„Ich habe in der letzten Zeit vermehrt wahrgenommen, wie das Bedürfnis nach wahrer Liebe wächst. Viele Menschen leiden verdeckt darunter, dass es in der Gesellschaft keine guten Richtlinien gibt, die begeistern und durch die wir wirklich frei lieben können.“ Das sagte eine Teilnehmerin nach den neuen Exerzitien zur Theologie des Leibes, die vom 4. bis 11. März 2018 im Kloster Brandenburg an der Iller stattfanden. „Felicity“, so der Titel des Projekts“, kombiniert Schweigeexerzitien mit den heißen Themen Liebe und Sexualität unter katholischen Vorzeichen. Auf diesem Gebiet wird der katholischen Kirche ja eher Skepsis entgegengebracht. Doch der heilige Johannes Paul II hat mit seiner Theologie des Leibes einen Weg entwickelt, auf dem Gottes Liebesplan für unser Leben kennen lernen und wirklich glücklich werden können.
Gründliche Vorbereitung mit Studium und Gebet
Nachdem sie sich im "Studiengang Theologie des Leibes" der Hochschule im Stift Heiligenkreuz dem Thema auf akademische Weise näherte, bereitete Ärztin Linda Weber zusammen mit Pater Karl Maurer LC in zwei intensiven Jahren diese ganz neuen Exerzitien vor. Bei den Vorbereitungen war es eine besondere Herausforderung, den Reichtum der Erkenntnisse Johannes Pauls II. um Liebe und Sexualität unsere heutige Sprache zu übersetzen. Dabei konnten sich der Legionär Christi und die akademische Referentin für Theologie des Leibes mit dem Schwerpunkt Ehe, Sexualität und Spiritualität gegenseitig gut ergänzen: „Pater Karl hatte eine innere Unruhe, bis wir wahre und schöne Worte gefunden haben. Ich hatte eine innere Unruhe, bis wir die Erfahrungen des alltäglichen Lebens - die guten wie auch die schlechten - nicht angesprochen haben.“ „Dabei war der Plan Gottes für unser aller Leben zunächst einmal sehr gut“ bekräftigt die Referentin. „Er wollte uns mit allem beschenken, hat es getan und tut es immer noch. Dass wir aber immer mal wieder auf die Nase fallen, liegt an dem Hürdenlauf. Wir haben in unseren Felicity-Exerzitien versucht, unseren Teilnehmern die Augenbinden wegzunehmen, damit sie nicht über die Hürden stolpern müssen, sondern dass sie auch die Hilfestellungen erkennen und die Hürden im Gebiet der Leiblichkeit besser nehmen können.“
Pater Karl ergänzte, dass die Leidenschaften eigentlich von Grund auf gut und ein Geschenk Gottes sind. „Sie können uns aber auch in die Irre leiten, wenn wir uns nicht durch Gott führen lassen. So kann es sein, dass wir unser Ziel verfehlen." Johannes Paul II. empfiehlt hierfür, dass wir auf der Schwelle des Gefühls innehalten sollten und dann überlegen, ob wir zu diesem Funken Stroh und Holz dazu legen wollen, damit daraus ein loderndes Feuer entsteht, oder ob wir die Schönheit des Funkens wahrnehmen, ihn aber nicht weiter nähren. Letztlich hat Jesus uns den Weg zu Gottes gutem Plan wieder eröffnet. Er schenkt uns auch viele Kraftquellen."
Impulse, Stille und Gebet um sich und Gott ganz neu zu entdecken
Bei der inhaltlichen Fülle der Impulse empfanden die Teilnehmer die täglichen Zeiten der Stille und des Schweigens als gute Ergänzung. „Schweigen hatte ich noch nie“ sagte eine junge Teilnehmerin, „aber ich muss sagen, es hat mir echt gut getan. Mal die Gedanken laufen lassen, ohne dass ich ständig unterbrochen werde. Und weil auch nicht ständig etwas auf mich eindröhnt, dass ich mal Gedanken verarbeiten kann.“ Auch der unaufgeregt-realistische Blick der Medizinerin, die durchweg positiv über die Leiblichkeit sprach, gefiel den Teilnehmern gut. Ein junger Mann sagte: „Dass du, Linda, auch von deinen ‚Stürzen‘ bei deinem Hürdenlauf erzählt hast, hat mir sehr geholfen.“ Und Pater Karl bestätigt: „Wenn ihr zurück blickt und nicht wisst, wie ihr jetzt weiter machen sollt, weil ihr vielleicht auch Scherben erkennt, dann könnt ihr euch trotzdem entspannen: Keiner ist ohne Sünde. Und Jesus ist genau darum gekommen. Johannes Paul II. stellt klar: ‚Jesus ruft das Herz zu seiner erfüllenden Berufung des gegenseitigen Geschenks der liebevollen Selbsthingabe und Annahme.‘ Dass die Teilnehmer dieser frohen Botschaft, dem faszinierenden Liebesplan Gottes gegenüber so offen waren, hat mich bei diesen neuen Exerzitien sehr begeistert.“ Unterstützung erhielten die Referenten während dieser Tage nicht nur von Lindas Mann Benedikt Weber, der zu den Teilnehmern gehörte, sondern auch von zwei Ehepaaren, die durch das Apostolatsprojekt Liebe leben eine große Nähe zu den Freuden, aber auch den Sorgen und Nöten vieler Paare haben.
Nachhaltige Begeisterung
„Als die Exerzitien vorbei waren, hatte ich die staunende Vorahnung, dass hier junge Menschen, die Jesus lieben, zu brennenden Aposteln wurden, die auf ihre Weise an seinem Reich mitbauen wollen“, freut sich Referentin Linda Weber über den reibungslosen Ablauf der Exerzitien. Co-Organisator Pater Karl Maurer LC weist darauf hin, dass von den insgesamt 12 Teilnehmern drei nun zu Multiplikatoren für die Theologie des Leibes werden möchten. Dazu gehören auch die beiden jungen Mädchen, die in ihrem Heimatort eine Diskussions- und Gebetsgruppe gründen wollen, um dort mit Gleichaltrigen tiefer in dieses Thema einzusteigen.