Wenn sich ein junger Mann von Jesus Christus ansprechen lässt, in Liebe antwortet, sich ganz in seinen Dienst stellt und bei der Profess verspricht, eine bestimmte Zeit oder sein Leben lang in Armut, Gehorsam und Keuschheit zu leben … dann freut das die ganze Kirche, berührt das viele, ganz besonders die Geschwister und Eltern.
Ein beeindruckender Schritt
„Für mich ist das ein Tag der Freude. Die Messe hat mich beeindruckt – und dass Raphael diesen Schritt gemacht hat, weil ich das früher nicht von ihm gedacht hätte. Auch wenn wir das Regnum Christi schon immer kannten, war das ein Richtungswechsel von null auf hundert“, erzählt Bruder Kilian Meyer. Er unterstütze Raphael auf seinem Weg und versuche, sooft wie möglich Zeit mit ihm zu verbringen.
„Ich bin heute sehr glücklich, sehr gerührt und wünsche Raphael, dass er das Ziel erreicht, das er sich vorgenommen hat“, zeigt sich Mutter Birgit Meyer bewegt. „Und dass ihm und den jungen Männern dabei Gott, alle Engel und Heiligen beistehen. Ich habe immer darum gebetet, dass die Muttergottes eines unserer Kinder zum Priestertum beruft und bin überzeugt, dass das der Weg für Raphael ist.“
Der Sohn als Bindeglied für die Familie
Für Vater Christof Meyer hingegen ist dieser Weg zum Priestertum noch nicht so klar vorgezeichnet: „Ich bin ein bisschen gespannt auf das, was kommt. Es gab eine Phase des Noviziats, nun kommt mit den zwei Jahren in Amerika ein Wechsel für den Raphael. Und ich hoffe und wünsche ihm, dass er dabei glücklich ist. Ich kann mir denken, dass es den Zeitpunkt gibt, wo er wieder anders entscheidet. Diesen Weg werde ich ihm stets offenlassen. Aber dass wir ihn so wenig bei uns haben, diese Trennung, ist schmerzhaft und das wird noch stärker werden.“ Dem Sohn kommt in der Familie, in der Vater und Mutter getrennt leben, eine besondere Rolle zu: „Raphael ist ein wichtiger Teil unserer Familie, er hat uns lang zusammengehalten. Er ist ein echtes Bindeglied – und die Wirkung lässt nicht nach, das Vertrauen untereinander ist ungebrochen und wird sogar stärker, auch wenn er jetzt so weit weg ist. Ohne Raphael wäre alles anders.“
Im Blick zurück bleibt die Dankbarkeit: „Ich habe das ein bisschen mehr erlebt als andere Väter, habe Camps mitbegleitet, habe den Pilgerweg mitgemacht, als sie miteinander Abitur machten, habe Raphael und dessen Schulklasse und Pater Valentin nach Santiago begleitet. Da habe ich sie schon intensiv kennengelernt, wie sie leben, wie sie miteinander umgehen. Das ist begeisternd, das ist schön. Ich weiß, dass man sich in dieser Gemeinschaft sehr wohl fühlen kann.“
Freude trotz Verzicht
Bei Mutter Martina Nix mischt sich zur großen „Freude über die sehr bewegende Feier“ auch ein wenig Abschiedsschmerz, „weil Lukas nun zwei Jahre lang in den USA leben wird.“ Dass ihr Sohn Priester werden will, hätte sie sehr überrascht, berichtet sie: „Eigentlich wollte unser zweitjüngster Sohn Priester werden, hat sich dann aber nach der Apostolischen Schule in Bad Münstereifel für Jura entschieden. Dann hat Lukas gemeint, er wolle ebenso auf die Apostolische Schule gehen und hat sich danach fürs Noviziat entschieden. Das hatten wir überhaupt nicht erwartet. Wir haben ihn aber als Eltern immer unterstützt und werden ihn weiterhin im Gebet begleiten.“