Die Reise von meinem kleinen idyllischen Dorf in Österreich zu den Legionären Christi war wie eine Weltreise. 1990 gab es noch kein eigenes Haus in Deutschland und so machte ich mich auf die Reise nach den USA. Vom ersten Augenblick des Kennenlernens lag für mich eine besondere Stimmung in der Luft, die ein Gemisch von Herzlichkeit und Großzügigkeit war. Mit Freude erinnere ich mich an das erste Frühstück zurück, bei dem es Pancakes gab. Jeder war um das Wohl des anderen bemüht und als mir serviert wurde, schien es mir, dass man für mich den größten Pancake übrig gelassen wurde. Das hat mich damals tief beeindruckt.
Schon kurze Zeit danach habe ich meine Berufung zu den Legionären entdeckt und so ging meine Reise nach Rom zum 50-jährigen Gründungstag. Aus der ganzen Welt strömten Legionäre Christi, Gottgeweihte des Regnum Christi und Laien zum Jubiläum. Mich faszinierte die Internationalität, noch mehr aber der schöne Umgang miteinander. Obwohl manche kein Englisch und ich kein Spanisch sprachen, haben wir uns doch verständigen können. Ich fühlte mich als Teil einer großen Familie.
Wenn ich heute auf die 34 Jahre meines Leben in der Legion Christi zurückblicke, möchte ich Gott für drei Dinge danken. An erster Stelle für die Liebe zu Christus und der Kirche. Dieses zwei Grundwerte sind mir von Anfang an vermittelt worden und machen bis heute das Fundament meines Lebens und meiner Berufung aus.
An zweiter Stelle bin ich für die Formung meines Herzens und meines Geistes dankbar, die ich im Noviziat und in den darauf folgenden Ausbildungsetappen empfangen habe. Im Noviziat lernte ich vor allem Beten und die Nächstenliebe. Besonders hat mich danach das Philosophiestudium angesprochen, in denen ich mich vier Jahre lang mit den großen Frage von wo her alles her kommt und wohin alles hinführt beschäftigt habe. Ein solide Ausbildung in Theologie und Philosophie haben mir in meiner apostolischen Tätigkeit enorm geholfen.
Das Leben hat aber auch seine Prüfungen. Der Erneuerungsprozess, den wir in der Legion und im Regnum Christi durchmachten war wichtig. Er hat aber auch seine schmerzhaften Momente gehabt. Ich musste lernen meine Freiheit in einer neuen Weise verantwortungsvoll einzusetzen. Zuvor war alles „von oben her“ viel klarer und engmaschiger vorgegeben. Danach gab es viele offene Fragen und wenige konkrete Antworten. Diese Übergangszeit hin zu den neuen Konstitutionen und Statuten des Regnum Christi war für mich und uns alle schwer. Am Ende aber hat sie ein wunderbare Frucht hervorgebracht. Ich bin heute mit vollem Herzen ein Legionär Christi, der zu seiner Geschichte steht und darin vor allem das barmherzige Wirken Gottes mit mir und meinen Mitbrüdern sieht. Aus ganzem Herzen danke ich auch allen, die uns in diesem Erneuerungsprozess begleitet haben. Möge es Ihnen Gott vergelten.
Pater Karl Maurer LC
(Pater Karl, geboren 1968, trat 1990, mit 22 Jahren, in das Noviziat der Legionäre Christi in Deutschland ein.)