18 Pilger aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden brachen zu einer Pilgerreise nach Ägypten auf. Warum eigentlich? Lesen Sie, was sie dort erlebten und wie die Pilgerreise ihren Glauben stärkte.

Zu den Ursprüngen unseres Glaubens

18 Pilger aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden brachen zu einer Pilgerreise nach Ägypten auf. Warum eigentlich? Lesen Sie, was sie dort erlebten und wie die Pilgerreise ihren Glauben stärkte.

Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Auf christlichen Spuren in Ägypten. – Warum brechen 18 Pilger aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden zu einer Pilgerreise, begleitet von Pater Anton Vogelsang LC, nach Ägypten auf, wo doch Israel mit einer Pilgerreise ins Heiliges Land eher auf der Hand läge?

Barbara Speer, die die Reise geplant, organisiert und geleitet hat, beantwortete die Frage so: „Ägypten hat eine Jahrtausende alte Kultur der Verehrung von Göttern, die heilige Familie lebte dort für einige Zeit, der Apostel Markus hat dort evangelisiert und eine der ältesten christlichen Kirchen der Welt, die Kopten, existiert in Ägypten noch heute. Selbst Neubauten von katholischen Kirchen entstehen noch in unseren Tagen.

Kurz und gut, es ist ein kultureller, spiritueller, architektonischer und landschaftlicher Spannungsbogen mit Stätten aus der Vorantike, des Alten und des Neuen Bundes und passend in die heutige Zeit eine Einladung zum Aufbruch ins Ungewisse, wie der hl. Josef es mit seiner kleinen Familie getan hat damit auch wir uns auf den Bund mit Gott und auf seine Zusagen einlassen, ganz in dem Bewusstsein, stets von Ihm geführt zu sein.“ 

 

Die Welt der Pharaonen

Die Pilgerreise startete bei den Pyramiden von Gizeh, die schon zu Jesu Zeiten zu den sieben Weltwundern zählten. Die Pyramiden (Cheops, Chephren und Mykerinos), der Sphinx und die gesamte Anlage zeigen, zu welcher Schaffenskraft Menschen in der Lage sind, wenn Gottesbezug mit im Spiel ist. Der nachmittägliche Besuch des Ägyptischen Nationalmuseums mit Tausenden Artefakten, Mumien, beeindruckenden Teilen für den Totenkult, der sagenhaften Tut-ench-Amun Ausstellung zeugte von einem tiefen Glauben an ein Leben nach dem Leben.

Kairos koptisches Viertel

Am folgenden Tag tauchte die Gruppe in das Koptische Viertel ein, ein in sich abgeschlossener Stadtteil. Die auch als hängende Kirche bekannte Marienkirche wurde über den Überresten der römischen Festung „Babylon“ (Zitadelle) gebaut. In der daneben liegenden Sergiuskirche stieß die Gruppe auf die Spuren der Heiligen Familie, deren Ursprünge im 2. und 3. Jahrhundert liegen. In der Krypta besuchten sie den Ort, einen Marmorblock, wo das Jesuskind geschlafen und wo sich die heilige Familie während ihrer Zeit in Ägypten aufgehalten haben soll. Es gibt auch eine Quelle, aus der sie getrunken haben sollen. Einen tiefen Einblick in die Geschichte des Christentums in Ägypten bekamen sie im koptischen Museum, das Ikonen, Malereien, Sakralkunst, Manuskripte und koptische Antiquitäten zeigt.

Im Anschluss besuchten die Pilger den Stadtteil El-Maadi und die Kirche der heiligen Familie am Ufer des Nils, von wo aus sie nach Oberägypten aufgebrochen sein soll. Hier ist auch die „schwimmende“ Bibel ausgestellt, nachdem sie 1976 offen aufgeschlagen im Nil treibend an Land geschwemmt wurde und von einem Priester aus dem Nil geholt wurde. Das Besondere: auf dem Nil treibend und mit dem aufgeschlagenen alttestamentlichen Vers „Gesegnet ist Ägypten, mein Volk“ (Jes. 19,25) – die Kopten sehen darin ein Omen.

