Mittwoch,
19. September 2018
"Mit wem soll ich die Menschen dieser Generation vergleichen?"
Mittwoch der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Januarius, Bischof
Hl. Theodor von
Canterbury, Erzbischof
Hl. Igor von Kiew, Großfürst
Unsere Liebe Frau von La Salette
Dr. med. Christoph Kunkel
Lk 7,31-35
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich also die Menschen dieser
Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und
einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben
Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und
trinkt keinen Wein, und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst
und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat
die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen.
Einführendes Gebet: Herr, der Mensch neigt zu Riten und Erstarrungen im Brauchtum. Wie oft übersehen wir dahinter die strömende Kraft deiner schöpferischen Liebe.
Bitte: Lass mich doch auf meinen Wegen spüren, dass das Reich Gottes mich umgibt und ich jederzeit aus der Starre des Gewohnten heraustreten kann.
1. Das Reich Gottes ist "unter" uns. Aus der jahrzehntelangen Anonymität tritt Jesus mit 30 Jahren heraus und begibt sich auf eine beispiellose Tournee. Das im Glaubensdogmatismus verängstigte Volk, verarmt und krank, auf sich zurückgeworfen und in einem heillosen, an die Oberfläche drängenden Konflikt mit den Römern verstrickt, erlebt einen kometenhaft erstrahlenden Aufbruch in die Hoffnung. Johannes, der dem Herrn vorausgeht, fordert Umkehr und Buße und sagt, dass das Himmelreich nahe sei. (Ein feiner Unterschied: Johannes sprich vom Himmelreich, es kommt von "oben", ist von übermenschlicher Art. Jesus spricht vom Reich Gottes, es ist schon "unter" den Menschen, denn Gott ist Mensch geworden.)
2. Ein Raumzeitliches der Endzeit im Jetzt. Eine neue Zeit soll aus dem Alten hervorgehen. Das, was Gott schon immer verkündete und gebot, Gottesfurcht und Menschenliebe, wird durch sein Kommen in seinem Sohn zu einem Wirken des Heiligen Geistes. Kranke werden aus diesem Geist geheilt. Was die Propheten vom Gnadenjahr, einem erlauchten Zeitraum, verkündeten, erklärt Jesus zu einem Reich der Gnade, einer raumzeitlichen Anwesenheit der Endzeit im Jetzt. Einem Jetzt in allem – verkündet durch Taten – von dem der Evangelist Lukas in unablässiger Abfolge erzählt.
3. Unser Glaube ist auf Gottes Du gegründet. Aber stets erfolgt bei allen, selbst bei Fernstehenden, ein Erwachen, ein Neues aus dem Alten: Gottes Reich unter uns, das himmlische Jerusalem in der irdischen Stadt. Gott, bei dem Jesus von Anfang an war, ist in die Krise der erwachten Völker getreten. Die Pharisäer und Schriftgelehrten versuchen Jesus und Johannes zu diskriminieren. Jesus weist dahingegen auf die erstarrten Riten jüdischer Religionspraxis seiner Tage hin. Monotheistische Religionen, die kein Du in Gott erkennen, erstarren leicht in der Frontstellung "ER da oben, wir da unten". Mit Jesus tritt Gott in die Wirklichkeit der Gesellschaft, und der Heilige Geist ist es, der die Menschen inspiriert, um die alte Sehnsucht nach Heilung der Schöpfung als Ganzes zu wünschen und zu wagen.
Gespräch mit Christus: Im Sohn bist du, Gottvater. In uns Gotteskindern willst du, dass wir uns mit einem "Du" an dich wenden.
Möglicher Vorsatz: Als Bürger des Gottesreiches will ich unter meinen Mitmenschen erkennbar und förderlich sein.