Der Pilgerweg #mariazellONEway ist ein Angebot des „Zentrums Johannes Paul II.“ des Regnum Christi in Wien, organisiert im Zuge der Veranstaltungsreihe „Adventure & Faith“.
Es gibt sie noch – die Abenteuer in unserer Zeit. Dazu muss man keinen Everest besteigen oder einen weißen Fleck auf einer Landkarte suchen. Nein, man kann auch zum Beispiel einen traditionellen Pilgerweg anstatt in 4 Tagen in 24 Stunden gehen, wenn man etwas verrückt genug ist.
Ich habe mich dazu entschlossen, bei #mariazellONEway mitzugehen und mich diesem Abenteuer zu stellen. Von Heiligenkreuz (bei Wien) nach Mariazell über die Via Sacra, das sind etwas mehr als 100 km und rund 3.000 Höhenmeter in 24 Stunden zu gehen.
Was ich mir im Rückblick mitnehme, möchte ich hier in wenigen Punkten festhalten:
Dein Körper kann mehr als du denkst
Ich habe bei diesem Abenteuer einen persönlichen Grundsatz bewusst missachtet. Normalerweise bereite ich mich immer sehr genau und gut auf eine Herausforderung vor. Durch viele Jahre im Motorsport und auch andere sportliche Aktivitäten weiß ich, dass dabei ohne gezielte und konsequente Vorbereitung kein Erfolg rauskommt. In diesem Fall hatte ich überhaupt keine Zeit für ein Training. Da ich aber wusste, dass es einen tollen Support gibt und man eigentlich zu jedem Zeitpunkt aussteigen kann, wollte ich mich selbst auf die Probe stellen und sehen, wie weit ich es schaffen könnte. So ehrlich muss ich hier sein. Doch den Preis dafür sollte ich auch bezahlen! Bei ca. 70 km war es so, dass mein Körper meinte, es wäre jetzt genug mit dem Gehen. Abgesehen von den Blasen, wollte auch die Muskulatur nicht mehr so richtig und es gab dann bei Kilometer 80 so einen Moment, wo ich echt dachte: Das war es jetzt. Doch ich wollte unbedingt selbst in Mariazell einmarschieren und dieses Ortschild habe ich in meinem Kopf regelrecht herbeigesehnt!
Ich konnte durchhalten (abgesehen von ein paar Kilometern, die wir als ganze Gruppe per Auto zurückgelegt haben, weil wir sonst die heilige Messe wohl nicht pünktlich erreicht hätten). Gerade der letzte Anstieg über den Annaberg war für mich wie eine Wand! Dennoch, Schritt für Schritt konnte ich auch diesen letzten Berg überwinden und Schritt für Schritt kam ich meinem Ziel Mariazell näher. Es ist wirklich so, dass der stärkste „Muskel“ in unserem Kopf zu finden ist – und wenn wir uns dafür entscheiden, auch mal einen gewissen Grad an Schmerzen, Schwierigkeiten und Mühsal anzunehmen, dann kann unser Körper noch sehr, sehr lange durchhalten! Das führt mich zu meinem zweiten Punkt >
Opferbereitschaft
Wie weit sind wir als moderne Gesellschaft heute überhaupt noch bereit, ein Opfer zu bringen? Dieses Wort alleine klingt irgendwie schon fremd, oder? Mich treiben schon lange Überlegungen zu diesem Thema an und gerade oder vielleicht auch genau deshalb wollte ich auch bei diesem Abenteuer mitgehen. Ich wusste ja, dass ich ohne Training hier nicht im Easy-Modus durchgehen werde – das war mir von Anfang an klar.
Im Ablauf der heiligen Messe gibt es die Stelle, wo der Priester folgenden Satz spricht: „Betet, Brüder und Schwestern, dass mein und euer Opfer Gott, dem allmächtigen Vater, gefalle.“ Die Gemeinschaft antwortet: „Der Herr nehme das Opfer an aus deinen Händen, zum Lob und Ruhme seines Namens, zum Segen für uns und seine ganze heilige Kirche.“
Mit welchem Opfer kommen wir denn da in die heilige Messe? Haben wir leere Hände oder können wir wirklich etwas auf diesen Altar legen? Ich weiß nicht, ob wir uns wirklich noch bewusst sind, was es damit auf sich hat? Was ich weiß, ist, dass ich bei der abschließenden Messe in Mariazell jeden einzelnen Meter, jeden Kilometer, jeden Tropfen Schweiß und jeden Menschen, den ich in meinem Herzen mitgenommen hatte, auf diesen Altar gelegt habe – und ich verstand wie noch nie in meinem Leben, dass dies eine unglaublich große Möglichkeit ist, um Gott eine Freude zu machen! Daraus kann Gott uns wiederum beschenken, wir dürfen mithelfen und teilhaben an der Gnadengabe, die uns durch Jesus ermöglicht wurde! Wir sollten diese Quelle unbedingt für uns erschließen!
