Donnerstag,
19. September 2019
Die Heilung der Seele
Donnerstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Januarius, Bischof und Märtyrer
P. Nikolaus Klemeyer LC
Lk 7,36-50
In jener Zeit ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen
hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des
Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn
heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar,
küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn
er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt;
er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas
sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! Jesus sagte: Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm
fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie
beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen
hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast Recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese
Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre
Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir zur Begrüßung keinen
Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar
mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr
sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird,
der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen
Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen.
Geh in Frieden!
Einführendes Gebet: Herr, in diesen Momenten des Gebets sprichst du zu mir. Möge ich dich so erfahren, dass mein Leben berührt und umgewandelt wird.
Bitte: Entzünde in mir die Kraft der Liebe, die aus der Gotteserfahrung auch eine Heilserfahrung macht.
1. Christus "erfahren". Die Sünderin "erfuhr" davon, dass Christus im Dorf war. Wir haben sicherlich auch viel "erfahren" über den Glauben. Aber das reicht nicht. Glaube ist nicht einfach nur eine Information, die man hört, schön findet, aber dabei bleibt es dann auch.
2. Nach der "Erfahrung" handeln. Die Sünderin handelt. Die Information trifft ihr Herz und sie sucht Christus auf. Sie bewegt sich, bleibt nicht sitzen, beharrt nicht auf ihrer verkehrten Lebenssituation, sondern ist zur Umkehr bereit. Sie ist bereit, etwas an sich zu ändern. Gelebter Glaube drängt uns immer wieder zu diesem Schritt. Er verhindert, dass wir es uns einfach gemütlich machen.
3. Treibende Kraft. Treibende Kraft ist dabei die Liebe. Neben der Unruhe, die ihr das Wissen bereitet, Sünden begangen zu haben, drängt die Frau noch etwas weiteres. Sie merkt in ihrem Herzen, dass Sünde nur von einer Person vergeben werden kann, nicht durch einen neutralen Ritus. Sünde muss persönliche bekannt werden, von Angesicht zu Angesicht. Denn sie hat verstanden, dass jede Sünde ein Verrat an der Liebe ist. Und Liebe kann nur dann erneuert werden, wenn man sich wieder zu ihr bekennt.
Gespräch mit Christus: Wir sind aufgewachsen in christlichen und oft auch gläubigen Umfeldern. Man kann also leicht dabei "mitmachen", hören und sehen, wo Christus wirkt, und dennoch entfernt bleiben. Die Sünderin im Evangelium hat sich wirklich auf Christus eingelassen, und nur so Heilung und Rettung gefunden.
Vorsatz: Ich erforsche heute mein Gewissen, um im Gebet und in der Beichte einen Aspekt meines Lebens vor Gott zu bringen, der Heilung und Bekehrung bedarf.