Dienstag,
18. September 2018
Die Erweckung des Jünglings von Nain
Dienstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Richardis, Kaiserin
Hl. Lambert,
Bischof
Dr. med. Christoph Kunkel
Lk 7,11-17
In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große
Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war
der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die
Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste
sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich
der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht
ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines
Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Einführendes Gebet: Alles, was wir heute im Lukasevangelium lesen, wird von dem einen Wunsch Gottes getragen, an uns Gläubigen Heilung, Bekehrung und Umkehr zu bewirken. Betrachten wir doch heute, wonach sich Gott in uns sehnt.
Bitte: Öffne du, Herr, die Gräber unserer oft hoffnungslosen Seelen.
1. Totenerweckung. Was soll diese Bevorzugung? Sind wir nicht alle Gotteskinder und seiner helfenden Hand bedürftig? Doch eine alleinstehende Witwe findet Jesu besonderes Mitleid. Was dann passiert, spottet jeder vernünftigen Erklärung: "Steh auf, junger Mann!", und der Tote richtet sich auf und spricht.In dieser Wundertat ist alles über Gottes Wirken zu erfahren (wie überhaupt jede Tat Jesu die Totalität des Göttlichen durchleuchten lässt). Gott liebt alle, liebt seine ganze Schöpfung, aber erbarmt sich des Bedrückten, des Einzelnen.
2. Liebe ist Bevorzugung. Und Liebe ist in ihrer Gnadenhaftigkeit immer Bevorzugung. Das ist das Wesen der Liebe. Versteckt hinter aller Absurdität und jedwedem für uns scheinbaren Irrsinn wirken seine Wohltaten nach allen Seiten, unbemerkt, aber unübersehbar. Er liebt doch jeden einzelnen so sehr, dass er eingreifen muss. (Was sich in unserer christlich geprägten europäischen Kultur als staatliche Fürsorge niederschlägt). Eine Witwe war in der alten Zeit ohnehin schon sehr schutzlos, um nicht zu sagen nutzlos, aber ohne Sohn den Mächten der Umwelt ausgeliefert. Jesu Liebe ist kein sozialverträglicher Altruismus. Er ist erschüttert, die besondere Situation reißt ihn zu besonderer Tat, der Totenerweckung, hin. Er gibt damit – und das ist eine Vorwegnahme dessen, was er zwischen Maria und Johannes unter dem Kreuz stiftet – der Mutter den Sohn zurück.
3. "Einst wird dein Wille die Welt von Grund auf verwandeln." Der Evangelist Lukas beschreibt die Wundertaten Jesu, wie an der Perlenschnur aufgereiht nahezu tagtäglich vollzogen. Das ist gewiss ein redaktioneller Vorgang des Verfassers. Aber alles, was dort erzählt wird, wird von dem einen Wunsch Gottes getragen, an seinem erwählten Volk Heilung, Bekehrung und Umkehr zu erwirken: "Einst wird dein Wille die Welt von Grund auf verwandeln." schreibt Fulbert von Chartres (11 Jhd.). Mit Jesus ist es in seiner Zeit unter dem Volk Israel schon angebrochen, trägt aber bereits die Totalität aller Zeiten und aller Völker in sich.
Gespräch mit Christus: Die große Macht deines heiligen Handelns in den Spuren dieser Welt will ich suchen. Hast du mir nicht genug Fingerzeige gegeben, gütiger Vater?
Möglicher Vorsatz: Besonders den Witwen will ich Trost und Ermunterung spenden.