„Es geht um die Würde jedes Menschen“

VII. Jahrestreffen der Koordinatoren für „Safe Environments“, der Verantwortlichen für Prävention sexualisierter Gewalt und Schutz von Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen der Legionäre Christi in Rom

Mehr als 27 Teilnehmer, darunter die Leiter und Koordinatoren der Präventionsarbeit und die „Safe Environment“-Teams der Legionäre Christi aus aller Welt, kamen vom 23. bis 27. September zu ihrem VII. Jahrestreffen nach Rom. Das Treffen fand in der Generaldirektion der Legionäre Christi statt. Während einiger Sitzungen nahmen auch verschiedene Territorialdirektoren der Gemeinschaft teil.

Catalina Gallego Barbier, internationale „Safe Environment“-Direktorin für die Legionäre Christi, unterstrich zu Beginn der Veranstaltung, dass „dieses Treffen ein Aufruf zum Handeln und zur Hoffnung ist, bei dem jeder Teilnehmer eine entscheidende Rolle beim Aufbau einer bewussteren Kultur der Prävention zu spielen hat“.

Sie bedankte sich auch für die Anwesenheit und den Beitrag aller Koordinatoren und Teilnehmer und betonte, dass „Würde und Respekt die unumstößliche Norm sind“.

Ziel der gemeinsamen Arbeitswoche war es, verschiedene Bereiche der Prävention und Intervention anzusprechen, die sich auf die Schaffung und Sicherung einer entsprechenden Kultur in allen Bereichen des Wirkens der Legionäre Christi auswirken.

Die verschiedenen Dimensionen des Menschen im Blick

Dr. Pater Óscar Missas LC (Professor für Dogmatische Theologie am Päpstlichen „Athenäum Regina Apostolorum“ in Rom) sprach über die Definition und die Elemente, die die christliche Anthropologie ausmachen, um alle Dimensionen zu verstehen, die den Menschen ausmachen.

Éricka Juárez (Lizentiatin in Psychologie an der UVM, Mexiko, und Master in Psychologie mit Spezialisierung auf strukturelle systemische Therapie) bot einen Workshop an über das Erkennen eigener Grenzen und die Förderung persönlichen Wohlbefindens, in dem die Individualität jedes Menschen und die Notwendigkeit von Vertrauen als Grundlage für Beziehungen mit anderen verstanden werden.

Dr. Valeska Ferrer (Koordinatorin des Jordanien-Projekts UNIJES über die strukturelle Dimension des Missbrauchs in der Kirche, Dozentin an der Päpstlichen Universität Comillas in Spanien, Juristin am ICAM, Juristin am Kirchengericht von Madrid und Mitglied der spanischen Kanonisten-Vereinigung) hielt einen Vortrag zum Thema „Aufmerksamkeit für die Opfer und wiederherstellende Gerechtigkeit“, in dem sie auf die Notwendigkeit einging, die menschliche Person immer in den Mittelpunkt der Achtsamkeit und des Zuhörens zu stellen, sowie auf die Definition und den Prozess, der zu wahrer Gerechtigkeit führt.

Prof. Dr. Irma Patricia Espinosa Hernandez (Kriminalpsychologin, Chirurgin, Spezialisierung in Psychotherapie und Psychoanalyse, Mitglied des Nationalen Rates für Kinderschutz der Katholischen Bischofskonferenz von Mexiko und Gründungsmitglied des CEPROME, eines Zentrums für interdisziplinäre Forschung und Ausbildung im Bereich des Jugendschutzes mit Sitz in Mexiko-Stadt, Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen) sprach über die Psychologie von Tätern, und ging auf das Verfahren ein, das mit Beschuldigten einzuhalten ist. Darüber hinaus betonte sie die Notwendigkeit menschlicher und professioneller Begleitung, die allen Beteiligten in einer Missbrauch-Situation gewährt werden sollte.

Dr. Pater Roberto Aspe LC (Kirchenrichter am Interdiözesanen Gericht von Santiago de Chile, Mitarbeiter am Kirchengericht der Erzdiözese Mexiko und im Auftrag des Glaubensdikasteriums auch an kirchlichen Strafverfahren beteiligt) stellte Aspekte und Verfahren im Zusammenhang mit dem Kirchenrecht vor und gab einen umfassenden Überblick über das Kirchenrecht für den richtigen Umgang mit Klagen bzw. Beschuldigungen.

Pater Amedeo Cencini (Professor für Berufungspastoral und Methodik der geistlichen Begleitung an der Salesianer-Universität sowie für die Ausbildung zur affektiven Reife im Rahmen des Kurses für Ausbilder an der Gregoriana-Universität in Rom; seit 1995 Berater der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens und Mitglied des Nationalen Dienstes für den Schutz von Minderjährigen der italienischen Bischofskonferenz) sprach in seinem Vortrag zum Thema einer ausgewogenen und gesunden Lebensführung von Priestern im Kontext der Prävention. Dabei verwies er auf die Entwicklung der Präventionsarbeit der katholischen Kirche in den letzten Jahren, die er in fünf verschiedene Phasen einteilte. Pater Amedeo zeigte ferner die systemischen Zusammenhänge von Missbrauch in der Kirche auf.

Dank, Ermutigung und Rechenschaftspflicht

Am Ende wandte sich auch Pater John Connor LC, Generaldirektor der Legionäre Christi, an die Teilnehmer. Er bekräftigte das Engagement der Generaldirektion für die Förderung und Stärkung der Präventionsarbeit und dankte allen Teilnehmern für ihren unermüdlichen Einsatz.

