Mittwoch, 27. Januar 2021

Frei werden für Gott und den Nächsten

Warum „Exodus 90“ für ihn eine massive Herausforderung war, die sich aber genauso massiv gelohnt hat? Ein sehr persönliches Zeugnis von Christian Enders.

Zum ersten Mal stieß ich auf die App „Exodus 90“ in einem Artikel der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ Anfang 2019. („Exodus 90“ ist eine 90tägige Gebetsaktion. Anm. der Redaktion) Ich las diesen Artikel zunächst mit unbeteiligtem Interesse und speicherte ihn unter „grundsätzlich interessant, aber nicht für mich“ in meinem Gedächtnis ab. Irgendwie kam ich Ende 2019 noch einmal auf das Thema, recherchierte ein wenig und dachte mir dann, ich probiere es einfach mal für mich. Ein Bekannter wies mich darauf hin, dass „Exodus 90“ aber nur in Gemeinschaft gehe, gab mir eine Kontaktnummer und die Challenge begann! Warum Challenge? Nun, „Exodus 90“ besteht aus drei Kernelementen (Gebet, Askese und Gemeinschaft mit anderen Männern), die meiner Wahrnehmung nach im modernen (katholischen) Mannsein leider zu häufig unterentwickelt sind und für mich manche Überwindung erforderten – aber auch großen Reichtum bereithielten.

Effizient Beten

Gebet – für mich scheinbar kein Problem, ich versuchte ja schon, jeden Tag zu beten und so meine Beziehung zu Gott zu pflegen. Doch Exodus rief mich zu mehr! Jeden Tag ein Schrifttext aus dem Buch Exodus, ein geistlicher Impuls dazu und stilles kontemplatives Gebet, optimaler Weise alles zusammen eine Stunde, die sogenannte „Holy Hour“. Das forderte schon Ausdauer und Sitzfleisch, doch Gott beschenkte mich mit wachsendem innerem Frieden, einem viel tieferen Vertrauen in und einer wachsenden Offenheit für sein Wirken. Statt meiner Angst, nicht genügend Zeit zu haben oder Zeit zu verschwenden, wurde ich viel effizienter in dem, was ich tat, und als unwichtig erkannte Dinge ließ ich einfach weg, kurz: Ich hatte immer genügend Zeit zum Gebet, ich musste sie mir nur aktiv nehmen. Bereut habe ich es nie. Oft kamen jedenfalls bei mir die tiefsten Gebetserfahrungen, wenn ich über meine zeitliche Komfortzone bewusst hinausgegangen bin und gesagt habe: „Nein, ich bleibe jetzt weiter hier sitzen!“

Befreiung durch Verzicht

Askese – dieser Punkt war bei mir vermutlich am meisten unterentwickelt. Klar, in der Fastenzeit verzichtet man schon mal längere Zeit auf etwas und klar, es gibt das Freitagsgebot. Doch als ich die lange Liste von „Exodus 90“ las, musste ich schon erst einmal schlucken! Internet und Handy nur noch für essenzielle Kommunikation und die Arbeit? Keine Süßigkeiten? Kein Fernsehen? Kalt duschen? Klar, es gibt Sachen, die für mich einfacher waren, weil ich damit kein Problem hatte, aber mit machen hatte ich eben doch eins. Ich denke, dass diese Liste bei jedem einzelnen ungesunde Neigungen und Abhängigkeiten individuell aufdecken soll. Man merkt das, wenn man sich insgeheim die Frage stellt: „Was mach ich denn, beziehungsweise was wird denn aus meinem Leben, wenn X wegfällt?“ Meine Antwort später darauf: „Natürlich geht es ohne und du wirst es überleben – es wird danach sogar weitaus besser als vorher.“ Das habe ich auch wirklich in mehreren Punkten, vor allem bei der Mediennutzung, selbst erlebt und Befreiung erfahren! Den bei vielen Männern und auch bei mir sicherlich sehr herausfordernde Punkt, das kurze kalte Duschen, habe ich erst ab Tag 42 geschafft. Wichtig ist zu betonen, dass die Askese nicht als unbarmherziges Leistungsdenken betrachtet werden soll, sondern als Herausforderung, an der wir scheitern können und dürfen, die wir aber als „Exodus 90“-Männer freiwillig in Demut annehmen, uns ihr mit Gottes Hilfe stellen und durch sie wachsen. Das Entscheidende im „Exodus“ tut nämlich Gott.

Aus Fremden werden Wegbegleiter

Gemeinschaft, bei „Exodus 90“ im englischen Original „fraternity“ (Bruderschaft) genannt, ist für mich der dritte Punkt gewesen, wo ich dazulernen durfte. Glücklicherweise darf ich schon seit vielen Jahren verschiedene Formen von Gemeinschaft im Glauben erleben und auch immer wieder vertiefte Männergespräche über Glaubensthemen. Dennoch musste ich im Rahmen meines Glaubensweges auch immer wieder mal etwas alleine durchziehen, dass ich für richtig erachtete, und so schien es mir auch bei „Exodus 90“ zu sein. Doch glücklicherweise konnte ich noch kurzfristig Teil einer deutschlandweiten Gruppe werden, die sich wöchentlich in Telefonkonferenzen und etwas seltener in punktuellen regionalen persönlichen Treffen zusammenfand. Hier waren der regelmäßige Austausch über den persönlichen Exodus, die Erfolge und Fehlschläge sowie vertiefte geistliche Männergespräche in angenehmer Atmosphäre möglich. Jeder durfte auch mal schwach sein und gegenseitige Ermutigung war das Ziel. Speziell im Konzept der „Verankerung“ mit einem der Gruppenmitglieder habe ich eine große Bereicherung erfahren. Aus einem zuvor Fremden wurde ein Wegbegleiter, Freund und geistlicher Bruder. Ich durfte vertieft die Kraft erfahren, die darin liegt, wenn Kinder Gottes konkret in Anliegen füreinander beten und diese wöchentlich miteinander austauschen. Die übergeordnete Gebetsgemeinschaft aller „Exodus“-Männer habe ich ebenfalls als mächtig empfunden: zu wissen, dass alle „Exodus“-Teilnehmer jeden Tag für einen selbst beten und man selber für alle anderen, das schweißt zusammen.

Immer noch auf dem Weg

Wie kann ich meinen „Exodus“ am besten zusammenfassen? Es war eine geistliche, abenteuerliche Reise mit meinen Brüdern aus der Knechtschaft verschiedenster Unfreiheiten und Sünden hin zu mehr Selbsterkenntnis, Selbstdisziplin und der größeren Freiheit Gottes, ähnlich wie die Israeliten von Gott aus der Knechtschaft des Pharaos in Ägypten befreit wurden. Im Anschluss daran habe ich mit meiner Gruppe weitere Bausteine aus dem Nachfolgeprogramm „Tag 91“ gemacht, die zu einem vertieften und reifen Leben als Mann in der Nachfolge Jesu führen wollen. 2021 folgt der nächste „Exodus 90“ als Leiter einer regionalen Gruppe. So wie es die Israeliten waren, bin ich nämlich auch immer noch auf dem Weg.

Weitere Informationen zu „Exodus 90“ finden Sie hier!

 

 

Additional Info

  • Untertitel:

    Warum „Exodus 90“ für ihn eine massive Herausforderung war, die sich aber genauso massiv gelohnt hat? Ein sehr persönliches Zeugnis von Christian Enders.

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
  • Datum: Ja
  • Druck / PDF: Ja
  • Region: Österreich

    

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.

feedback