Dienstag, 6. Dezember 2022

„Das ist ein Leben mit Hoffnung!“

Andreas Egervári (32) vertritt nun für drei Jahre die Laien im Territorialen Leitungskollegium der Regnum-Christi-Föderation in West- und Mitteleuropa. Im Interview schildert er seine ganz persönliche Sicht auf die Gemeinschaft, was er dort erlebt hat und worauf er in seiner neuen Funktion Wert legt.

Andreas Egervári trat 2009 ins Regnum Christi ein. Andreas Egervári trat 2009 ins Regnum Christi ein. Seit November 2022 gehört Andreas Egervári dem Territorialen Leitungskollegium der Regnum-Christi-Föderation für West- und Mitteleuropa an. Andreas stammt aus Rothenburg ob der Tauber und lebt derzeit mit seiner Familie in Neuss am Niederrhein. 2006 trat er ins Regnum Christi ein. Nach dem Abitur war er als Coworker im Regnum Christi in der Slowakei und den USA tätig, später studierte er u.a. in Madrid (Spanien) an der Universität „Universidad Francisco de Vitoria“. In den letzten Jahr engagierte er sich besonders beim Aufbau des ApostelHauses in Ratingen, wo er für den Bereich der Anbetung verantwortlich ist. Im Interview mit Franz Schöffmann erzählt er, warum er sich im Regnum Christi einbringt, was diese Gemeinschaft für ihn bedeutet und worin er seine neue Aufgabe im Leitungskollegium sieht.

Herr Egervári, warum sind Sie eigentlich im Regnum Christi?
Andreas Egervári: Das hat eine Geschichte. Als Kind war ich ein bisschen gläubig, aber ich lebte in einem Ort, in Rothenburg ob der Tauber, in dem es keine Gläubigen gab. Ich hatte mich unglaublich danach gesehnt, jemanden zu kennen, der ein bisschen ist wie ich. Als ich um die 13 Jahre alt war, habe ich das Regnum Christi kennengelernt. Das war für mich eine neue Welt. Mit 15, 16 wollte ich dazugehören, weil ich die Leute so super fand, das hat mich angezogen. Gott hat dann immer wieder durch das Regnum Christi gewirkt.

Was war so faszinierend an diesen Menschen?
Andreas: Sie waren ganz besonders, einfach anders. Wie sie miteinander gelebt haben, miteinander umgegangen sind, aber es war mehr als das. Die Atmosphäre war hoffnungsvoll und lebendig. Man hat einfach gemerkt: Das ist ein Leben mit Hoffnung. Es fällt den jungen Leuten heute sehr schwer, ein Leben zu finden, wo es Hoffnung gibt. Meine Generation und Freunde kämpfen darum, ein Leben mit Sinn zu finden. Ich glaube, wir suchen sehr stark danach.

Im Regnum Christi haben Sie diesen Sinn gefunden?
Andreas: Ja, darin haben ich und andere diesen Sinn ´in Christus´ gesehen. Was dann wirklich zu Christus führt, zu Gott, zu etwas Übernatürlichem, nicht nur zu etwas, was bei sich selbst endet.

Welchen Sinn hat denn das Leben?
Andreas: Das musste ich erst mit der Zeit erkennen. Aber das ist so ein – und das soll nicht formelhaft klingen – Glücklichsein mit Gott im Leben. Weil Gott wirklich ein Vater für mich ist. Das hat sich für mich vor einem halben Jahr nochmals total geändert, weil ich Vater geworden bin. Ein Kind zu haben ist so etwas wie ein fünftes Evangelium für mich. Ich liebe das Kind und genieße es unglaublich, mit ihm zu sein – das ist so sehr eine frohe Botschaft für mich, einfach weil ich weiß: Gott tut das noch viel mehr mit mir und mit uns. Das ist wundervoll. Das einfach genießen zu können, ist für mich auch eine unglaublich neue Freiheit.

