Anfang des Jahres fusionierten die vier Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft Quierschied (Bistum Trier) zur neuen Pfarrei Quierschied St. Barbara. Zum Start organisierten sie in dieser Karwoche und über Ostern gemeinsame Christustage, zu denen sie Legionäre Christi und Jugendliche des Regnum Christi einluden (wir berichteten).
„Ich freue mich, dass Sie die Neugründung Ihrer Pfarrei nicht nur strukturell sehen, sondern daraus neuen Schwung holen für den Glauben und die Gemeinde und sich auf das besinnen, wozu wir als Christen gesandt sind“, ermutigte sie der Trierer Diözesanbischof Dr. Stephan Ackermann in seiner Predigt bei der Aussendungsmesse am Mittwoch der Karwoche (hier nachlesen). Bis zum Ostersonntag waren 20 junge Erwachsene begleitet von P. Martin Baranowski LC, P. Alberto Avi LC, P. Michael Hemm LC und Br. Marcelo Castro LC in der Pfarrei zu Gast (den Flyer mit dem Programm finden Sie hier online).
Was macht Christustage aus? Hier eine Zusammenfassung:
Überwindung und mega Freude
Um in Kontakt mit den Menschen zu kommen, luden die Jugendlichen bei Hausbesuchen die Menschen persönlich zu den Veranstaltungen der Christustage ein, kamen ins Gespräch und sammelten Gebetsanliegen. „Mein erster Hausbesuch hat mich sehr viel Überwindung gekostet, aber im Nachhinein hat es sich voll gelohnt“, gesteht ein Teilnehmer, und ein anderer bestätigt: „Die Hausbesuche haben mir mega Freude gemacht.“ Noch intensiver war der Kontakt mit den Gastfamilien. „Wir hatten so gute und tiefe Gespräche über den Glauben. Die dermaßen herzliche und unkomplizierte Aufnahme durch die Familien war für mich die beeindruckendste Erfahrung während der Christustage.“ „So eine Gastfreundschaft habe ich selten erlebt“, dankte Josef, der aus Niederbayern angereist war, seiner Gastfamilien, „dass ich so herzlich aufgenommen wurde, obwohl man sich eigentlich noch gar nicht kennt.“
Vom Kindergarten bis zum Altenheim
Die Christustagen hatten sich zum Ziel gesetzt, alle Altersgruppen anzusprechen: Für die Kindergartenkinder gab es einige Gottesdienste, in denen die Ereignisse der Karwoche erklärt wurden. Gemeindereferentin Franziska Hackenspiel hatte diese liebevoll vorbereitet und führte sie mit den Jugendlichen durch: „Mit den Kleinsten haben wir symbolisch den Weg Jesu durch die Kar- und Ostertage begangen und kindgerecht die zentralen Geheimnisse des Christseins erschlossen. Bei der anschließenden Begegnung einst wie Jesus im Abendmahlsaals Brot und Saft miteinander geteilt und Gemeinschaft um ihn herum erfahren.“
Für die Grundschulkinder gab es einen Kinderbibelnachmittag, zum gleichen Thema, bei dem die Teilnehmer in Gruppen die wichtigsten Ereignisse malerisch gestalteten. Für die Erwachsenen gab es am Abend des Karfreitags ein Kinoforum zum Thema Versöhnung mit dem Film „Das größte Geschenk“ des spanischen Regisseurs Juan Manuel Cotelo.
Für die Senioren feierten P. Martin Baranowski LC und P. Alberto Avi LC hl. Messen in den Altenheimen der Pfarreigemeinschaft. Im Anschluss daran war P. Alberto viele Stunden unterwegs, um den alten und kranken Menschen die Osterkommunion zu bringen. Die Jugend der Pfarrei unterstützte die Gäste bei den Aktionen, und gemeinsam stand am Karsamstag ein Ausflug nach Saarbrücken auf dem Programm. Bei der gemeinsamen Stadtführung wurden Streetart, Gedenken an die jüdischen Opfer der Reichsprogromnacht und das mutige Zeugnis des Widerstandes des im Saarland aufgewachsenen Mitglieds der Weißen Rose Willi Graf thematisiert.
An die Ränder gehen
Um auch den Armen und Wohnsitzlosen etwas von der Freude des Osterfestes zu vermitteln, sammelten die Jugendlichen am Morgen des Karsamstags bei der „Aktion Kilo“ in Supermärkten an drei Standorten drei volle Autoladungen Lebensmittel für die Wärmestube in Saarbrücken. Das Sammelergebnis konnten die Gruppe gleich am Nachmittag persönlich überreichen.
