Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
6. Juni 2024

Für alle bestimmt

6. Juni 2024

Donnerstag der neunten Woche im Jahreskreis
Hl. Norbert von Xanten, Bischof, Ordensgründer

Dr. Christoph Kunkel

Mk 12,28b-34
In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

Einführendes Gebet: Herr, komm und wirke du allein in meinem Herzen, meinem Verstand und meinem Willen. Mach mich bereit, alles und jede Person dir anheimzugeben, auch mich selbst mit allen meinen Plänen. Ich gebe dir alles zurück. Erleuchte jetzt meinen Verstand, lass mich deine Stimme hören und dich lieben.

Bitte: GOTT und meinen Nächsten zu lieben: Schenke mir bitte das rechte Gefühl, um aus dieser Gnade zu handeln.

1. Ein Gebot für alle bestimmt. Das umfassendste Gebot überhaupt für Gläubige: GOTT lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Christen, Juden, Mohammedaner, alle können allzeit dies annehmen! Es ist der "Kategorische Imperativ". Mit dem kleinen Unterschied, dass es hier anders als bei Kant um Liebe und nicht um Ethik geht. Enorme gesellschaftliche Konsequenzen entwickelten sich daraus: Kirchen, Klöster, karitative Einrichtungen, ein Gottesvolk, das IHN sucht und den Nächsten lieben und Gutes tun will. Bis in gesellschaftliche Konflikte hinein, die sich aus der "rechten Befolgung" immer wieder neu ergeben. Wie gerne mag ich doch den Schriftgelehrten, der in sich schon ein neues Werden spürt, der die alten Opferbräuche und starren Regeln, die dem Volk Israel so lange Sicherheit und Einengung gaben, überwunden sehen will.

2. Die Liebe Gottes hat uns erreicht. Aber verdrängen wir doch nicht: Der Mensch (H. Sapiens), seit Jahrzehntausenden ein geistbeseeltes Wesen, verlässt den ursprünglichen Pfad zu Gott. Denn einer bestimmten prähistorischen Hypothese zufolge, die unser theologisches Wissen geschichtlich zu verorten sucht, ist er seit der Neolithischen Revolution der Erbsünde verfallen und versucht, da er ja die ursprüngliche untergründige Beziehung zu Gott nicht erlöschen lassen kann, IHN auf jede rituelle Weise überall auf dieser Welt zu finden. Diese unablässige Vergeblichkeit, diese pausenlosen Sünden bewegen unseren mitleidvollen Gott, in seinem Sohn zu seinem Volk Israel zu kommen. Er zeigt, wie Göttliches in dieser Welt wirken kann und dass der Tod nach aller Mühsal nicht im "nichtenden Nichts", wie M. Heidegger es sagt, endet. ER wird alle, die ihre Sünden bereuen, nach ihrem Tod in sein Reich aufnehmen, "wo sie mit IHM zu Tische sitzen." ER opfert sich als Sohn vor dem Vater am Kreuz und ist in der Abendmahlsfeier das Lamm, das wir als Paschaopfer verzehren.

3. Jesus im Blick. Und wieder gilt es, die stets offene Pforte zum Himmel in uns zu finden und durch Gottes- und Nächstenliebe in sein Reich einzutreten. Das schreibt sich so flott dahin, aber wie verstockt und spärlich ist mein Gebet, wie oft tadele ich meinen Nächsten und spreche seinen Gedanken und Taten jede Legitimität ab, jawohl – mit dem Brustton der Überzeugung. Auf Jesus zu schauen, ist mir Trost und Umkehr.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, befreie uns aus den Verstrickungen unserer Sünden. Verzeih uns unsere Schuld. Gib uns Geduld zu einem neuen Anfang. Heile unser Leben. Sprich nur ein Wort und fordere uns auf zur Liebe, dann werden wir gesund.

Vorsatz: Wenigstens ein kleines bisschen in diesem Wunsch vorankommen.

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