Mittwoch,
4. April 2007
Judas
Mittwoch in der Karwoche
P. Christopher Scroggin LC
Mt 26,14-25
Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben,
wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer
Gelegenheit, ihn auszuliefern. Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die Jünger zu Jesus
und fragten: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und
dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das
Paschamahl feiern. Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.
Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich
sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren sie sehr betroffen und einer nach dem
andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht
hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch
weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren
wäre. Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.
Einführendes Gebet: Vater im Himmel, hilf mir, den Verrat des Judas an deinem Sohn zu betrachten. Ich erkenne, dass Judas von Jesus auserwählt wurde und das Herz dazu hatte, ein großer Apostel zu werden. Auch ich kann zu einem großen Jünger deines Sohnes werden oder zum Verräter wie Judas. Hilf mir, niemals zu sehr auf meine eigenen Kräfte zu bauen, sondern mich in deine Hände zu legen.
Bitte: Herr Jesus, lass mich deine Vergebung und Liebe erfahren, denn ich bin ein Sünder und habe dich durch meine Sünden verraten.
1. Der Verräter. Der Verrat des Judas ist für viele der Inbegriff des Bösen. Wir denken oft, dass er anders oder schlimmer als die anderen Apostel gewesen sein muss. Das ist so aber nicht haltbar, denn beim letzten Abendmahl schaut niemand auf Judas, als Jesus den Verrat durch einen der Zwölf ankündigt. Jeder fragt sich: Bin ich es? Von außen gesehen scheint sich Judas von den anderen nicht zu unterscheiden. Ja, es ist leicht, seine innersten Absichten zu verbergen und nach außen fromm und gehorsam zu sein scheinen. Gott jedoch kennt unsere Herzen. Wo verrate ich Christus in meinem Alltag?
2. Wer könnte es sein? Alle Apostel fragen sich, ob sie vielleicht der Verräter sind. Warum? Weil sie sich kannten. Jeder von ihnen weiß in seinem Innersten, dass er schwach ist. Sie lebten in einer gefährlichen Zeit. Jeder von ihnen hätte festgenommen werden können und dazu gezwungen werden können, den Aufenthaltsort Jesu zu verraten. Auch ihr Leben war in Gefahr, aber würden sie dazu in der Lage sein, treu und verlässlich zu bleiben, wenn es darauf ankommt? Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein und anerkennen, dass auch in uns ein kleiner Verräter steckt. Wir müssen uns also zu Gott bekehren und unsere Liebe zu ihm jeden Tag erneuern.
3. Bin ich es etwa, Rabbi? Judas war nicht immer schlecht. Er wurde schlecht. Judas ist mit dem ehrlichen Wunsch zu Jesus gekommen, an ihn zu glauben und ihm nachzufolgen; sonst hätte Jesus ihn nicht angenommen. Judas empfing somit die Berufung zum Apostel, und er hätte ein großer Apostel werden können wie die anderen. Jedoch ließ seine Bereitschaft, sich von Jesus wandeln zu lassen, immer mehr nach. Irgendwann hat er dann ganz damit aufgehört, an seiner Beziehung zu Jesus, an seiner Liebe zu ihm, zu arbeiten. Nach der Rede über das Brot des Lebens in Kafarnaum (s. Joh. 6), sagten viele seiner Jünger: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Vielleicht hat Judas dort seinen Glauben verloren. Dass er dann Jesus nicht verlassen hat, sondern einer der zwölf Apostel blieb, war der Beginn seines Verrats. Mit der Zeit wurde ihm die Gegenwart Jesu unerträglich, weil er Jesus nicht mehr liebte. Toleriere ich Jesus einfach nur in meinem Leben, oder liebe ich ihn wirklich? Was kann und muss ich tun, damit unsere Freundschaft stärker wird?
Gespräch mit Christus: Jesus, mir ist klar geworden, dass niemand sicher sein kann, dich niemals zu verraten, nachdem sogar einer deiner auserwählten Apostel dich verraten konnte, obwohl er drei Jahre mit dir zusammen war, obwohl er deine Wunder gesehen hat und deine Worte gehört hat. Ich habe dich oft durch meine Sünden verraten. Sie sind vielleicht nicht so offensichtlich und schwer wie die von Judas, jedoch verrate auch ich dich, wenn ich es zulasse, dass die Menschenfurcht mich davon abhält, mich zu dir zu bekennen; wenn ich zuhöre, wie du und deine Kirche angegriffen wirst und nichts zu deiner Verteidigung sage. Möge dein Leiden mich in meinen Überzeugungen stärken.
Vorsatz: Heute will ich wenigstens einer Person gegenüber meinen Glauben bekennen und Christus auf keinerlei Weise verraten.