Donnerstag,
19. November 2020
Ein Herz, so offen wie das des Erlösers
Hl. Elisabeth von Thüringen, Landgräfin
Gedenktag
Thomas und Angela Mayer
Lk 19,41-44
In jener Zeit, als Jesus näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte:
Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen
Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen,
dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen
Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.
Einführendes Gebet: Wir danken dir, Herr Jesus, für dein unbegrenztes Mitleid mit uns Menschen, die wir uns immer wieder von dir, dem guten Hirten, entfernen.
Bitte: Hilf uns, die Zeit der Gnade, die mit deiner Menschwerdung begonnen hat, zu erkennen und folglich auf deinen Wegen durch Kreuz und Leid zum Vater zu gelangen.
1. Jesu Tränen als Ausdruck der unendlichen Liebe zu den Sündern. Jesus hat kein Selbstmitleid, obwohl er weiß, dass er nunmehr zum letzten Mal Jerusalem betritt, um dort zu leiden und am Kreuz zu sterben. Hingegen weint er über die 30.000 Einwohner der Stadt Jerusalem, die samt goldschimmerndem Tempel 70 n. Chr. von den Römern völlig zerstört werden wird. Jesus weint über die Bewohner der Stadt, denen das Los bevorsteht, getötet oder als Sklaven verschleppt zu werden. Ein Kontrapunkt zum Verhalten seiner Jünger, die Gott freudig und laut wegen all der Wundertaten, die Jesus vollbracht hat, danken und ihn als König preisen: "Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn." Christus weinte um Jerusalem genauso selbstlos und herzzerreißend wie um den toten Lazarus, als die Umstehenden ergriffen sagten: "Seht, wie lieb er ihn hatte!" Jesus weint auch voller Liebe über uns heutige Menschen, die wir nicht selten eigene Wege gehen, die nicht zum Vater führen. In Jesu Tränen erahnen wir die Tiefe seiner Hingabeliebe zu uns Menschen, die er durch sein Kreuz von der Sklaverei der Sünde befreit hat.
2. Der menschenliebende Gott schenkt uns die Freiheit, uns auch gegen ihn entscheiden zu können. Warum hat sich die Stadt Jerusalem, wo er die Frohbotschaft verkündet und mit großen Wundern bekräftigt hatte, seinem Werben nicht geöffnet? Weil wir Menschen andere Erwartungen an den Messias haben: Er soll nicht mit einer Dornenkrone in unseren Herzen Einzug halten, sondern alles Leiden, alle Krankheiten, Kriege, Mordtaten, Naturkatastrophen usw. unverzüglich beseitigen. Da das Böse in der Geschichte eher zugenommen hat, stellen viele die scheinbar rhetorische Frage: "Was hat uns Jesus eigentlich gebracht?" Mit Benedikt XVI. antworten wir Katholiken: "Er hat uns Gott gebracht." Mit dem Vorwurf "Wo war Gott in Auschwitz?" leugnet man seit Jahrzehnten Gottes Existenz, zumindest aber seine unendliche Liebe zu uns Menschen, deren Freiheit er unangetastet lässt. Die Antwort sollte jedem Christen selbstverständlich sein: Er litt und starb mit allen KZ-Häftlingen und mit allen Opfern von Terror und Gewalt, auch mit denen, die - wie die abgetriebenen Kinder - vielfach gar nicht als Menschen anerkannt werden.
3. Bereiten wir dem Herrn den Weg in alle Menschenherzen. Wir Christen sollen uns immer tiefer in die Empfindungen des Erlöserherzens hineinversetzen, damit wir Jesus immer besser verstehen. Und wenn wir einmal zusehen müssen, wie jemand seine Freiheit missbraucht, indem er die 10 Gebote missachtet, Rat und freundschaftliche Hilfe ausschlägt, dann bleibt uns, die wir ja auch Sünder sind, das Gebet und die Hoffnung, dass Gott alles zum Guten wendet.
Gespräch mit Christus: Herr Jesus, du liebst auch jene, die dich ablehnen; dafür danke ich dir aus ganzem Herzen.
Vorsatz: Ich möchte täglich die Gottesmutter bitten, sie möge mir ein Herz wie das Erlöserherz ihres Sohnes geben, immer offen für alle, denen ich begegne.