1.500 km in sieben Tagen legte P. Clemens Gutberlet LC mit seinem Fahrrad von Düsseldorf nach Rom zurück, um Spenden zu sammeln (wir berichteten). Sein Ziel: 30.000 €, also 20 € je gefahrenem Kilometer. Heute können wir Ihnen mitteilen, dass P. Clemens mit der Hilfe vieler großzügiger Menschen dieses Ziel erreichen konnte. Ihnen allen ein herzliches „Vergelt’s Gott“ dafür! Mit Ihrer Spende unterstützen Sie drei (von den insgesamt 29) Neupriestern (wir berichteten) und helfen, ihr erstes Priesterjahr mit zu finanzieren.
Während seiner Tour begleiteten hunderte Freunde unserer Gemeinschaft und Interessierte P. Clemens live auf einer digitalen Karte im Internet (mittels GPS-Tracker), denen hatte er versprochen, ihre Gebetsintentionen aufzunehmen. P. Clemens machte dafür auf seinem Weg an verschiedenen Orten halt, um zu beten, Stationen, wie Kapellen am Wegesrand oder Wallfahrtsorte. Im Interview erzählt er von seiner Fahrt zwischen physischer Strapaze, überraschenden Begegnungen, tiefer Dankbarkeit und großer Vorfreude auf die 29 Neupriester.
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P. Clemens, gleich zu Beginn Ihrer Tour haben Sie gesagt, dass Sie 1.500 Kilometer strampeln und beten wollen, und dazu einladen, Ihnen Gebetsanliegen zu übermitteln. Wie viele Anliegen waren es am Ende?
P. Clemens: Via Webseite habe ich in vier Sprachen insgesamt 221 Gebetsanliegen übermittelt bekommen (160 auf Deutsch, 46 auf Spanisch, zehn auf Italienisch und fünf auf Englisch), per Outlook weitere 13 und dann noch eine ganze Reihe per Direktnachricht aufs Handy, die ich nicht gezählt habe.
Zu welchen Orten sind Sie für die Gebetsanliegen zusätzlich gefahren?
P. Clemens: Bei der Planung der Route hatte ich die folgenden Orte bereits anvisiert: Marienfried, Kapelle Maria Heimsuchung am Jaufenpass, Santa Giuseppina Bakhita in Schio, San Francesco in LaVerna. Obwohl ich auch in Marienfried und auf dem Jaufenpass gewesen bin, habe ich diese Orte nicht thematisiert. In Marienfried fehlte mir die Inspiration und am Jaufenpass die Zeit. In Schio und LaVerna hat mich der hl. Geist beschenkt und inspiriert.
Was war die Tour für Sie persönlich, was hat sie Ihnen gegeben bzw. abgefordert?
P. Clemens: Für mich war die Challenge vor allem eine große und tiefe Erfahrung des Mich-selbst-Vergessens und der Hingabe. Im Zentrum standen die Fürbitte und das Opfer für die mir anvertrauten Gebetsintentionen und die Gnaden für die Diakone selbst in den letzten Tagen vor der Weihe.
Es gab immer wieder Momente in denen ich, trotz des vielen Zuspruchs in den Chats, die Einsamkeit besonders deutlich spürte, mehr als wenn ich einfach allein auf einer Radtour wäre. Da war auch die Erfahrung, dass Gott meine Hingabe und mein Opfer ernst genommen hat.
Gab es ein besonderes Erlebnis auf der Strecke?
P. Clemens: Es gab viele bemerkenswerte Momente. Ein besonderes Erlebnis war das Ende der vorletzten Etappe: 230 km hatte ich schon in den Beinen, das Gelände begann, sich nach Ravenna und Cesena in unregelmäßigem Auf-und-Ab in den Apennin hinein zu winden. Nach einem gescheiterten Versuch, in einem Fahrradgeschäft die Speiche wieder festzuziehen, hatte ich bereits entschieden, mit einer Speiche weniger weiterzufahren, denn die Zeit lief mir davon. Als die Straße weiter anstieg, holte mich ein Jugendlicher mit Mountainbike wieder ein, den ich kurz zuvor überholt hatte. Weil er so offen und interessiert war, kam es zu einem sehr schönen Gespräch über die Challenge und meine Beweggründe, bis er nach etwa einer halben Stunde wieder nach Hause abbog.
In Fornello II führte mich die Route ich mit der Fahrradapp Strava gemacht hatte auf die für Radfahrer verbotene Schnellstraße SS3bis. Ich entschied zunächst korrekt, auf der Landstraße über die Dörfer zu fahren, was ich bald bereute. Bis zur nächsten Ausfahrt der SS3bis hatte ich bereits eine zusätzliche Strecke von 4km und 200 Höhenmeter extra zu verzeichnen. So würde ich wohl kaum vor Dunkelheit in LaVerna ankommen. Da zögerte ich nicht mehr und fuhr auf die Schnellstrasse. Bei leichtem Bergab brauchte ich nur 14 Minuten für die 9,4 km bis Pieve Santo Stefano und oh Wunder, die ersten zehn Minuten kam kein einziges Auto in meiner Richtung, was wohl an einer Baustelle hinter mir gelegen haben muss. Vor mir lag nun der letzte Anstieg von 17km und 750 Höhenmetern nach La Verna. Mit einer WhatsApp-Nachricht kündete ich dem Oberen der Franziskaner meine voraussichtliche Ankunft für 20.15 Uhr an. Aber irgendwie beflügelt kam ich bereits um 20.00 Uhr auf dem Klostervorplatz, rechtzeitig, um noch die untergehende Sonne für den Tagesvideo zu erwischen.
Bei alledem erfreute ich mich einer heiteren Gelassenheit trotz aller Hindernisse und Unwegbarkeiten. Ein echtes Gottesgeschenk.
Am Abend des 28. April kamen Sie schließlich, fast auf die Minute wie geplant, in Rom an. Wie war die Begegnung mit den Neupriestern am Folgetag?
P. Clemens: Der Tag der Priesterweihe und die Folgetage mit den Primizmessen sind immer sehr intensiv. Aus jahrelanger Erfahrung habe ich mir keine Illusion auf eine persönliche Begegnung mit allen Neupriestern gemacht. Bei Dreien, denen ich mich besonders verbunden fühle, war ich bei ihrer ersten Messe am Tag nach der Priesterweihe dabei und nutzte die Gelegenheiten zum Kontakt mit den Familien. Was der Heilige Geist im Zusammenhang mit der Priesterweihe mit den Personen (nicht nur mit den Neupriestern) macht ist überwältigend. Und so sind diese Begegnungen von ganz besonderer Art, so dass ich sie suchte, auch wenn ich sonst nicht so gerne unter vielen Menschen bin.
Haben Sie nach dieser intensiven und außergewöhnlichen Erfahrung die Priesterweihe anders wahrgenommen?
P. Clemens: Ich muss gestehen, dass meine Wahrnehmung schon sehr stark von der eigenen Müdigkeit geprägt war. Dennoch habe ich die Weihe viel bewusster wahrgenommen als in anderen Jahren, weil ich mich ja auch viel tiefer mit dem Ereignis und den Personen durch meine Hingabe identifiziert habe.
Gab es Reaktionen der Neupriester auf Ihre Tour?
P. Clemens: Von allen Seiten Dankbarkeit und Begeisterung.
Lieber P. Clemens, danke für das Gespräch!