„Wir wollen mit Freude und Begeisterung die Liebe Gottes unter den Menschen verkünden und ausbreiten!" Diese Worte fassen sehr gut Auftrag und Selbstverständnis der Legionäre Christi und des Regnum Christi zusammen. Am 3. Januar 2016 wird die Gemeinschaft ihr 75. Gründungsjubiläum feiern. In Vorbereitung darauf beginnt am Herz-Jesu-Fest (12. Juni) ein Jahr der Danksagung. „Das Jubiläum soll eine Zeit der Freude und der Dankbarkeit sein, eine Zeit, um Vergebung zu erbitten und sie zu gewähren", schreibt P. Eduardo Robles Gil LC (Generaldirektor) in seinem Brief zur Eröffnung dieses Jahres an alle Mitglieder. Wir veröffentlichen hier den Brief im Wortlaut in der deutschen Übersetzung.
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Mexiko Stadt, 12. März 2015
An die Mitglieder der Bewegung Regnum Christi
in Vorbereitung auf die Feier des 75. Jahrestages der Gründung
Liebe Freunde in Christus,
wir befinden uns schon seit einigen Tagen zusammen mit Christus auf dem Weg durch die Fastenzeit. Im gestrigen Sonntagsevangelium hörten wir, wie Jesus Christus die Händler, die den Tempel von Jerusalem für sich eingenommen hatten, daraus vertrieb und verkündete, dass sein Leib der wahre Tempel ist, in den wir durch die Taufe einverleibt werden. Jahre später wird der heilige Petrus den Christen in Erinnerung rufen: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige
Opfer darzubringen, die Gott gefallen“ (1 Petr 2,5). Die Gewissheit, dass der Herr das Haus baut und dass derjenige, der sein Vertrauen auf Christus setzt, nicht enttäuscht wird, wurde für Petrus zur ausschlaggebenden Kraft, um die Gegenwart mit Leidenschaft zu leben, sich dem Auftrag der Evangelisierung zu verschreiben und dabei ganz auf das Handeln Gottes zu bauen.
Auch uns bietet sich eine Gelegenheit, uns in unserem eigenen Leben und als lebendige Steine im Bau der Kirche der Gegenwart Gottes in unserem Herzen bewusst zu werden (vgl. Eph 2,19-22). Am 3. Januar 2016 werden wir den 75. Jahrestag der Gründung der Legionäre Christi und des Regnum Christi begehen. Auch wenn man dies als ein Ereignis unter so vielen ansehen könnte, die im Kalender stehen, besitzt dieser Jahrestag in jedem Fall die Bedeutung einer Jubiläumsfeier, die „nach christlicher Auffassung ein besonderes Gnadenjahr für den einzelnen Menschen darstellt,“ und: „[w]as wir von den Jubiläen von Einzelpersonen gesagt haben, lässt sich auch auf die Gemeinden oder die Institutionen anwenden“ (vgl. Johannes Paul II., Tertio millennio adveniente, 15).
Die Tradition der Jubiläen bestand schon im Alten Testament und sie wird in der Zeit der Kirche weitergeführt, denn Jesus Christus ist gekommen, um „eine gute
Nachricht zu bringen; … und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen“ (vgl. Lk 4,1819). Durch diese Jubiläen erfüllt der Christ seine Pflicht, die Zeit zu heiligen und sie zu nutzen, um Gutes zu tun, indem er sie auf besondere Weise Gott weiht – und das findet seinen Ausdruck in der Befreiung der Sklaven, dem Erlass der Schulden und der Gleichstellung der Söhne Israels (vgl. Tertio millenio adveniente, 12-14).
1. Die Feier des Jubiläumsjahrs im Regnum Christi
Als wir hierüber im Generalkomitee der Bewegung nachgedacht haben, schien es uns angemessen, dass auch wir ein Jubiläumsjahr feiern, um dem Herrn für seine Gaben und das Erbarmen zu danken, die er der Legion und der Bewegung hat zukommen lassen. Das Jubeljahr wird mit der Feier des Herz-Jesu-Fests 2015 beginnen und am Pfingstfest 2016 enden.
In diesem Brief möchte ich Ihnen einige Hinweise geben, wie wir dieses Gnadenjahr, das der Herr uns in seiner Vorsehung gewährt, leben können.