Alexandria – die Römer und der Evangelist Markus

Über eine Wüstenautobahn ging es nach Alexandria, der Stadt des Wissens, des Studiums und der Gelehrten. Der Apostel und Evangelist Markus kommt 44 n. Chr. erstmals nach Alexandria, von hier aus verbreitet er das Evangelium bis hin nach Oberägypten. Seine missionarische Tätigkeit ist mit der Gründung von Gemeinden sehr erfolgreich. Der hl. Markus wird als Begründer der koptischen Kirche verehrt und war erster Bischof von Alexandria.

Alexandria war in der Antike die Stadt der Bildung und der Gelehrten. In ihrem Zentrum befand sich die größte Bibliothek der damaligen Welt, die das Ziel hatte, von jedem bedeutenden Buch/Papyrusrolle der damaligen Zeit ein Exemplar im Bestand zu haben, so auch von der Heiligen Schrift. Dafür übersetzten 72 Theologen und Dolmetscher vor Ort das hebräische Alte Testament ins Griechische und legten damit den Grundstein für die Verkündigung des Evangeliums. Aus der Bibliothek ging später die Alexandrinische Schule mit den Schwerpunkten Philosophie und Naturwissenschaften hervor.

Was für ein Unterschied zur anschließend besuchten neuen Bibliothek, ein architektonisch enorm beeindruckendes, hochmodernes Gebäude, das 2002 eröffnet wurde und auch das Ziel hat, alle relevanten Bücher aus der ganzen Welt im Bestand zu haben.

Wüstenklöster und Mönchstum

Auf dem Rückweg nach Kairo besuchte die Pilgergruppe das Bishoy-Kloster, eines von vier noch bewohnten der ursprünglich 50 Wüstenklöster im Wadi el Natrun. Es ist das bekannteste koptisch-orthodoxe Kloster und trägt den Namen seines Gründers des Heiligen Bishoy, ein großer ägyptischer Wüstenvater, von dem gesagt wird, dass er Jesus Christus gesehen hat. Sein unversehrter Körper machte das Kloster zu einem bedeutenden Pilgerort der koptischen Christen. Hier bekam die Gruppe einen kleinen Einblick in klösterliches Leben in der Wüste. Den Abschluss bildete die hl. Messe in der heute von den Mönchen nicht mehr genutzten koptisch-orthodoxen Festungskirche des Klosters.

Sinai – Oase und Berg Mose

Der sechste Tag führte in die Welt des Alten Testaments, auf den Sinai und an den Ort, wo Moses von Gott die 10 Gebote empfangen hat. Die Gruppe machte sich auf den Weg zu einer Oase, um dort bei Beduinen einzukehren, bei ihnen die hl. Messe unter Palmen zu feiern, in einem Ihrer Zelte zu essen und Einkehr zu halten. Eine Wüstenwanderung durch eines der zahlreichen beeindruckenden Canyons war ein guter Vorgeschmack auf die folgende Nacht, in der die Pilgergruppe um 1.00 Uhr zum ersehnten, aber mühsamen Aufstieg auf den Berg Mose aufbrach. Während der dreieinhalbstündigen Wander- und Klettertour, faszinierte die Stille der Nacht unter einem unglaublich beeindruckenden Sternenhimmel. Begleitet von Gebet, Ruhe und Betrachtungen, übertraf der alles überstrahlende Sonnenaufgang auf dem Gipfel schließlich alles. Hier oben über den Gipfeln der riesigen Bergregion des Sinai Gott zu loben, zu preisen und zu danken im wahrhaftigen Angesicht des Lichts der Welt, war wohl der Höhepunkt der Pilgerreise an dem Ort, wo Gott sich dem Volk Israel offenbarte und dem Mose die zehn Gebote für das von Gott abgewandte Volk Israel übergab. Der Abstieg vom Berg führte zum Katharinen-Kloster, das im 6. Jh. um den Ort des „brennenden“ Dornbuschs erbaut wurde. Dieser ist der heiligste Ort des Klosters: hier hat Gott sich dem Mose offenbart.

Impulse und Begegnungen

Während der gesamten Reise war die Thematik von der bedingungslosen Liebe, des sich Verschenkens und der Treue Gottes in den Predigten von Pater Anton Vogelsang LC der bedeutende und zentrale Schwerpunkt. „Der Grund, warum ich Pater Anton gefragt hatte, diese Reise zu begleiten, war meine spontane Erinnerung an seine Bücher „Genesis“ und „Exodus“. Weil sich fast der gesamte Exodus in Ägypten abspielt, ist Pater Anton für mich eindeutig der geeignete begleitende Priester mit speziellem Wissen für dieses Pilgerreiseziel“, erklärte Frau Speer die Wahl des geistlichen Begleiters.