Sie meinten vorhin, beim Regnum Christi hatten Sie ein Leben mit Hoffnung wahrgenommen. Was ist denn ein Leben mit Hoffnung für Sie?
Andreas: Ich habe lange, lange gesucht und gefragt, was denn Hoffnung überhaupt ist. Ich habe mit vielen darüber gesprochen, auch mit Priestern. Leben mit Hoffnung und Leben mit Sinn sind für mich sehr eng miteinander verbunden. Das eine gehört zum anderen. Leben mit Hoffnung ist für mich Leben mit Sinn.

Was hatten Sie als Jugendlicher im Regnum Christi als sinnvoll erachtet?
Andreas: Ohne das Regnum Christi konnte ich mir nicht vorstellen, dass es irgendwie ein Leben gibt oder dass ich eine Zukunft habe, in der ich glücklich bin. Weil ich das Gefühl hatte, ich könnte nicht ich selber sein in einer Gesellschaft ohne christlichen Bezug. Um selber sein und aufgehen zu können, nicht gefangen zu sein in einer falschen Welt, habe ich so eine christliche Hoffnung gebraucht, in der man das leben kann. Und das habe ich so sehr im Regnum Christi gesehen.

Sie haben die Regnum Christi-Gruppe als hoffnungsvoll und lebendig beschrieben, wie sieht das praktisch aus?
Andreas: Ich habe das schon sehr früh gemerkt: Die jungen Menschen dort haben mir wirklich etwas Gutes gegönnt. In meinem schulischen Umfeld hingegen gab es Rivalität, Neid oder sogar den Wunsch, dass es einem nicht gut geht. Doch das Regnum Christi-Umfeld hatte etwas Geschwisterliches, Familiäres. Alles andere kam hinzu. Wir hatten eine wundervolle Zeit und viel Spaß miteinander.

An dieser geschwisterlich-familiären Atmosphäre hat sich bis heute nichts geändert?
Andreas: Nein, die hat sich verstärkt. Früher hatte ich den Traum gehabt, dass es gerade bei den jungen Erwachsenen eine Gruppe gibt, wo man sich regelmäßig treffen kann. Wir haben uns nur ein- bis zweimal pro Jahr getroffen. Inzwischen hat sich das voll etabliert. Gerade in dieser Altersgruppe merke ich einen so riesigen Durst, wo alle mit ihren Gebrochenheiten willkommen sind und sich gut fühlen können. Mit all den Geschichten im Leben, wo vieles nicht richtig gelaufen ist.

Sie blicken auf 16 Jahre Regnum Christi zurück. Hat sich da im Wesen, im Charisma etwas geändert?
Andreas: Im Kern nicht, denke ich. Das Charisma muss man einfach kennenlernen, man kann es nicht wirklich in Worte fassen. Für mich ist entscheidend, wie man gemeinsam lebt und miteinander umgeht. Die beste Beschreibung lautet wohl: Das Charisma spiegelt ein bisschen wider, wie Jesus Christus die Apostel um sich sammelt.

Würden Sie denn einem Außenstehenden raten: Probier´s mal?
Andreas: Das würde ich dieser Person sehr ans Herz legen, einfach einzutauchen in eine Gruppe.

Und diese Person braucht keine Angst zu haben, vereinnahmt zu werden?
Andreas: Überhaupt nicht. Da muss ich spezifisch von den jungen Erwachsenen sprechen: Sie haben so eine Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Natürlich muss man darauf achten, dass nicht eine Blase entsteht, wenn man in einer guten Atmosphäre immer dieselben Freunde trifft und keine anderen mehr.

Hält denn eine solche Regnum Christi-Gruppe größere Gegensätze aus?
Andreas: Es ist unvermeidlich, dass es Gegensätze gibt. Einfach, weil Menschen gegensätzlich sind. Wir haben früher den Fehler gemacht, einheitlich sein zu wollen und einen Idealtyp vorzugeben, wie ein Priester oder Laie zu sein hat. Gott hat uns sehr viele Chancen gegeben, um zu erkennen, dass wir aber schwach und fehlerhaft, also normale Menschen sind. So konnten ganz unterschiedliche Fehler auch ein Segen werden. Das erleichtert dann eine Korrektur und ein Menschlicher-Werden.

