Donnerstag,
12. Mai 2022
Ein Gott, der sich hinkniet
Donnerstag der vierten Woche der Osterzeit
Hll. Pankratius, Nereus und Achilleus, Märtyrer
Br. Héctor Baca LC
Joh 13,16-20
Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, sprach er zu ihnen: Amen, amen,
ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr, und der Abgesandte ist nicht größer als der, der
ihn gesandt hat. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. Ich sage das nicht von euch allen.
Ich weiß wohl, welche ich erwählt habe, aber das Schriftwort muss sich erfüllen: Einer, der mein Brot aß,
hat mich hintergangen. Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist,
glaubt: Ich bin es. Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer aber
mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
Einführendes Gebet: "HERR, mein Herz überhebt sich nicht, nicht hochmütig blicken meine Augen, ich gehe nicht um mit großen Dingen, mit Dingen, die mir nicht begreiflich sind. Vielmehr habe ich besänftigt, habe zur Ruhe gebracht meine Seele. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie das gestillte Kind, so ist meine Seele in mir. Israel, warte auf den HERRN von nun an bis in Ewigkeit!" (Psalm 131)
Bitte: Herr, ich bitte dich heute um die Gabe der Demut, damit ich erkenne, wer ich vor dir bin: ein Geschöpf, ein Sünder, erlöst, geliebt, erwählt.
1. Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Johannes Paul I. wählte für sein Pontifikat als Motto ein einziges Wort: Demut. Er war der Papst, der die Kirche nur 33 Tage lang führte. Er hatte keine Zeit, "große Dinge zu tun", er hatte nur Zeit, der Welt die Schönheit der Einfachheit, eines reinen Lächelns, einer edlen Geste zu zeigen. Ich habe Jesus einmal gefragt: Und was wolltest du mit einem 33-Tage-Papst erreichen? Es geht nicht darum, was wir tun, sondern darum, so zu leben und zu sein, wie Gott es von uns wünscht und für uns vorhat. Der Knecht ist vor allem deshalb ein Knecht, weil er zur Hausmacht seines Herrn gehört, dem er dient; so hängt auch unser Dienst nicht vom Tun, sondern vom Sein ab, von der Zugehörigkeit zum Macht- und Schutzbereich des Vaters, der es auf unser Sein abgesehen hat.
2. Nachdem er ihre Füße gewaschen hatte… Jesus ist der Erste, der vor den Jüngern kniet. Deshalb kann ich, wenn ich die Kapelle betrete und vor dem Allerheiligsten knie, nicht vergessen, dass er der Erste war, der vor mir kniete, um mich zu waschen, zu läutern, zu reinigen und mir eine Liebe zu zeigen, die meine eigenen Maßstäbe übersteigt. Gott selbst hat sich vor mir niedergeworfen: einem unwürdigen Geschöpf, das er aber unendlich liebt.
3. Das Glück. Und Jesus sagt ganz klar: "Ihr werdet glücklich (selig) sein, wenn ihr das wisst und tut." Glücklich ist der Mensch, der in seinem Handeln vor der menschlichen Schwäche niederkniet! Glücklich ist der Mensch, der den Schmutz an den Füßen anderer abwäscht und ihn küsst, wenn er ihn berührt! Glücklich ist, wer dabei daran denkt, dass ein anderer dies für ihn getan hat: der Herr.
Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du meine Füße gewaschen hast. Lass nicht zu, dass mein Stolz diese Liebe zurückweist. Und lass mich deine Liebe so erfahren, dass ich nicht anders kann, als vor meinen Brüdern und Schwestern niederzuknien, die geliebte Geschöpfe sind: würdig des Friedens, den nur du geben kannst.
Vorsatz: Vielleicht ist heute der richtige Tag, um dem Nachbarn oder Arbeitskollegen, den ich nicht mag, aufrichtig zuzuhören. Oder um das Familienmitglied oder den Freund zu besuchen oder anzurufen, mit dem ich nur ungern spreche. Nun, wenn der Meister niederkniet, warum nicht auch ich?