Neben den (heiligen) Orten selber haben auch die Begegnungen mit den in Ägypten lebenden Menschen, ihre Schilderungen, Berichte und Erfahrungen bleibenden Eindruck hinterlassen – wie etwa die Begegnung mit dem koptischen Mönch im Bishoy-Kloster. Die Erklärungen vom Guide Amgad (Kopte) mit seinem enormen Wissen über sein Land begeisterte die Pilger, vor allem waren darüber hinaus seine tiefgründigen Fragen an Pater Anton zum Bibelverständnis und dem Bezug zum Leben beeindruckend.

Eindrücke der Pilger

„Mein persönliches Highlight der Reise war oben am Berg Mose das Erwarten und Erleben des Sonnenaufgangs. Die Morgenröte, die das Aufgehen der Sonne ankündigt und alles rundum in herrliches Leuchten versetzt, war einfach unbeschreiblich schön. Das ist für mich etwas, das ich konkret für meine Haltung im Gebetsleben mitnehmen konnte. Manchmal fühlt sich das Leben an wie der Aufstieg in der Dunkelheit. Dann hilft es, den Blick immer wieder zum Himmel zu erheben. Am Gipfel ankommen. Sitzen und warten mit dem Blick auf den Horizont gerichtet. Das ist für mich ein Bild für die eucharistische Anbetung. Das Morgenrot, das dem Aufgehen der Sonne vorangeht – mich mit Maria vereinen und mit ihr gemeinsam ausharren und warten. Sie kündigt das Aufgehen der Sonne an – Jesus Christus, dass Licht der Welt, der mein Herz erfüllt“, war Bernadette Steiner begeistert.

Das Sinai Gebirge fand ich beeindruckend, ich wusste gar nicht, welche Ausdehnung dieses Gebirge hat. Und Oasen in der Wüste sind etwas Besonderes. Der Gottesdienst dort war besonders schön“, erzählte Dr. Ingrid Wagner. „Auch der Impuls von Pater Anton Vogelsang, dass es unser Ziel ist, uns Gott ganz zu schenken und sein absolutes Vertrauen, dass Gott immer nur das Gute für uns will, war für mich etwas Besonderes. Ich vergesse das immer wieder und will Probleme selber lösen!“

Der Kontakt mit dem Priester in Sharm el Sheikh war für mich besonders schön. Es gibt Berufungen in Ägypten. Das ist ein Wunder!“, freute sich Pater Anton Vogelsang LC.

„Für mich sind Pilgerreisen eine geeignete Gelegenheit, Menschen über das vielleicht zunächst vordergründige Interesse am Reisen für unseren Glauben anzusprechen und sie an die Ursprünge unseres Glaubens mitzunehmen. Ich persönlich sehe Pilgerreisen als einen Weg, den Gott wählt, das Interesse an Kultur, Geschichte, Menschen, Begegnungen und Natur zu wecken, um in weiteren Schritten in der Fremde die Herzen bereit zu machen, sie an die Schönheit unseres Glaubens heranzuführen. Das war der Ursprung der allerersten Pilgerreise ins Heilige Land und das sind meine Erfahrungen nach jeder Pilgerreise bis heute – ein Wunsch, der für zukünftige Pilgerreisen lebendig bleiben soll“, sagt Barbara Speer auf die Frage, warum und mit welchem Ziel sie Pilgerreisen organisiert.

* * *

Diese Pilgerreise fand vom 22. bis 30. Oktober 2022 statt. Das Regnum Christi bietet seit Jahren solche thematischen Reisen an, organisiert von Barbara Speer und unter geistlicher Begleitung von Priestern der Legionäre Christi. Leitthema der Reise war diesmal: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen“ (Hosea 11,1; Mt 2,15). Auf christlichen Spuren in Ägypten – wie Gott seinem Volk die Treue hält (wir berichteten im Vorfeld). Weitere Pilgerreisen sind geplant und werden auf unsere Webseite bekannt gemacht.

 

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