderungen umzugehen?
Laura: Zu verstehen, dass das Leben in Gemeinschaft sehr wichtig ist. Ich will diese Zeit genießen und lernen, dass sich nicht immer alles um mich drehen muss. Es ist wichtig, den anderen zuzuhören und sie zu verstehen. Ich habe auch viel zum Heiligen Geist gebetet, mir Kraft und Geduld zu schenken. Ich habe die Zeit, trotz aller Schwierigkeiten, so sehr genossen, unter anderem auch, weil mir nie langweilig war.
Was nimmst Du Dir, in Hinblick auf das kommende Jahr, besonders mit?
Laura: Mir hat der Kurs geholfen mich auszudrücken. Ich bin eigentlich jemand, der nicht so sehr über Gefühle redet und wie es mir gerade geht! Ich habe erfahren, dass gerade das sehr wichtig ist, um gut in Gemeinschaft leben zu können. Vor allem, weil ich ein ganzes Jahr in der Gemeinschaft der Gottgeweihten Frauen leben werde!
Was war das Beste während des Vorbereitungskurs?
Laura: Uff, davon gab es so viel! Ich würde aber mal die Exerzitien herausgreifen. Ich habe mich wirklich auf die Zeit der Stille gefreut, nicht nur, weil ich Zeit für mich hatte, sondern weil ich auch mal Zeit nur mit Gott haben wollte. Das habe ich wirklich sehr genossen. Ich habe auch mich besser kennengelernt und das war toll. Mich über alles am Ende der Exerzitien mit den anderen Coworkerinnen auszutauschen, war auch unglaublich schön und bereichernd, vor allem weil wir alle sehr ähnliche Dinge während der Exerzitien gemerkt und durchgemacht haben. Das war cool.
Was erwartest Du von diesem Jahr?
Laura: Ich lasse mich einfach überraschen. Wie gesagt, ich sehe das Jahr als Geschenk Gottes an mich, von daher: Mal schauen was kommt!
(Die Fragen stellte Samuel Jeschke.)