Mittwoch, 7. Oktober 2020

Jesus nach draußen tragen

Dreiwöchige Jüngerschaftsschule „Followers“ des Regnum Christi in Rom und Ratingen – Interview mit Teilnehmern.

Vom 18. August bis 26. August fand zunächst in Rom und darauf vom 27. August bis 11. September in Ratingen (im ApostelHaus) die diesjährige Jüngerschaftsschule „Followers“ des Regnum Christi statt. Das Programm stand in diesem Jahr unter dem Leitwort: „Ich selbst gehe vor dir her!“ (Jesaja 45,2).

Was ist „Followers“?

„Followers“ möchte eine Erfahrung der bedingungslosen Liebe Christi in einer Gemeinschaft sein. Ein solche Erfahrung Christi und von christlicher Gemeinschaft kann Menschen grundlegend verändern, sodass sie mit Vertrauen und Feuer im Herzen die Nachfolge Jesu leben wollen. Dabei geht es nicht um ein nur theologisches Verständnis von Jüngerschaft, sondern vor allem um Verinnerlichung, Erleben und konkrete Hilfestellung für die Nachfolge Jesu im Alltag.

Auf den Spuren der Apostel Petrus und Paulus, der Urkirche und der christlichen Märtyrer in RomAuf den Spuren der Apostel Petrus und Paulus, der Urkirche und der christlichen Märtyrer in RomJüngerschaft ist vor allem eine Beziehungsangelegenheit. Zuerst werden Menschen in die Beziehung zu Gott in Jesus Christus durch den Heiligen Geist hineingerufen. Aus dieser Beziehung wächst Gemeinschaft, die wir Kirche nennen, bis hin zu den einzelnen Charismen und Gemeinschaften. „Followers“ will Jüngerschaft nicht einfach erklären, sondern zeigen und hineinführen.

Schritt für Schritt

Die erste Woche verbrachten die Frauen und Männer des diesjährigen „Follower“-Programms in Rom. 50 Tage nach der Auferstehung Christi, zu Pfingsten, entstand die erste christliche Gemeinde, die Urgemeinde in Jerusalem. Doch schon im Jahre 57 n. Chr. findet sich die Bezeichnung „katholisch“ für die ersten christlichen Juden in Rom. Die Christen bildeten damals im Machtzentrum des Römischen Reichs eine Art „Untergrundbewegung“. Sie trafen sich zur Eucharistiefeier in privaten Häusern (Apg 2,46). Mehre Christenverfolgungen zeugen von den Schwierigkeiten, mit denen die ersten Christen konfrontiert waren. Christ-sein war zu jener Zeit im wahrsten Sinne lebensgefährlich. Wie erlebten und lebten die ersten Christen diese Zeit? Woher nahmen sie die Kraft, am Glauben an Jesus Christus festzuhalten? Wer waren die christlichen Märtyrer? Auf diese Spurensuche nach den Ursprüngen des christlichen Glaubens in Mitteleuropa machten sich die Frauen und Männer der diesjährigen Follower-Gruppe in Rom. Die darauffolgenden beiden Wochen lebten die Teilnehmer zusammen im ApostelHaus des Regnum Christi in Ratingen.

Die Follower 2020 im Garten des ApostelHauses in RatingenDie Follower 2020 im Garten des ApostelHauses in RatingenJeder Tag begann um 8.00 Uhr mit einer freien Zeit zum persönlichen Gebet vor dem Allerheiligsten Altarsakrament. Zu denen Themen in den drei Wochen gehörten: Gott mit uns; Persönlich geliebt – persönlich gerufen; Die ersten Christen; Wüstentag; Er ist Gott – ich nicht; Ein Blick, der alles verändert; Was Gott uns alles zutraut; Unterscheidung der Geister; Meine persönliche Mission; Die Kirche usw. Die tägliche Feier der hl. Messe, die gemeinsamen Mahlzeiten, Zeiten zum Austausch und das Gebet der Komplet gehörten außerdem zum Tagesprogramm.

„Auch die ersten Jünger hatten Ecken und Kanten“

Annalena S. (22) und Patrick J. (27) gehören zu den insgesamt 12 „Followern“ 2020, im Interview erzählen sie, was sie in den drei Wochen erlebt haben, warum sie überhaupt teilnahmen und was diese Zeit mit ihnen gemacht hat. Beide sind Patrick J. (27) und Annalena S. (22)Patrick J. (27) und Annalena S. (22)Studenten und wurden durch Freunde auf „Followers“ aufmerksam bzw. persönlich dazu eingeladen.

