Samstag,
20. November 2021
Kinder dieser Welt und Kinder der Auferstehung
Samstag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Thomas Fox LC
Lk 20,27-40
In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus
und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine
Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen
verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der Erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm
sie der Zweite, danach der Dritte, und ebenso die anderen bis zum Siebten; sie alle hinterließen keine
Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung
sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die
Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten
teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich
und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose
in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den
Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.
Da sagten einige Schriftgelehrte: Meister, du hast gut geantwortet. Und man wagte nicht mehr, ihn etwas zu
fragen.
Einführendes Gebet: Jesus, du stehst vor mir und hörst mir zu. Ich will dir sagen, was mir auf dem Herzen liegt und vorsichtig in die Stille hören, denn du wirst sprechen und Worte finden, die mir den Weg zu dir erschließen und falschen Ansätzen die Kraft rauben. Mach mich bereit, im Gespräch mit dir meine Vorstellungen und Meinungen, Erwartungen und Wünsche, ja meinen Willen aufzugeben, dann kannst du mich alles lehren.
Bitte: Herr, offenbare dich mir als der wahre Freund, der mir treu zur Seite steht, im Leben wie im Sterben.
1. Dem Begehren des Geistes folgen. Die Geisteshaltung der Sadduzäer bestand darin, sich auf die diesseitigen Angelegenheiten des Lebens zu beschränken. Von daher überrascht ihr Zweifel an der Existenz von Engeln und der Auferstehung nicht. Jesus bezeichnet sie folgerichtig als "Kinder dieser Welt". Wer von seiner Lebenseinstellung her ganz im Diesseits aufgeht, empfindet rein geistige Themen als lästige Provokation, denn "das Begehren des Fleisches ist gegen den Geist gerichtet und das Begehren des Geistes gegen das Fleisch." Wir kennen und erkennen Christus daher umso mehr, je mehr unser Geist vom Begehren des Fleisches befreit ist.
2. Die Dinge nicht "von unten", sondern "von oben" her erklären. Die Frage der Sadduzäer stammt aus einer Zeit, in der man sich die Frau nicht als Alleinstehende vorstellen konnte. Es war ein maximales Übel und so bemühte man sich redlich, sie aufzufangen, ihr Sicherheit zu gewährleisten. Das geschah durch die Großfamilie, die Sozialversicherung der Zeit. Allerdings könnte das Beispiel auch den Eindruck erwecken, die Aufgabe der Frau bestünde ausschließlich darin, für die Erzeugung von Nachkommenschaft zu sorgen. Was an dieser Auffassung materialistisch und patriarchalisch war, hat Jesus korrigiert, indem er vom Geist und von der Neuschöpfung her argumentierte, also "von oben" her. Die Frage der Nachkommenschaft ist so relativiert und die Gleichheit von Mann und Frau ihrer Würde nach hergestellt.
3. Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine. Zugegeben, das Beispiel von den sieben verstorbenen Ehemännern ist extrem, aber nicht ganz so theoretisch, wie man meinen könnte. Genau das hatte nämlich Sara erlebt. Angesichts des dramatischen Umstands des Sterbens ihrer sieben Ehegatten, war sie an dem Punkt angelangt, sich erhängen zu wollen. Sie tat es nur nicht, weil sie ihrem Vater diese Schande ersparen wollte und auf die Kraft des Gebets vertraute. In ihr und Tobit haben wir ein wunderbares Beispiel dafür, wie "Kinder Gottes" die Ehe in dieser Welt leben. In der Hochzeitsnacht verrichteten sie gemeinsam ein Gebet, das den Geist offenbarte, der sie erfüllte: "Als Tobias und Sara in der Kammer allein waren, erhob sich Tobias vom Lager und sagte: Steh auf, Schwester, wir wollen beten, damit der Herr Erbarmen mit uns hat. Und er begann zu beten: Sei gepriesen, Gott unserer Väter; … Du hast Adam erschaffen und hast ihm Eva zur Frau gegeben, damit sie ihm hilft und ihn ergänzt. Von ihnen stammen alle Menschen ab. Du sagtest: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist; wir wollen für ihn einen Menschen machen, der ihm hilft und zu ihm passt. Darum, Herr, nehme ich diese meine Schwester auch nicht aus reiner Lust zur Frau, sondern aus wahrer Liebe. Hab Erbarmen mit mir, und lass mich gemeinsam mit ihr ein hohes Alter erreichen! Und Sara sagte zusammen mit ihm: Amen."
Gespräch mit Christus: Herr, schenke mir deinen Geist, den Geist der Gotteskindschaft, der reinen Absicht und der wahren Hingabe! Lass mich in diesem Geist die Welt neu erkennen, die Absichten entdecken, die du in die Dinge gelegt hast und durch die Schönheit, die in deinen Plänen liegt, selbst von innen neu werden.
Vorsatz: Ich werde versuchen, mich dem lebendigen Gott ehrfürchtig zu nähern und in diesem Sinn beim Beten oder Anbeten sehr bewusst einige innere oder äußere Gesten vollziehen (z.B. mich hinknien, verneigen, mein Gesicht bedecken, mich verhüllen, tiefe Stille halten).