Dienstag,
24. September 2024
Neue Schwestern, neue Brüder
24. September 2024
Dienstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Rupert, Bischof, Glaubensbote
Hl. Virgil, Bischof, Glaubensbote
Thomas Schaffrath-Chanson
Lk 8,19-21
In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder zu ihm; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen. Da sagte man ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen. Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.
Einführendes Gebet: Herr, mein Gott und Schöpfer, du nennst mich deinen Freund. Schenke mir Mut und Demut: Tatkraft für das Leben, in das du mich gestellt hast; Demut, um zu verstehen, dass du mit deinem Beistand und deiner Gnade immer bei mir bist.
Bitte: Herr, ich bitte dich um ein hörendes und liebendes Herz, um die Kraft deines Wortes zu verstehen und in mein Leben zu tragen, für andere wie für mich selbst.
1. Jesus Christ Superstar. Es gibt viele Bibelstellen, in denen davon die Rede ist, wie sich Jesus nachts allein zum Gespräch mit seinem himmlischen Vater zurückzieht. Häufig wird auch berichtet, zum Beispiel bei den meisten Wundererzählungen, dass Jesus tagsüber von einer Menschenmenge umringt war. Von ihm geht eine große Anziehungskraft aus. Von einem solchen Schauplatz seines Wirkens gibt uns der Evangelist Lukas hier einen Eindruck. Ich stelle mir vor, wie die Menschen sich um ihn drängen und wie lange es gedauert haben muss, bis die Kunde davon gleichsam von außen nach innen durchgereicht wird, dass seine Mutter und weitere Begleitung da seien.
2. Die alte Familie? Hier tönt jetzt das Neue von Jesu Botschaft durch: Es ist nicht mehr das familiär tradierte Muster wie etwa die vererbte Nachfolge der Priesterschaft von Vater zu Sohn in alttestamentarischer Lesart. Es ist vielmehr ein persönlicher Akt der Überwindung für die konsequente Nachfolge: Alles und jeden, auch sich selbst hinter sich zu lassen, die weltlichen Güter und Reichtümer sowieso, um ihm zu folgen. Natürlich haben wir noch eine weltliche Familie mit Mutter, Vater, Schwester und Bruder. Aber da ist noch viel mehr.
3. Eine neue Familie? Jesus überwindet die Konventionen des Denkens, was damals viel radikaler wirken musste, als es heute ist. Denn die Identität einer Person war vollends bestimmt durch angestammte Rollen wie Geschlecht, Zugehörigkeit zu den Stämmen Israels, sozialen Klassen und eingebunden in ein umfangreiches Regel- und Gesetzeswerk. In vielen Kulturen, in denen die Familie bzw. Gruppe im Mittelpunkt steht und nicht das Individuum, , ist das heute noch so. Doch in unserer westlichen Welt haben wir größere Freiheit, dem Ruf des Herrn aus freiem Willen zu folgen, um im Glauben neue Schwestern und Brüder zu finden und ihnen wiederum Schwester und Bruder zu sein.
Gespräch mit Christus: Herr, du rufst mich als dein Kind in eine unendlich große Gemeinschaft, eine ewige Glaubensfamilie. Wie einfach das klingt, und was Unglaubliches dahintersteht: Das Versprechen ewigen Lebens.
Vorsatz: Heute will ich prüfen, welche Komfortzone ich verlassen kann und welcher nächste Schritt in der Glaubensnachfolge ansteht.