Einrichtungsleiter Klaus Birkenberger zeigte sich beeindruckt: „Allen die sich heute für uns eingesetzt haben ein dickes Dankeschön. Ich habe eure 'Ausbeute' gerade gesehen, und es ist beachtlich was da zusammen gekommen ist.“ Rebecca Vanessa Milles begrüßte die Gruppe und berichtete von der Arbeit im Dienst von 80-120 Gästen, darunter Wohnsitzlose, ehemalige Häftlinge, Drogen- und Alkoholabhängige: „Ich bin seit 2017 mit Leidenschaft als Sozialarbeiterin in der Wärmestube tätig. Sie ist für mich ein Ort der Vielfalt, in dem ich die unterschiedlichsten Menschen auf ihrem ganz individuellen Weg begleiten darf."
Christus auf seinem Weg begleiten
Jeden Morgen traf sich die Gruppe in der Kirche mit Betern aus der Pfarrgemeinde zum gemeinsamen Stundengebet. Die Gottesdienste waren durch die Feier des österlichen Triduums geprägt. Auf den Gründonnerstagsgottesdienst in Göttelborn, an dem auch 50 Kinder, die sich auf die Erstkommunion vorbereiten, teilnahmen folgte – in Anlehnung an den Weg Jesu zum Ölberg – eine Fackelprozession, die in der Pfarrkirche endete, wo die Jugendlichen eine Ölbergstunde gestalteten.
Beim dreistündigen Bußgang im Dauerregen zu einer 10 km entfernten Wallfahrtskirche am Karfreitag gestalteten die Jugendliche vier Stationen zur Betrachtung der Verleugnung des Petrus, der Verurteilung durch Pilatus, der Hilfe von Simon von Zyrene und des Reichen des Schweißtuches durch Veronika. Die gemeinsame Wanderung bot auch Gelegenheit zum Kennenlernen und Glaubensgespräch: „Ich konnte viele tiefe Gespräche führen mit den Jugendlichen aber auch mit Gemeindemitgliedern.“
„Ich stehe an der Tür und klopfe an“
Als älteste Diözese Deutschlands hat das Bistum Trier einige Eigenriten in der Liturgie: beispielsweise den Ritus der Grablegung nach der Karfreitagsliturgie, bei dem das angebetete Kreuz in ein vorbereitetes Grab getragen und dort mit einem Leinentuch bedeckt wird. Auch in der Osternacht folgt auf das Entzünden der Osterkerze am Osterfeuer der Ritus Türklopfens in Anlehnung an die Heilige Schrift (Offb 3,20): „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“
Dabei wird mit dem aus dem Grab entfernten Osterkreuz dreimal gegen das verschlossene Hauptportal der Kirche geschlagen und gesungen: „Öffnet die Tore, denn es kommt der König der Herrlichkeit!“ Darauf erklingt steht die Frage von innen: „Wer ist der König der Herrlichkeit?“ Nach dem dritten Mal erklingt die Antwort aus dem Psalm: „Der HERR der Heerscharen: Er ist der König der Herrlichkeit“ (Ps 24,10), worauf sich die Kirchentür für das Osterlicht öffnet. „Ich habe diesen Ritus zum ersten Mal erlebt“, erzählt Bernadette aus dem Allgäu bei der Abschlussrunde, „und mir kam es vor, als hätte Christus in diesem Augenblick wirklich an die Tür meines Herzens geklopft und um Einlass gebeten.“ Elias berichtete von seiner Osterfreude in der Osternacht, die ungewollt in einem Lachflash Ausdruck fand.
Junge Menschen als Protagonisten
Bei der Verabschiedung am Ostersonntag blickten Pastor Johannes Kerwer und Gemeindereferentin Franziska Hackenspiel zufrieden auf die Christustage und freuten sich über volle Kirchen, positive Rückmeldungen sowie neue Glaubensimpulse.
Die Jugendlichen waren sichtlich erschöpft aber glücklich: „Für mich war diese Karwoche die beste Erfahrung die ich hätte haben können. Der Zusammenhalt in der Gemeinde aber auch zwischen den Jugendlichen und die tiefen Gespräche haben diese Christustage besonders geprägt.“
P. Martin Baranowski LC betonte zum Abschied besonders das Zeugnis der jungen Menschen: „Der Kontakt mit jungen Menschen bestärkt mich immer wieder in meinem priesterlichen Wirken. Die Christustage sollten auch diese Freude und Frische des Glaubens erfahrbar machen und damit neue Hoffnung schenken. Daher waren die Jugendlichen wichtige Protagonisten.“
Eine geistliche Frucht der Tage zeigt folgende Rückmeldung: „Ich freue mich, dass ich mein erstes richtiges Osterfest mit Ihnen und auch allen anderen Patres feiern und erleben durfte. Die Messen waren alle wundervoll, jeder von Ihnen macht einen klasse Job!!! Ihre Predigten haben mich sehr berührt, vor allem die bezüglich der Vergebung und der Beichte. Aus diesem Grund habe ich mich auch entschlossen, meine erste Beichte bei Ihnen abzulegen, obwohl ich mir sehr schwer damit getan habe und auch Angst davor hatte… Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, aber Sie hätten es mir nicht leichter machen können.“