Bischof Stefan besprengt den Altar, auf dem noch kein Messopfer gefeiert worden ist, mit dem eben gesegneten Weihwasser. Dann zieht er an seinem rechten Arm Albe und Kasel hoch, gießt aus einem kleinen Gefäß großzügig Chrisamöl auf den Altar und verteilt es gleichmäßig mit der bloßen Hand. Langsam durchzieht der feine Duft des Öls die neue Kapelle des ApostelHauses in Alzgern. Durch diese Salbung wird der Altar zum Symbol Christi.
Zahlreiche Besucher
Die 400 Gläubigen in der Kapelle und auf der Terrasse nebenan verfolgen an diesem wunderschönen Sommertag mit Interesse, was sich vor ihren Augen vollzieht. Sie sind Zeugen eines besonderen Augenblicks. Dann häuft der Bischof an den fünf am Altar eingravierten Kreuzen, die die Wundmale Christi symbolisieren, Weihrauch auf. Mit dem Entzünden des Weihrauchs sollen die Gebete als Wohlgeruch zu Gott aufsteigen. Im abschließenden Weihegebet kommt zum Ausdruck, dass der Altar nun für immer dem Herrn geweiht ist, der Bischof bittet den Herrn um seinen Segen.
Der Altar als Ort der Hingabe
„Es ist das Allergewöhnlichste für uns gläubige Christinnen und Christen, wenn wir in eine Kirche gehen und darin einen Altar stehen sehen“, schilderte der Bischof zu Beginn der Feier. „Es zählt aber zum Allerbesondersten, dass so ein Altar installiert, aufgesetzt und dann geweiht wird – aus Stein, das heißt, der ist gewissermaßen für die Ewigkeit gebaut. Der Altar wird immer dann, wenn der Priester einzieht, geküsst, weil er ein Symbol für den Herrn selber ist. Im Hebräerbrief wird Christus auch ‘der Altar´ genannt. Dieser Ort ist der Ort seines Opfers. So wie wir das Kreuz zusammen mit dem Gekreuzigten verehren, so verehren wir den Altar als Ort seiner Hingabe, seines Opfers, seiner Gegenwart. So freut es mich sehr, dass Sie gekommen sind, um diese Art Gründungsakt mitzuvollziehen, eine sehr besondere Feier innerhalb unserer katholischen Kirche.“
Das Bild des Feuers auf dem Altar verwendet Bischof Stefan auch dafür, um die beiden Schrifttexte des Tages (Jer 7,1-11; Mt 13,24-30) auszulegen: „Das Feuer ist in der Heiligen Schrift immer wieder ein Bild für Gott, ein ambivalentes Bild. Wenn die Kirche an Pfingsten geboren wird, kommt der Heilige Geist in Gestalt von Feuerzungen. Und gleichzeitig sagt uns Jesus, dass Menschen, die verlorengehen, dem ewigen Feuer ausgesetzt sind. Wenn Menschen sich nicht von innen her vom Feuer des Heiligen Geistes berühren, erwecken, anzünden lassen, es ihr ganzes Leben lang nicht tun und sich am Ende radikal gegen Gott entscheiden, dann kommt das Feuer der Liebe Gottes wie das Feuer der Hölle auf sie zu, das sie verzehrt. Gott kommt im Feuer und es gibt ein dramatisches Wort Jesu im Neuen Testament: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen (Lk 12,49).
