Freitag,
10. November 2023
Ein nüchterner Blick auf grundlegende Wahrheiten
10. November 2023
Freitag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Leo der Große, Papst, Kirchenlehrer
Gedenktag
P. Thomas Fox LC
Lk 16,1-8
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib "fünfzig". Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib "achtzig". Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.
Einführendes Gebet: Herr, hilf mir, Deine Worte heute noch einmal in mich einsinken zu lassen, und zeige mir im Herzen auf, wozu Du mich geschaffen hast. Mach mich dafür empfänglich, auch wenn das Beispiel weltlich klingt und ich mich lieber mit Höherem beschäftigen würde. Zieh mich mit Dir in den Gehorsam zum Vater und lass mich heute entdecken – sobald ich Deine Stimme höre –, dass ich mich frei in die Hingabe an Dich und an Deine ewige Wahrheit begeben kann.
Bitte: Jesus, lass mich heute Dein Herz erfreuen.
1. Wozu das Ganze? Das Leben ist eigentlich immer spannend. Und so können wir im Alltag dieses Lebens, in seinen Sorgen und Anforderungen durch Familie, Haushalt und Beruf, in Beziehungshochs und -tiefs, Erfolg und Misserfolg, äußeren und inneren Bedrängnissen sehr leicht den großen und tiefen Zusammenhang vergessen, in den alles gestellt ist: Unsere Lebenszeit ist uns gegeben, damit wir in allem Gott suchen, Ihn erkennen, Ihn lieben, um schließlich vor Ihm bestehen zu dürfen und für immer mit Ihm glücklich zu sein. Dazu heißt es im ersten Artikel des Katechismus: "Aus reiner Güte und freiem Willen hat Gott den Menschen erschaffen, damit er ihn suche, erkenne und mit all seinen Kräften liebe. Dass dies möglich sei, hat er ihm seinen Sohn als Erlöser und Retter gesandt. In ihm und durch ihn beruft er die Menschen, im Heiligen Geist seine Kinder zu werden und so sein glückseliges Leben zu erben." (vgl. KKK 1) Der unselige Verwalter, der sich weder um Gott noch um andere zu scheren scheint, kennt demgegenüber nur ein Wozu: sich selbst.
2. Kinder des Lichts. Als "Kind dieser Welt" hat unser Verwalter aus dem Evangelium sich schon ausgesucht, wem er dienen möchte: seinem eigenen Vorteil – und das unter Verachtung der Konsequenzen, die im Jenseits sicher von ihm zu tragen sein werden. Klug im eigentlichen Sinne ist das nicht, aber man kann doch immer wieder Menschen begegnen, die das sehr konsequent umsetzen. Kann man da Jesus nicht verstehen, wenn ihn die Lauheit der Christen betrübt und er sich von uns eine ähnlich konsequente und im guten Sinne radikale Haltung wünscht, selbstverständlich zugunsten seines Reiches? Die Heiligen leben es uns vor. Sie sind Kinder des Lichts. Aber auch wir "gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis". (1 Thess 5,5)
3. Herz Jesu. Der Blick auf diese nüchterne Wahrheit: "Das Ende kommt", hat in diesem "klugen" Verwalter einen echten Moment der Besinnung und eine gezielte Aktivität entfacht. Aber was bewirkt der Blick auf diese Wahrheit in uns? Je mehr wir versucht sind, "das Ende" als reine, nüchterne Information, die wir schon kennen, auszublenden – als ginge es um eine Theorie –, desto mehr geht uns der Eifer verloren. Und da stehen wir mitten in der wenig anziehenden Lauheit und Weltlichkeit unseres Christenlebens… Es braucht schon einen Blitz vom Himmel und eine beherzte Entscheidung, um hier herauszukommen. Herz Jesu, gib, dass das Maß meiner Hingabe Dich nicht ernüchtert und betrübt! Du sollst an mir gefallen haben.
Gespräch mit Christus: Jesus, mein Christus, es liegt wohl daran, dass das Ende mir manchmal "zu fern" erscheint, sein Warnruf kommend "wie aus einer anderen Welt". Wie sehr mein Herz doch entzündet werden muss, um für diese große Wahrheit mit Leidenschaft zu brennen. Wie leicht sinke ich in eine Haltung zurück, die es mir erlaubt, "von Natur aus" lieben und großzügig sein zu dürfen, ohne dass es mich viel kostet. Jesus, entflamme mein Herz für Dich, und hilf mir, den Ballast der Welt aus meinem Inneren abzuschütteln.
Vorsatz: Ich bereite mich heute im Herzen und in der Tat auf die Ankunft des Herrn vor.