Tägliche Meditationen
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Dienstag,
25. April 2023

Der Jünger

Dienstag der dritten Woche der Osterzeit
Hl. Markus, Evangelist
Fest

P. Georg Rota LC

Mk 16, 15-20
In jener Zeit erschien Jesus den Elf und sprach zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden. Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.

Einführendes Gebet:  Jesus, ich schenke dir mein Leben. Dir gebe ich mich ganz hin. Alles, was du mir aus deiner guten Hand geschenkt hast, möchte ich vor deinen Altar legen. Herr, ich bin ganz dein.

Bitte: Lieber Vater, möge dein Wille geschehen.

1. Die Elf. Nachdem Judas Iscariot unseren guten Herrn verraten hat, erscheint Jesus den übrigen elf Aposteln. Immer wenn ich lese, dass Gott nur noch den Elf erscheint, erschaudert mein Herz und ich frage mich, wie kann man Jesus nur verraten? Vor allem, wenn man sich Tag und Nacht an seiner Seite befand und seine Wunder hautnah miterlebt hat? – Wie Jesus die Viertausend gespeist, den Sturm auf dem See Gennesaret gestillt, wie Jesus die Frau von ihren Blutungen geheilt hat und viele weitere Wunder, die so viele Bücher füllen würden, dass die Welt selbst sie nicht fassen könnte (vgl. Joh 21,25). Judas hat an Jesu Seite gelebt, hat ihn berühren, mit ihm sprechen und seine Wunder sehen können – und doch konnte er Gott verleugnen. Und im selben Moment schießt mir ein zweiter Gedanke durch den Kopf. Ja, Judas kann Gott verraten und Hitler meinetwegen auch. Aber ich würde ihn doch niemals verraten!, oder? Auch ich kann Gott in der Eucharistie berühren, auch ich kann tagtäglich in der Anbetung mit ihm sprechen und auch ich konnte Gottes Wunder in meinem Leben und im Leben der anderen sehen. Keine andere Ausgangslage als jene, die Judas hatte. Und doch habe ich Jesus nicht verleugnet – oder doch? Nach ein paar Minuten der Stille muss auch ich erkennen, dass ich Judas oft ähnlich bin – in den kleinen und großen Entscheidungen des Alltags. Das ist die Herausforderung, als Abbild Gottes geschaffen zu sein; dieser lästige freie Wille, den ich nicht zu bändigen vermag. Aber nun ich will ihn nutzen, um auf Gott zuzugehen. Jesus, hilf mir, die Sünde, den geistigen Tod wahrlich mehr zu fürchten als den körperlichen. Und so mögen wir beten wie einst Jeanne d’Arc: "Ich würde lieber sterben, als etwas zu tun, von dem ich weiß, dass es eine Sünde ist oder gegen Gottes Willen verstößt."

2. Zeichen. Oft laufen wir Gefahr, Gottes Geschenke mehr zu lieben, als Gott, den Geber der Geschenke. Wir genießen das wohlige Gefühl beim Beten, wir sehnen uns nach eindeutigen Zeichen, wir wollen Gottes Willen zweifelsfrei erkennen. Und doch vergessen wir dabei, dass wir damit jeglichen Raum für den Glauben eliminieren. Wir würden uns selbst den ewigen Moment der Liebe verwehren, den Moment in dem wir sagen: "Jesus, ich vertraue dir!" Ja, Jesus ich vertraue dir, auch wenn mir mein Glaube alles genommen hat. Ich vertraue dir, auch wenn ich deine gute Absicht erst im Himmel verstehen werde. Ich vertraue dir, auch wenn du dich gegenwärtig als streng erweist. Ich vertraue dir, auch wenn du mir erst dort, das Warum erklären wirst. Weil ich weiß, dass ich dir dann aus ganzem Herzen meinen Dank sagen werde. Und genau mit dieser Einstellung sind wir bereit für die Verheißung des Evangeliums: "Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen." Wir hören dahingegen öfter die Behauptung: "Das mit der Speisung der viertausend ist ja schön, aber so etwas passiert heute nicht mehr." Doch das ist Kleinglaube, denn Gott ist allmächtig und wirkt damals wie heute Zeichen und Wunder. Öffnen wir nur unsere Augen und lassen wir uns von den Zeugnissen eines Pater Pios, eines Johannes Pauls II. inspirieren. Denn wenn das Weizenkorn stirbt, bringt es Frucht.

3. Sendung. Das Markusevangelium beginnt mit meiner Lieblingsstelle, dem Ruf, "Menschenfischer" für Gott zu sein. Nach dieser bewegenden Begegnung mit dem Messias führt er jeden seiner Jünger einzeln in die Schule des schmalen Pfades ein. Ein Weg, auf dem der Kleinste zum Größten wird, eine Schule, in der Armut reich macht, in der ein wundersamer Glaube instinktiv spürt, dass fünf Brote und zwei Fische ausreichen, um Viertausend zu sättigen. Und die Abschlussprüfung an dieser Schule findet unter dem Kreuz statt. Dort müssen sie lernen, wider alle Hoffnung zu hoffen: Er, der Große, Allmächtige, ihr Messias, ihr Meister: klein, verlacht, hilflos. Das Projekt ist gescheitert. – Falsch. Indem Jesus leibhaftig in den Himmel auffährt, zeigt er uns, dass das Kreuz in Wahrheit ein Weg zum Leben ist. Durch sein Kreuz und Leid hat er die Welt erlöst. Und so endet das Evangelium nach Markus mit demselben Ruf. Gott hat uns den Staffelstab übergeben und nun liegt es an uns, das Licht weiterzugeben. Wenngleich Jesus uns die Verkündigung des Glaubens anvertraut, wissen wir auch, dass er bei uns ist alle Tage bis zum Ende der Welt (vgl. Mt 28,20). Gott hat über die Sünde gesiegt: Friede, Freude und Hoffnung sind nun unsere tagtäglichen Begleiter. Also reichen wir das Licht weiter, aber nicht anders als unser Herr. Durch sein Kreuz und sein Leid hat er die Welt erlöst. Das ist der schmale Pfad. Ohne Karfreitag, kein Ostersonntag.

Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, auch ich habe dich auf meine Weise immer wieder verraten. Barmherziger Jesus, vergib mir! Lieber Jesus, in mir ist oft Sensationslust, die dazu führt, dass ich mich mehr nach deinen Geschenken als nach dir sehne. Barmherziger Jesus, vergib mir! Lieber Jesus, sende mich aus. In deine Hände lege ich mein Leben.

Vorsatz:  Heute möchte ich mein Leid und meine Freude mit dem Kreuz Jesu vereinigen.

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