Sie sind jetzt im Leitungskollegium, warum haben sie ja gesagt?
Andreas: Ich bin sehr gerne bereit zu dienen, dem Regnum Christi gegenüber verspüre ich eine tiefe Dankbarkeit. Gott hat mich in all den schwierigen Momenten meines Lebens durch das Regnum Christi sehr beschenkt. Da will ich etwas zurückgeben. Ich fühle mich dort ausgesprochen wohl und blühe dort so richtig auf.

Wann haben Sie sich von Gott so sehr beschenkt gefühlt?
Andreas: Ich bin über das ECYD zum Glauben gekommen, habe im Regnum Christi meine Frau und dadurch den Glauben noch viel intensiver kennengelernt. Entscheidend waren auch die Coworker-Jahre nach meiner schwierigen Schulzeit.

Und was bringen Sie im Leitungskollegium ein?
Andreas: Ich kann als Jüngster eine frische Note einbringen. Das Kollegium soll möglichst gut geleitet werden. Wenn ich den Eindruck habe, dass das nicht der Fall ist, werde ich mich möglichst stark einbringen. Ich will mich also der Leitungskultur nicht einfach anpassen. Doch bei allem dürfen wir nicht vergessen, dass das Regnum Christi ein Geschenk des Heiligen Geistes, also nicht von Menschen gemacht ist. Wichtig ist, dass wir immer den Mut haben, einerseits den Kern zu bewahren, andererseits aber auch sehr offen auf den Heiligen Geist zu hören, auf Gott zu vertrauen und Veränderungen zu wagen.

Welche Talente bringen Sie ein?
Andreas: Ich bin proaktiv, kann gut analysieren, entscheide mutig und mit Gottvertrauen, kenne das Regnum Christi auch international, war mit ihm auf allen Kontinenten.

Was wollen oder werden Sie lernen?
Andreas: Das Allerwichtigste ist, in allen Ländern die jeweilige Regnum Christi-Realität kennenzulernen, um dann gut leiten, führen und vor allem beraten zu können. Die Kulturen sind in Mitteleuropa ganz unterschiedlich.

Soll das Regnum Christi wachsen?
Andreas: Daran sollten wir nicht denken. Unser Thema muss sein, dass wir die Schäfchen, die sich uns zugehörig fühlen und mit uns eine Familie bilden, möglichst gut zu Gott führen. Und wenn wir das tun, lässt Gott das Regnum Christi auch größer werden. Gott sei Dank wächst es sehr gut.

(Das Interview führte Franz Schöffmann.)

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Dieses Interview veröffentlichen wir in einer Reihe von vier Interviews mit ehemaligen und neuen Mitgliedern der Leitungskollegien der Regnum-Christi-Föderation, einer Leitungsform in der katholischen Kirche, die kirchenrechtlich ein Novum darstellt und erst seit 2019 existiert. Das Regnum Christi lebt von der Initiative und der Mitverantwortung aller und aller Berufungen in unserer geistlichen Familie. Die Interviews wollen Frauen und Männer näher vorstellen, die sich in unserer Gemeinschaft einbringen: Wer sind sie? Was bewegt sie? Was heißt für sie Christsein? Wie denken sie über das Regnum Christi, die Kirche und die Welt?

Additional Info

  • Untertitel:

    Andreas Egervári (32) vertritt nun für drei Jahre die Laien im Territorialen Leitungskollegium der Regnum-Christi-Föderation in West- und Mitteleuropa. Im Interview schildert er seine ganz persönliche Sicht auf die Gemeinschaft, was er dort erlebt hat und worauf er in seiner neuen Funktion Wert legt.

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
  • Datum: Ja
  • Druck / PDF: Ja
  • Region: Deutschland

    

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