Follower“ kennen viele aus den sozialen Netzwerken. Im Regnum Christi steht es seit einigen Jahren für die eigene Jüngerschaftsschule. Wie würdet Ihr „Follower“ selbst beschreiben?

Annalena: Ganz kurz: In Gemeinschaft Jüngerschaft lernen.

Patrick: Es geht darum, dass wir gemeinsam unserem Glauben auf den Grund gehen, viel über uns selbst lernen. Gleichzeitig lernen wir, uns als Jünger in eine Gemeinschaft einzubringen und Gemeinschaft zu leben. Das Ganze dauert drei Wochen. So viel Zeit würde man sich sonst eigentlich für nichts Anderes nehmen. Das ist auch sehr ungewohnt und gleichzeitig sehr intensiv.

Eine Schule für Jünger, für Jüngerschaft – Schule erinnert an Unterricht, Klassen und Lehrer. Kann man das überhaupt wie in einer Schule lernen, Jünger zu sein?

Annalena: Als Jünger geht es im Grunde um Beziehungen. Wie lebe ich meine Beziehung zu Gott, zu meinen Mitmenschen? Und genau das ist es, was ich in einer christlichen Gemeinschaft lernen kann. Wie kann ich gute Beziehungen leben?

Patrick: Im Evangelium kann man nachlesen, wie Jesus seine Jünger ausgesucht hat. Das waren alles Leute mit Ecken und Kanten, mit bestimmten Charakteristiken. Jüngerschaft lernen, heißt zunächst sich als Christ selbst besser kennenzulernen. Es bedeutet auch zu verstehen, dass Jesus einen ruft, mit allen seinen Stärken und Schwächen. Lernen heißt dann soviel wie verstehen. Jesus verstehen.

Das klingt spannend. Aber warum wollt Ihr 2.000 Jahre nach Christus lernen, wie Jünger zu sein? Warum seid Ihr wirklich hier? Wie ist bei Euch die Entscheidung dafür gefallen?

Patrick: Bei mir war das sehr pragmatisch. Ich habe gerade mein Studium beendet [Lehramtsstudium, Anm. d. Red.] und hatte die Zeit. Den Abschluss dieses Lebensabschnitts wollte ich mit Jesus gestalten, irgendwie mit ihm abrunden. Ich wusste aber auch, ich brauche jetzt einmal ein bisschen Ruhe, um selbst in mich zu horchen. Und die Zeit nutze ich jetzt dafür.

Also mehr als nur Pragmatismus...

Patrick: Es war mehr. Ich denke als Christ will man immer wieder seinen Weg mit Gott verifizieren. Da schwingt auch immer die Frage mit: Könnte ich noch etwas Anderes im Leben machen? Bei mir war es auch die Frage, ob ich noch mehr zur Ehre Gottes machen, meine Talente noch anders einsetzen könnte. Dem wollte ich auf den Grund gehen.

Annalena: Bei mir kam der Entschluss tatsächlich aus einer Krise heraus. Ich hatte viele Fragen in mir, über mich und wie es weitergeht. Ich dachte ich brauche einen Neustart mit Gott und mit mir.

Patrick: Also ich muss zugeben, Zweifel schwingen da natürlich auch mit.

Die ersten Jünger konnten Jesus damals richtig erleben, sprachen mit ihm, aßen, tranken und wanderten zusammen mit ihm. Jesus als Menschen kennenlernen, das war anders als heute, direkter und näher. Wie konntet Ihr Jesus in diesen drei Wochen näherkommen, um am Ende seine Jünger sein zu wollen?

Patrick: Natürlich war ich auch auf der Suche nach Jesus Christus im Allerheiligsten, in der Eucharistie, um in der Stille auf sein Wort zu hören. Aber ich habe auch festgestellt, und das war gar nicht geplant, dass ich ihm in jedem dieser Menschen, mit denen ich jetzt drei Wochen zusammen war, begegne, dass ich Jesus da ganz oft gesehen habe – im Gesicht, im Verhalten, in der Ausstrahlung. Und das hat mir so viel Freude bereitet! Das habe ich mir nicht herausgesucht. Jeder Mensch schien so wertvoll und schön. Ich glaube, dass jeder Mensch so ist, wenn er Jesus nahe ist und ihm ähnlich werden will. Das war gewissermaßen die Mitte in der Gemeinschaft.

