Tägliche Meditationen
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Sonntag,
22. September 2024

Sei klein, um groß zu werden

22. September 2024

Fünfundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Mauritius, Märtyrer

Thomas Schaffrath-Chanson

Mk 9,30-37
In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er belehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden das Wort nicht, fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafárnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Einführendes Gebet: Herr, mein Gott und Schöpfer, du nennst mich deinen Freund. Schenke mir Mut und Demut: Tatkraft für das Leben, in das du mich gestellt hast; Demut, um zu verstehen, dass du mit deinem Beistand und deiner Gnade immer bei mir bist.

Bitte: Herr, ich bitte dich um ein hörendes und liebendes Herz, um die Kraft deines Wortes zu verstehen und in mein Leben zu tragen, für andere wie für mich selbst.

1. Ehrfurcht und Furcht. Der Evangelist Markus bringt in wenigen Sätzen unglaubliche Wahrheiten auf den Punkt. Jesus kündigt nicht nur seinen Tod und seine Auferstehung an, sondern zugleich Art und Weise und Umstände. Was wir auch heute als Geheimnis unseres Glaubens bekennen, ist wohl für seine Jünger so eindrücklich, dass sie Furcht haben, nachzufragen. Zwar sind sie jetzt eingeweiht, aber mit dieser Wahrheit komplett überfordert. Wer kann es ihnen verdenken?

2. Verdrehte Welten. Wenn wir versuchen, etwas Unfassbares zu verarbeiten, ordnen wir es in unsere Maßstäbe ein. Das ist heute nicht anders als früher – trotz aller verfügbaren Informationen und unseres vermeintlichen Wissens. Die Jünger versuchen, sich ihren Platz in der himmlischen Ordnung über weltliche Vorstellungen von Hierarchie anzueignen. Zumindest schweigen sie betroffen, als sie von Jesus hierbei "ertappt" werden. Und dann dreht er ihre Perspektive komplett um.

3. Sei wie ein Kind. Ein Kind ist in unseren überkommenen Strukturen zumeist keine Person, die mit besonderer Autorität assoziiert wird. Das Kind als unschuldiges und vorurteilsfreies Wesen, das anderen hilft und zugleich gerne Hilfe annimmt, ist ein ganz anderes Rollenmodell und Menschenbild, als wir erwarten würden. Wir können uns Jesus sehr gut vorstellen, wie er auf Schritt und Tritt von Kindern umringt war. Die Stelle im Evangelium ist da eindeutig. Offenbar musste er nicht lange suchen, sondern Kinder sind bereits vor Ort. Er stellt die Kleinsten und Reinsten von allen Menschen in den Mittelpunkt.

Gespräch mit Christus: Herr, du schenkst uns in wenigen Sätzen so viel Wissen und konfrontierst uns liebevoll mit unserer eigenen Beschränktheit. Du hast einen Plan für jede und jeden von uns. Bei der Suche nach diesem Plan belehrst du uns, dass sich die Mühe um dessen Einordnung nach unseren Vorstellungen nicht lohnt. Es reicht, ein dienendes Herz zu haben für andere (klein sein) und zugleich wie ein Kind zu sein (großherzig fühlen).

Vorsatz: Heute will ich versuchen, alles scheinbar Erwachsene in mir zu überwinden und die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten. Und ich bete im Geiste dieses Geschenks, dass wir alle geliebte Kinder Gottes sind.

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