P. Martin: Eigentlich überhaupt nicht. Als ich mich auf den Weg zum Priestertum machte, wünschte ich mir eher eine Karriere als Theologieprofessor. Zur Jugendarbeit fühlte ich mich gar nicht befähigt. Doch schon ab dem Noviziat wurde mir diese Arbeit anvertraut. Zuerst war das für mich schwierig und eher eine Überwindung. Heute bin ich dankbar dafür, dass Gott es so gefügt hat.
P. Martin: Ich habe den Kontakt mit jungen Menschen immer mehr als stetige Anfrage und fruchtbare Herausforderung für meinen eigenen Glauben erlebt. Junge Menschen stellen oft unbequeme Fragen, fordern Authentizität und suchen Zeugen. Ich habe aber auch ein großes Interesse, ehrliche Offenheit und beeindruckende Großzügigkeit erlebt. Das fasziniert und ermutigt mich immer wieder.
P. Martin: Für viele ist es schwer, einen altersgemäßen Zugang zum Glauben und eine persönliche Beziehung zu Christus zu finden. Da fühlen sich selbst gläubige Eltern und engagierte Seelsorger oft überfordert. Die Angebote des Regnum Christi setzen da an und wollen Hilfen anbieten.
Wie sieht diese aus?
P. Martin: Unsere Angebote versuchen jungen Menschen zu helfen, in eine persönliche Freundschaft mit Christus hineinzuwachsen, den Schatz des Gebetes und der Sakramente zu entdecken, die Gemeinschaft der Kirche positiv zu erfahren sowie ihr persönliches Potential zu erkennen und zu entfalten sowie dieses auch für die Sendung als Christ fruchtbar zu machen.
P. Martin: Ganz im Gegensatz zum gesellschaftlichen Trend staune ich über ein wachsendes Interesse an unseren Angeboten: Im Jahr 2023 gab es neben den lokalen Gruppenstunden 129 mehrtägige Treffen mit fast 3800 Teilnahmen. Durch den Einsatz vieler Jugendlicher und Erwachsener konnte sich die Veranstaltungen des ECYD inhaltlich und zahlmäßig entwickeln. Ein Highlight ist für mich das jährliche „United“ Treffen im ApostelHaus Alzgern, an dem dieses Jahr 370 junge Menschen teilnahmen (wir haben berichtet).
P. Martin: Natürlich lassen wir uns Eigenes einfallen, was junge Menschen interessiert und anspricht: Sport, Abenteuer, Gemeinschaftserfahrungen, Reisen in andere Länder. Doch entscheidend ist es, nicht nur Veranstaltungen zu organisieren, sondern junge Menschen mit Christus und seinem Evangelium in Kontakt zu bringen. Immer wieder habe ich erlebt, dass Christus auch heute junge Menschen anspricht, sie begeistert, ihnen Sinn, Heilung, Gemeinschaft und Halt nahebringt. Besonders beeindruckend sind die positiven Erfahrungen mit der Anbetung und dem Sakrament der Versöhnung, aber auch der Einsatz für andere berührt oft sehr tief.
P. Martin: Besonders wichtig ist die Vernetzung und die Bildung von Gemeinschaften, damit Glaube kein oberflächlicher Event bleibt, sondern in einer beständigen Ausbildung wachsen und durch eine angemessene Begleitung vertieft wird. In einer Gemeinschaft von Gleichaltrigen wird der Glaube erlebt und erprobt, um sich nicht in sich selbst zu verschließen, sondern zum Engagement in der Kirche und Welt zu führen.
Wie wachsen solche Glaubensgemeinschaften?