Kenne dein Ziel
Das Team war unglaublich gut aufgestellt und man spürte ab dem ersten Meter, das man hier in wirklich guten Händen ist. Ich kenne eigentlich selbst gerne den Weg bzw. versuche ich mich so gut es geht selbst zu informieren. Auch das war aber Teil meines Versuches. Ich wollte nicht genau wissen, wie der Weg ist, wo oder wann der Berg und welche Ortschaft kommen. Wie gesagt, das entspricht nicht meiner üblichen Strategie, aber nur so konnte ich mich auf diesen Versuch ganz einlassen. Durch die gute Führung des Hauptverantwortlichen waren wir ständig auf Kurs und es ging mit einem flotten Schritt den richtigen Wegen entlang. Doch einmal gab es die Situation, wo wir als Gruppe, weil unser „Anführer“ im hinteren Teil der Gruppe war, den falschen Weg gewählt haben. Es war nicht weit, aber wenn einem schon fast jeder Schritt schmerzt, dann macht so ein Umweg plötzlich etwas mit dir. Unmut und Unfrieden kommen auf. Man fragt sich, wer jetzt hier falsch abgebogen ist und dergleichen. Ich konnte mich aber nach diesem kurzen Anflug von Unfrieden gleich wieder auf Spur bringen. Doch jetzt im Nachhinein wird mir eines ganz klar: Kenne dein Ziel im Leben! Behalte es im Fokus und lass dich nicht davon abbringen, denn jeder Umweg kostet dich etwas. Manchmal mehr, manchmal weniger! Zu leicht lassen wir uns ablenken oder verunsichern und dann wird es immer schwierig, zum eigentlichen Weg zurückzukommen. Sicher - Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade, aber wir sollten uns auch bemühen und unseren Teil dazu beitragen, dass wir das Ziel nicht verfehlen! Nimm dein Lebensziel in den Fokus!
Die Gemeinschaft hat Power
Wir waren eine Gruppe von 25 Teilnehmern und ich kannte eigentlich bis auf zwei niemanden davon. Das war mir klar und da ich auch gerne alleine mit meinen Gedanken bin, freute ich mich auch auf die Ruhe im Gehen. Die Gruppe selbst kannte sich aber gut durch das Zentrum Johannes Paul II. in Wien. Bis zur Hälfte der Strecke war ich wirklich dankbar, viel in Ruhe gehen zu können. Gerade die Nachtstunden waren für mich ein absolutes Highlight. Ich betete für mich den Rosenkranz über Mitternacht und war beeindruckt von diese Atmosphäre in der Nacht im Freien. Doch im zweiten Teil der Strecke und speziell die letzten 20 Kilometer wurde mir bewusst, wie gut diese Gemeinschaft doch war! Je beschwerlicher der Weg war, desto mehr freute ich mich über ein Gespräch, den Austausch über persönliche Erfahrungen und das nette Miteinander unter den Weggefährten! Es spornte mich an zu sehen, wie die ganze Gruppe Anstieg um Anstieg, Kilometer um Kilometer bewältigte. Besonders auch den Damen in der Gruppe möchte ich meinen Respekt ausdrücken! Sie waren wirklich beeindruckend!
Der Hirte mitten in der Herde
Abschließen möchte ich mit meinem Blick auf Pater George Elsbett LC, der uns bei diesem Abenteuer nicht nur auf jedem Meter begleitet hat, sondern auch geistlich während der Strecke geführt hat. Diesen Priester so zu erleben, wie er sich um jeden einzelnen kümmerte und mal hinten oder vorne in der Gruppe zu sehen war (keine Ahnung, wie er das machte …) hat mir das Bild vom Hirten neu aufgezeigt. Auch bei ihm war mit dem fortgeschrittenen Weg ein nicht mehr ganz so runder Gang festzustellen, aber es gab kein Jammern oder dergleichen. Das Ganze nicht mit moderner Sportbekleidung aus dem atmungsaktivsten Stoff, den es gerade gibt, sondern so, wie es für alle sofort zu erkennen ist – in der Bekleidung als Priester! Der Hirte ist zu erkennen, auch für die Wölfe (nein, es waren keine auf unserem Weg!) – und der Hirte verließ uns auch bis zum Ende nicht! Diese Art, das Priesteramt zu leben, würde ich mir für jede Pfarre, jede Gemeinschaft und für jede Diözese wünschen!
Ich möchte mich noch bei jedem Teammitglied, jedem Helfer (ohne euch wären wir nicht durchgekommen) und jedem Teilnehmer von #mariazellONEway von Herzen bedanken!
Maria – Königin des Friedens, bitte für uns!
Christian Schallauer
Informationen zu „Adventure & Faith" finden Sie hier!
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