Das Jubiläum soll eine Zeit der Freude und der Dankbarkeit sein, eine Zeit, um Vergebung zu erbitten und sie zu gewähren. Es ist ein Augenblick, um beim Herrn, der über die Geschichte und die Gewissen der Menschen herrscht, unsere Bitten vorzubringen. Zugleich bietet es uns einen außerordentlich günstigen Rahmen, um einander als Brüder und Schwestern zu begegnen, um in der Einheit, der Zusammenarbeit und dem gegenseitigen Austausch in allem zu wachsen, was uns innerhalb des Regnum Christi und in den verschiedenen Teilkirchen, zu denen der Herr uns hat pilgern lassen, eint. Es ist ein günstiger Moment, um auf das zu hören, was der Geist der Kirche und uns als Teil der Kirche sagt (vgl. Offb 2,7ff).
Die Zeit des Jubiläums ist auch eine Phase der Läuterung der Erinnerung, während der wir wie das Volk Israel, jeder für sich und als Institution, zugeben sollten, „dass wir gesündigt haben“ (vgl. 1 Kön 8,26). So werden wir – wie das schon zur Zeit der Feier der Versammlungen der gottgeweihten Frauen und Männer und des Generalkapitels der Fall war – erneut erfahren können, dass dort, „wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß geworden ist“ (Röm 5,20). Dies ist ein günstiger Moment, um in unserem Leben die Gnade der Umkehr zu erbitten und zu empfangen.
Es ist ein Moment, um uns miteinander zu versöhnen und dem verlorenen Sohn, der sich vom Haus des Vaters entfernt hat, entgegenzugehen – oder um selbst nach Hause zu gehen, falls wir selber dieser „verlorene Sohn“ waren. Ich hoffe, dass sich keiner von unserer geistlichen Familie ausgeschlossen fühlt und dass keiner die innere Einstellung des älteren Bruders annehmen will, der aus irgendeinem Grund den Festsaal nicht betreten wollte (vgl. Lk 15,25-30).
Meines Erachtens sollte der Stil der Freude, mit der wir die Feier dieser 75 Jahre unserer Geschichte begehen, schlicht und demütig sein. Schon vor Jahren waren wir davon überzeugt, dass unser Charisma zum neuen Frühling gehört, der in der Kirche angebrochen war. Auch heute sind wir davon überzeugt, dass der Herr es war, der unsere geistliche Familie erweckt hat. Zugleich haben wir vor Augen, dass auch auf unserem Feld Unkraut wächst, und wir haben menschliche Gebrechlichkeit und Sünde erfahren. Und trotz dieser Schwächen wissen wir, dass Christus lebt, dass er uns auch heute begleitet, und dass wir uns heute freuen dürfen, denn seine Güte hat kein Ende und sein Erbarmen hört niemals auf (vgl. Klgl 3,22).
2. Einige Leitlinien für die Feier des Jubiläums
Diese 75-Jahrfeier wird vor allem auf lokaler Ebene stattfinden, wo wir das HerzJesu-Fest 2015 auf besondere Weise feiern werden. Im Verlauf des Jahres können auch andere Aktivitäten organisiert werden (z.B. Studientage und Kongresse in den Sektionen, Schulen, Universitäten, Apostolatswerken und Regionen), um das Charisma der Legion und des Regnum Christi sowie seinen Beitrag in den verschiedenen Bereichen des christlichen Lebens zu vertiefen. Man kann auch die Einkehrtage, die eucharistische Anbetung sowie weitere liturgische Feiern und Andachten nutzen, um dem Herrn für seine Gaben zu danken oder auch um dem Herzen Jesu Wiedergutmachung dafür zu leisten, dass wir persönlich das Evangelium nicht genügend radikal und konsequent gelebt haben.
Insbesondere kann sich die Teilnahme aller am Reflexionsprozess über die Bewegung Regnum Christi als fruchtbar erweisen. Die im von Zentralkommission erarbeiteten Programm vorgesehenen Treffen, Studientage und Zusammenkünfte bieten eine wunderbare Gelegenheit, um verschiedene Themen zu vertiefen: die unterschiedlichen Berufungen, die zum Leib des Regnum Christi gehören, die wesentlichen Elemente des Charismas, usw..
In Ländern, wo es angemessen erscheint, können auch Jugend- und Familienbegegnungen oder ähnlichen Zusammenkünfte dazu dienen, unsere Berufung und unsere Sendung wiederzuentdecken, gemeinsam dem Herrn zu danken und den Heiligen Geist darum zu bitten, dass er uns bei der Verkündigung des Evangeliums und bei der Ausbildung von Aposteln, die Christus und der Kirche ihren Dienst anbieten, neuen Enthusiasmus schenken möge.