Die Frage an uns, liebe Schwestern und Brüder, ist: Wenn jetzt da am Altar das Feuer Gottes entzündet wird, entzündet das etwas in mir? Gehe ich dann heim und merke: Lieber Gott, du bist wirklich in die Welt gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen, das Feuer deiner Liebe, das Feuer deiner Hingabe, das Feuer deiner Geduld, das Feuer deines Trostes, das Feuer deiner Vergebung. Das soll in mir wachsen, weil du da bist, hilf mir dabei, dass es wächst! Ich möchte ein Mensch werden, der dieses Feuer in sich hat. Und damit anderen Orientierung gibt, anderen vergibt, andere erwärmt, anderen Trost spendet, andere in die Freude führt. Wenn das in mir wächst, bin ich auf dem Weg, selber ein Tempel zu werden. Wahrscheinlich kennen Sie alle das Wort vom heiligen Augustinus: ´In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.´
Vielleicht kennen Sie das noch schönere, aber auch radikale Wort der heiligen Katharina von Siena: 'Wenn wir die wären, als die uns Gott gemeint hat, wir würden die Welt in Brand setzen.´ Ich darf Sie einladen, nachher von dieser Altarweihe so wegzugehen, dass Sie wieder ein bisschen mehr entzündet worden sind. Und dass wir realisieren, dass wir berufen sind, mit dem Herrn zusammen Feuer in die Welt zu bringen. Das gute Feuer, das nicht verbrennt und verzehrt, sondern in uns etwas entzündet. Möge diese Altarweihe ihren Dienst dazu leisten und möge dieser Altar, an dem immer und immer wieder das Opfer des Herrn, sein Sich-Verzehren aus Liebe, Frucht bringen. Und Feuer auf die Erde werfen!“
Mission der Liebe Gottes
Es sei eine schöne Fügung, dass fast genau zehn Jahre, nachdem Bischof Stefan Oster das Haus am 29. Juni 2014 eingeweiht hatte, er selber den Altar in der neuen Christkönigkapelle weihen habe können, freute sich ApostelHaus-Leiter Pater Joachim Richter LC bei seiner kurzen Präsentation am Nachmittag. Er griff das Bild vom Feuer nochmals auf: „Wir wollen Apostel sein und Christen ausbilden, damit wir alle als Getaufte unseren missionarischen Auftrag entfalten können. Wir wollen das Feuer der Liebe Christi in möglichst vielen Menschen entzünden, von der Schönheit und Wahrheit des Evangeliums Zeugnis geben und so überall das Reich Christi aufbauen. ‚Du bist eine Mission´: Diese Worte von Papst Franziskus drücken ganz kompakt eine Wahrheit aus, die für jeden Getauften gilt: Jeder Christ ist eine Mission der Liebe Gottes.“
Verbindung zum großen Heiligen von Altötting
Zu Beginn der Zeremonie hatte der Passauer Bischof die Reliquien des hl. Konrad von Parzham in den Altar eingesetzt. „Dass diese Verbindung zum großen Heiligen von Altötting möglich geworden ist, dafür sind wir sehr dankbar“, freut sich Pater Joachim Richter LC. Der hl. Konrad, geboren 1818 als Johannes Birndorfer in Weng bei Bad Griesbach, war ein Mann des Gebets und der Frömmigkeit. Der Laienbruder war 41 Jahre lang Pförtner des Kapuzinerklosters St. Anna in Altötting. Bis zu 300.000 Pilger klopften jährlich an die Tür des Klosters, er behandelte alle mit großer Liebe und demselben Respekt. Dort starb Konrad 1894, Papst Pius XI. sprach ihn 1934 heilig. Der Heilige ist Mitpatron des Bistums Passau und Patron des Seraphischen Liebeswerks in Altötting.
Ehrengäste der Altarweihe waren unter anderem Heribert Schauer, Dekan von Neuötting, und Klaus Metzl, Wallfahrtsdirektor von Altötting, beide konzelebrierten. Letzterer hatte, als er noch Generalvikar der Diözese Passau war, die Ordensgemeinschaft bei der Gründung der Niederlassung unterstützt, als sie auf der Suche nach einem zweiten Standort im Süden Deutschlands 2012 in Alzgern fündig geworden war. Auch Peter Haugeneder, erster Bürgermeister von Neuötting, feierte mit. Er hatte einst die Legionäre Christi beim Kauf des Hauses vermittelnd unterstützt.
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