Annalena: Bei mir war es viel in der Gemeinschaft. Wir sind sozusagen als Gemeinschaft ein „lebendiger Tabernakel“. Wir dürfen das, was Jesus in uns hineingelegt hat, nach draußen tragen. Und ich glaube, das haben wir oft in diesen Tagen erlebt. Aber ich auch eine große Liebe zur Eucharistie. Ich habe in der Anbetung viel die Begegnung mit Jesus gesucht. Außerdem habe ich während der „Wüstentage“ gelernt, Jesus in meinen Wüsten, in meinen Krisen, zu entdecken.

Die drei Wochen „Follower“ gehen zu Ende. Damals gaben die Jünger den Glauben an Jesus Christus in aller Welt weiter, den zwölf Aposteln verdanken wir bis heute unseren eigenen Glauben. Was sollte Jünger Jesu heute ausmachen? Was sind Eure Erfahrungen nach diesen drei Wochen bzw. Vorstellungen?

Annalena: Ich komme immer wieder auf diesen Punkt der Beziehungen zurück. Ich glaube als Jünger kann ich einen Unterschied machen, wie ich meine Beziehungen lebe, meine Freundschaften, die sollten immer in der Beziehung zu Gott verankert sein. Dadurch denke ich kann ich schon einen Unterschied machen und den Glauben weitergeben, weil jeder von uns Christus nach außen tragen kann.

Auch zu Jesu Zeiten waren die Jünger sehr verschiedene Typen. Was soll Dich, Annalena bzw. Patrick, als Jünger konkret ausmachen?

Annalena: Dass sich die Menschen, mit denen ich in Beziehung trete, angenommen und wertgeschätzt fühlen, und dadurch die Liebe Christi erfahren können.

Patrick: Drei Dinge würde ich sagen. Zunächst möchte ich mir immer die Frage stellen: Was würde Jesus konkret in dieser Situation tun, selbst in den kleinen Dingen des Alltags. Das zweite wäre, mutig zu sein. Die Wahrheit zu suchen und klar zu machen. Das Dritte wäre, einfach einmal zu genießen. Genießen, dass Jesus uns gerufen hat, dass er unsere Seele zur Ruhe kommen lassen will, dass man auch einmal einen Gang zurückschalten darf und nicht einem Leistungsdruck gegenüber Gott oder sich selbst untersteht.

Wenn Ihr ein Resümee ziehen würdet. Was hat Euch in den drei Wochen am meisten gebracht?

Patrick: Dass ich darüber nachdenken konnte, welches Gottesbild ich eigentlich habe, und was macht das mit mir und meiner Beziehung zu Jesus Christus,

Annalena: Vor allem das Thema, welches Wesen und Charisma Gott in mich als Person hineingelegt hat, welche Potentiale ich entfalten darf.

Patrick: Der Umgang mit Schwierigkeiten und Krisen, dass die dazugehören zum Christsein, dass man sich davon nicht entmutigen lassen soll, sondern sehen sollte, inwiefern Jesus in diese Krise kommen und mich heilen will. Wie können mich Schwierigkeiten als Person und im Glauben stärker machen. Wo ist Gott in diesen Momenten. Aber auch die Bereitschaft, als Jünger jede Form der Sünde zu meiden.

Annalena: Vielleicht noch ein Punkt: Dass ich versuche, es als Jünger jeden Tag besser zu machen. Und dass ich trotzdem nicht leisten muss vor Gott.

Danke für das offene und ehrliche Gespräch!

(Die Fragen stellte Karl-Olaf Bergmann.)

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Mehr Informationen zu „Followers“ und Testimonials von Teilnehmern finden Sie auch auf der eigenen Facebook-Seite der Jüngerschaftsschule und in Kürze auf der Instagram-Seite des Regnum Christi.

 

 

Additional Info

  • Untertitel:

    Dreiwöchige Jüngerschaftsschule „Followers“ des Regnum Christi in Rom und Ratingen – Interview mit Teilnehmern.

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