P. Martin: Ein Schlüssel ist die Begleitung und Ausbildung der Teamleiter. Mit ihrem Engagement und ihrem Zeugnis bringen sie eine positive Dynamik in die Gruppen aber immer auch neue Ideen sowie einen Geist, der für die jungen Menschen anziehend ist. Daher waren mir die Teamleitertreffen, das Programm der Sommercoworker sowie der Jahrescoworker ein besonderes Anliegen. Ebenso wichtig ist natürlich die enge Zusammenarbeit mit den Eltern, welche naturgemäß die Erstverantwortlichen für die Erziehung der Kinder sind. Ich bin dankbar, dass sich viele von ihnen ehrenamtlich engagieren und damit die Vielzahl der Angebote ermöglichen. In der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien, in die jeder die von Gott geschenkten Gaben und Charismen einbringt, sehe ich ein großes Potential für das qualitative und quantitative Wachstum der Jugendarbeit.
Wie sich die Jugendarbeit in den fast drei Jahrzehnten Ihres Wirkens verändert?
P. Martin: Das Bekanntwerden der schrecklichen Missbrauchsfälle hat eine umfangreise Präventionsarbeit angestoßen, um den jungen Menschen ein sicheres Umfeld anzubieten und eine Kultur zu fördern, die der Würde des Menschen entspricht. Außerdem beinhaltet die Entwicklung der sozialen Medien sowohl neue Chancen aber auch Gefahren. Heute leiden junge Menschen unter Belastungen und Schwierigkeiten, die frühere Generationen so kaum kannten, andererseits haben sie oft neue Fragen, die zum Glauben führen können sowie mehr Möglichkeiten und Interesse, die Welt zu erkunden, sich zu vernetzen und auszubilden.
Was würden Sie jemanden mitgeben, der heute in der Jugendarbeit beginnt?
P. Martin: In den Jahren ist in mir immer mehr die Überzeugung gereift, dass es für eine gelingende Jugendarbeit weniger eine Vielzahl von Fähigkeiten oder Talenten oder äußeren Mitteln braucht, sondern vielmehr ein aufrichtiges Interesse und eine echte Liebe zu den jungen Menschen. Das kann nicht improvisiert oder gespielt werden, sondern kommt letztlich aus dem Glauben und der eigenen Beziehung zu Christus. Letztlich geht es darum, den Schatz zu teilen und die kostbare Perle zu zeigen, die ich selbst gefunden habe und die mir selbst immer wieder Freude und Mut schenkt.
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P. Raphael, Sie waren als Kind eines der ersten ECYD-Mitglieder in Deutschland. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
P. Raphael: 1996 habe ich zum ersten Mal an einem ECYD-Camp teilgenommen. Ich war 10 Jahre alt. Die Mischung aus Sport, Abenteuer, Freundschaften und Glaube hat mich begeistert. Als ich nach Hause kam, habe ich meinen Eltern gesagt: „Ich will mehr davon!“.
Was motiviert Sie zum Einsatz in der Jugendarbeit?
P. Raphael: Ich glaube, dass das Leben ein Geschenk ist, junge Menschen auf dem Weg zum Erwachsensein zu begleiten, sie in ihren alltäglichen Herausforderungen zu motivieren und sie zu inspirieren, diese Welt gemäß dem Evangelium zu verändern, das fasziniert mich. Der wichtigste Baustein dabei bleibt die Freundschaft mit Jesus. Es ist immer eine Freude, wenn ein junger Mensch das für sich entdeckt.
Welche Perspektiven und Schwerpunkte haben Sie für die Jugendarbeit in den kommenden Jahren?
P. Raphael: Wenn in den vergangenen Jahren junge Menschen im ECYD einen Weg gefunden haben, um ihre Beziehung mit Gott lebendig werden zu lassen, dann haben wir das vielen Jugendlichen und Erwachsenen zu verdanken, die einen beachtlichen Teil ihrer Zeit zur Begleitung der Jugendlichen und Organisation der Veranstaltungen zur Verfügung gestellt haben. Das wird auch in Zukunft wichtig sein. Ich freue mich darauf, an weiteren Orten das Entstehen neuer Teams zu begleiten. Vielleicht sind Sie, lieber Leser, ja auch dabei!
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