Auch der Feier des Christkönigsfests 2015 kommt in den verschiedenen Städten eine besondere Bedeutung zu. Bemühen wir uns darum, dass es zu einem Ausdruck der Geschwisterlichkeit wird und wir uns mit neuem Engagement dafür einsetzen, dass Jesus Christus in den Herzen und in der Gesellschaft herrscht. Die Einzelheiten der Feier unseres Patroziniums können vor Ort festgelegt werden.
Am 12. Dezember 2015 wird in Rom wie üblich die jährliche Priesterweihe der Legionäre Christi stattfinden. In diesem Zusammenhang sind keine zusätzlichen Feierlichkeiten oder Pilgerfahrten vorgesehen.
Am 3. Januar 2016 – oder aber, sofern dies nicht möglich sein sollte, an einem Tag in zeitlicher Nähe – wird es in den verschiedenen Niederlassungen eine Dankesmesse geben.
Das Jubeljahr wird zum Pfingstfest 2016 seinen Abschluss finden. Auf dieses Fest werden wir uns mit einer besonderen Novene vorbereiten. Außerdem wird in jenen Tagen voraussichtlich die erste Etappe des Revisionsprozesses der Statuten der Mitglieder des ersten und zweiten Grades des Regnum Christi ihren Abschluss finden.
Da das Regnum Christi eine eindeutig apostolische und evangelisierende Dimension besitzt, möchte ich alle Mitglieder der Bewegung dazu einladen, während des Jubeljahres an Missionen, Katechesen in den Pfarreien oder in den Schulen oder an einem anderen Apostolat mitzuwirken, um dadurch sichtbar machen, dass das Reich Christi schon mitten unter uns ist, und um anderen dabei zu helfen, es zu finden, insbesondere durch die Nächstenliebe und die mutige Verkündigung der Frohen Botschaft.
Wir können auch Gelegenheiten schaffen, um all jene zu einem Wiedersehen einzuladen, die in der Vergangenheit zum Regnum Christi oder seinen Werken gehört haben (zum Beispiel ehemalige Schüler, Apostolici, Legionäre, gottgeweihte Männer und Frauen). Wo es angebracht ist, können diese Begegnungen auch der Aussprache und Versöhnung dienen.
Die Leiter der Sektionen lade ich auch dazu ein, sich darum zu bemühen, während dieses Jubiläumsjahres den Regnum-Christi-Kursen und den Zusammenkünften des ECYD einen neuen Impuls zu verleihen. Die Thematik soll der jeweiligen Gruppe von Personen entsprechen, doch sollten wir darauf hinarbeiten, dass die Begegnung mit Christus, die Freude, gemeinsam das Evangelium zu leben und dazu ausgesandt zu sein, das Reich Christi aufzubauen, im Vordergrund stehen.
Dieses Jahr begehen wir auch die 25-Jahr-Feier der Gründung der Noviziate in Deutschland und Italien. Auch das wird ein Moment sein, um dem Herrn für die Gaben zu danken, mit denen er uns durch die Mitglieder der Bewegung und die Legionäre dieser Länder beschenkt hat und durch den Dienst, den wir in diesen Teilkirchen haben leisten dürfen. Wahrscheinlich gibt es in anderen Ländern und Städten weitere Jahrestage, die auch gefeiert werden sollen, um dem Herrn zu danken und sich zu erneuern.
Wir werden auch versuchen, die Veröffentlichung von Schriften zu fördern, die helfen sollen, unsere Spiritualität besser weiterzugeben und unsere Geschichte, Identität und Sendung zu vertiefen. Unsere Universitäten können in diesem Bereich einen wertvollen Beitrag leisten.
Das Zweite Vatikanische Konzil sagte über die Kirche aus, dass in ihrem Wirken nur dies eine bestimmend ist: „unter Führung des Geistes, des Trösters, das Werk Christi selbst weiterzuführen, der in die Welt kam, um der Wahrheit Zeugnis zu geben; zu retten, nicht zu richten; zu dienen, nicht sich bedienen zu lassen“ (Gaudium et spes, 3). Als lebendiges Glied im Leib der Kirche dankt das Regnum Christi dem Herrn für diese seine ersten 75 Lebensjahre und möchte sich in jedem seiner Mitglieder mit Leidenschaft und Demut für die Evangelisierung einsetzen. Auf seinem Weg in die Zukunft möchte es den Spuren Christi folgen: „Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“ (2 Kor 8,9).
Möge Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, uns bei den Vorbereitungen auf das vor uns liegende Jubiläumsjahr begleiten, und möge sie uns dazu anleiten, immer das zu tun, was Jesus uns sagt.
Gerne bete ich für Sie,
P. Eduardo Robles Gil LC
Übersetzung des spanischen Originals.