P. John sprach auch über Entwicklungen in der Präventionsarbeit während seiner Amtszeit: die verbesserte Arbeitsweise in Bezug auf Ausbildung und Multidisziplinarität; die Übernahme, Umsetzung und transparente Kommunikation der Standards für die Akkreditierung und Re-Akkreditierung mit „Praesidium“; die Umsetzung der eigenen Vorgaben und externe Prüfung der Ergebnisse; die Veröffentlichung des Jahresberichts „Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung“, der bereits in seiner vierten Ausgabe vorliegt; der Einsatz für die Betroffenen, die im Mittelpunkt stehen und für die wir Verantwortung übernommen haben, u.a. durch spezialisierte unabhängige Einrichtungen, um einen umfassenden Weg der Heilung, Versöhnung und Wiedergutmachung zu ermöglichen; die Fortschritte bei der Prävention von Missbrauch geistlicher Autorität; die Überwachung und der Abschluss laufender kanonischer Verfahren.

Zum Abschluss der Jahrestagung fand eine Arbeitssitzung mit der bereichsübergreifenden Kommission der Generaldirektion statt, einem Gremium, das den Generaldirektor und die Territorien bei der angemessenen Bewältigung der jeweiligen Situation in diesem Bereich unterstützt.

Fortbildung und Zusammenarbeit

„Die Fachreferate, Vorträge und Workshops boten uns Teilnehmern vor allem viel neues und aktuelles Fachwissen aus den verschiedenen Bereichen der Präventions- und Interventionsarbeit“, fasst Karl-Olaf Bergmann (Präventionsbeauftragter für das Territorium West- und Mitteleuropa) zusammen, der mit drei weiteren Teilnehmern aus der Ordensprovinz mit anwesend war: Andrea Duarte (Rechtsabteilung), P. Justin Prigge LC (Ungarn), P. Marcin Prokopek LC (Polen).

„Wir hatten die Möglichkeiten, mit den Referenten und Fachleuten direkt zu sprechen. Wichtig war erneut auch der Aspekt des vertrauensvollen Erfahrungsaustauschs. Ich denke, dass die Tatsache, dass dieses Treffen bereits das siebte Mal stattfand, ein klares Zeichen ist, wie ernst wir das Thema nehmen, und wie fest verankert es mittlerweile in der Mission der Legionäre Christi und des Regnum Christi ist. Mich freut vor allem das Bewusstsein und die Entschlossenheit, in den Anstrengungen nicht nachzulassen, im Gegenteil, noch mehr zu tun, die deutlich wurden, und der klare Rückhalt durch die Ordensleitung.“ 

Prävention in Österreich und Deutschland

Ausführliche Informationen über unsere Arbeit im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes und Schutzes von Schutzbefohlenen im deutschsprachigen Raum unseres Territoriums finden Sie hier auf unserer Webseitefinden Sie hier auf unserer Webseite. Seit Beginn unserer systematischen Präventionsarbeit legen wir besonderen Wert auf die umfassende Schulung aller in der Seelsorge Mitwirkenden, sowohl von Ordenleuten, Priestern und Gottgeweihten, als auch von Laien und Ehrenamtler!

Sie haben Fragen zum Thema, suchen eine Schulung oder Rat? Unsere Ansprechpartner finden Sie hier!

„Schieb deine Verantwortung nicht weg!“

Das Bundeslagebild Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen für das Jahr 2023 zeigt auf, wie aktuell das Thema in der Gesellschaft ist! Erschreckender Weise ist die Anzahl der Straftaten zum Teil sogar deutlich gestiegen.

2023 kam es zu insgesamt 72.018 Straftaten in den Kategorien sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, kinder- und jugendpornografische Inhalte und sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen.

18.497 Kinder unter 14 Jahren wurden zu Opfern sexuellen Missbrauchs und 1.277 unter 18 Jahren. Auffallend ist das geringe Alter der Tatverdächtigen: Knapp ein Drittel war unter 18 Jahre alt. In beiden Gruppen sind die Zahlen der vom Bundeskriminalamt erfassten Fälle im Vergleich zum Vorjahr nicht nur gestiegen, sondern erreichten im Fünf-Jahres-Vergleich sogar einen Höchstwert.

Weiter gestiegen sind 2023 Fälle der Verbreitung, des Erwerbs und Besitzes kinder– und jugendpornografischer Inhalte: 45.191 Fälle. Knapp 40 Prozent der Tatverdächtigen waren hier unter 18 Jahre alt.

Im Bereich der Jugendpornografie wurden 8 .851 Fälle registriert, mit einem Anteil minderjähriger Tatverdächtiger von knapp 50 Prozent

Die Zahl der unentdeckten Fälle ist mutmaßlich viel höher. Die meisten Fälle spielen sich im persönlichen und familiären Umfeld ab. Wer Hilfe oder einen Rat braucht, kann sich anonym und vertraulich an das bundesweite Hilfetelefon sexueller Missbrauch wenden: 0800 2255 530. Fragen und Antworten bietet auch die Webseite www.hilfe-portal-missbrauch.de.

Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche

Jede Art von Missbrauch verhindern!

VII. Jahrestreffen der Koordinatoren für „Safe Environments“, der Verantwortlichen für Prävention sexualisierter Gewalt und Schutz von Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen der Legionäre Christi in Rom

„Es geht um die Würde jedes Menschen“

Masterarbeit von P. Georg Rota LC über das Thema „Prävention von geistlichem Missbrauch in neuen geistlichen Gemeinschaften“.

Schmerzhaft, aber wichtig!