Samstag,
27. Januar 2024
Den eigenen Kelch trinken
27. Januar 2024
Samstag dritten Woche im Jahreskreis
Hl. Angela Merici, Ordensgründerin
Br. Raphael Meyer LC
Mt 4,35-41
An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?
Einführendes Gebet: Herr Jesus, im Zwiegespräch mit dir möchte ich das Bewusstsein erneuern, dass du gegenwärtig bist. Du weißt, ob ich sitze oder stehe, ob ich wache oder ruhe, du bist bei mir.
Bitte: Herr Jesus Christus, Herr über mein Leben und über die ganze Welt, lass mich deine Gegenwart erfahren.
1. Der schlafende Heiland in der Stille. Jesus hatte keine Angst. Er wusste, dass seine Zeit noch nicht gekommen war. Den Menschensohn erwartete übrigens ein viel grausamerer Tod als das Ertrinken. In jedem Fall weiß er, dass er in den Händen des Vaters ist und so kann er im Sturm hinten im Boot auf einem Kissen liegen und schlafen. Für die hl. Thérèse von Lisieux war dieses Evangelium ein Spiegel ihres Lebens. Sie betrachtete sich selbst als ein kleines Boot, das vom Wind des Lebens hin und her geworfen wird. Jesus war mit ihr im Boot und schlief darin. Anstatt zu verzweifeln und Jesus aufzuwecken, genoss sie seine stille Gegenwart, die ihr Trost schenkte.
2. So ist das nun mal. Im Sturm sehen wir uns oft laut aufschreien: "Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?" Als ob Christus nicht bei uns wäre und wir den Gefahren des Lebens hilflos ausgesetzt wären. Wir schreien innerlich auf und sagen: "Ich habe nicht gewählt, dieser Mensch zu sein und diese Probleme zu haben." Doch so ist das nun mal. Dieser Ausspruch hört sich banal an, zeugt aber von der Wahrheit, die uns umgibt und die wir nicht einfach ändern können. Wenn wir uns langsam mit unserer Realität anfreunden, können auch wir den Sturm annehmen, den Kelch vom Vater entgegennehmen, der uns verwandelt und seinem Sohn gleichförmig macht.
3. Erhobenen Hauptes. Vom Sturm hin und her geworfen, hat die kleine Thérèse diese Momente der Einsamkeit als ihre eigene Realität betrachtet. Sie hat dies als eine Einladung gesehen, den Kelch zu trinken, den ihr der Vater entgegenstreckt. Sie hat nicht etwa nur zu sich selbst gesagt: "Ich mache das Beste daraus", denn das bedeutet nicht, den Kelch zu trinken. Es bedeutet nicht etwa nur, sich an eine schlechte Situation anzupassen und zu versuchen, diese so gut wie möglich zu nutzen. Unseren Kelch zu trinken bedeutet, auf eine hoffnungsvolle, selbstbewusste Weise zu leben. Es bedeutet, mit erhobenem Haupt in der Welt zu stehen, fest verwurzelt im Wissen darüber, wer wir sind, uns der Realität, die uns umgibt, in Christus zu stellen und von Herzen darauf zu antworten.
Gespräch mit Christus: Vater, heute nehme ich den Kelch entgegen, den du mir reichst. Auch wenn ich Angst habe, ist mein Vertrauen auf dich größer, denn du hast mir schon die Kraft gegeben, um den Kelch an meine Lippen setzen zu können.
Vorsatz: Heute gehe ich mutig dem entgegen, zu was mich der Herr einlädt.