In Bruchköbel angekommen hörten die Jungen das Lebenszeugnis von Pfarrer Heribert Jünemann. Der erfahrene Seelsorger wurde in der ehemaligen DDR geboren und wuchs an der innerdeutschen Grenze auf. „Meine Schullaufbahn war mit der achten Klasse offiziell abgeschlossen“, erzählte der lebensfrohe Priester seinen jungen Zuhörern. Zu Abitur und Studium wurde er als Katholik, der Priester werden wollte, nicht zugelassen. Seine für die Weihe nötigen Abschlüsse erwarb er auf katholischen Einrichtungen, die von „Kirche in Not“ finanziert wurden aber staatlich nicht anerkannt waren.
Dickes Fell und tiefe Überzeugungen
Nach der lang ersehnten Priesterweihe wirkte Jünemann über zehn Jahre als Kaplan und Pfarrer zehn Jahre in Landgemeinden: „Zu etwas stehen, was nicht von allen anerkennt wird, ist gar nicht so einfach. Das braucht auch ein dickes Fell und vor allem eine tiefe Überzeugung.“ Es wurde nicht immer alles genehmigt und mit einem Lächeln empfangen, doch mit viel Mut und einem gesunden Humor hatte sich Pfarrer Jünemann auch Respekt verschafft und ist bei so mancher Bürokratie und manchem Wort-Scharmützel erfolgreich vom Platz gegangen. Heute ist der streitbare Gottesmann Gemeindepfarrer in Bruchköbel im Bistum Fulda.
Gott und den Menschen dienen
„Haben sie denn nicht überlegt zu fliehen?“, fragte einer der Jungen verwundert, nachdem er von den Drangsalen eines Lebens in einer Diktatur angehört hatte. „Die Möglichkeit dazu habe ich mehrfach gehabt“, antwortet der Pfarrer und berichtet von Reisen nach Rom und München, die wider aller Erwartungen vom DDR-Regime genehmigt wurden. „Doch für mich war klar, dass Gott mich mein ganzes Leben lang begleitet hat. In einem Umfeld, in dem es wirklich schwer war als Christ zu leben, durfte ich meinen persönlichen Weg im Glauben gehen. So war es für mich keine Frage, woanders hinzugehen, ich wollte bei den Menschen bleiben, zu denen Gott mich geschickt hatte, und ihnen an dem Ort, an den Gott mich gestellt hat, als Seelsorger dienen.“
Erschöpft und beeindruckt
Vor dem Rückweg feierte die Gruppe die Sonntagsmesse in der Pfarrkirche mit P. Martin Baranowski. „Wie ein Handy ohne Netz oder ein Joystick ohne Konsole keinen Sinn machen, so fehlen unserem Leben der Sinn und die Ausrichtung ohne Gott“, aktualisierte der Jugendseelsorger das Gleichnis vom Weinstock und den Reben, das im Evangelium verkündet worden war. Gegen Abend kam die Gruppe nach 40 Kilometern Radweg sicher wieder in Frankfurt an: „Mein Sohn ist erschöpft und aber auch sehr beeindruckt“, schrieb eine Mutter noch am Abend in die Elterngruppe.