Samstag,
3. März 2018
Die Fülle des Guten erkennen
3. Februar 2018
Samstag der zweiten Woche in der Fastenzeit
Hl. Kunigunde, Gemahlin Kaiser Heinrichs II.
Hl.
Islav, Bischof von Island
Hl. Friedrich v. Hallum Opraem, Abt
Eric Briemle
Lk 15,1-3.11-32
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die
Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst
sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von
ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen
auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er
ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große
Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte
sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den
Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte:
Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will
aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich
versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er
auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er
lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen
den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu
seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und
zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn
mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein
fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe
des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle.
Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er
ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam
heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe
ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit
meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit
Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind,
du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein
Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.
Einführendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit zur Begegnung mit dir, dem Meister und Herrn meines Lebens, meinem Freund. Ich möchte zuhören, verstehen und offen sein für das, was du mir heute sagen möchtest.
Bitte: Herr, sende deinen Geist, der Leben schafft. Mehre meinen Glauben, damit ich dich als Zentrum meines Lebens erkenne. Stärke mein Vertrauen in dich als allmächtigen und barmherzigen Vater, der besser weiß als ich, was ich brauche. Erfülle mich mit deiner überfließenden Liebe, damit ich selbst immer mehr lieben kann, wie du geliebt hast: barmherzig und im Überfluss.
1. Der jüngere Sohn, der "Liberale". Das Gleichnis von den Dreien: Papst Benedikt hat einmal bemerkt, dass der Name "Gleichnis vom verlorenen Sohn" unangebracht sei, da Jesus auch die Reaktion des zweiten Sohnes thematisiere. Insgesamt sind es drei Protagonisten im Gleichnis – der Vater und die beiden Söhne – deren Verhalten Jesus uns vor Augen führen möchte. Die beiden Söhne wirken in ihrem Verhalten sehr unterschiedlich, aber sie sind sich doch insofern sehr ähnlich, dass sie das Gute übersehen. Die Einstellung beider Söhne können wir auch in uns wiederfinden.Der jüngere Sohn, der "Liberale": Warum verlässt der Sohn das Haus? Er hat nicht verstanden, was wirklich gut ist. Er übersieht das Gute in seinem Vater und im Haus, in dem er wohnen darf, er übersieht die Liebe des Vaters und stellt die tief verletzende Bitte, sein Erbe zu erhalten, eine Bitte, die so viel bedeutet wie die Aussage: "Ich wünschte, du wärst schon tot." Er verlässt das Haus seines Vaters, in dem er selbst viel Gutes erfahren hatte. Er begibt sich auf die Suche nach Freiheit und Freude, aber ohne weise zu sein, also zu wissen, was wirklich gut ist. In seiner Naivität lebt er gegen die Weisheit und erntet damit die entsprechenden Früchte: Leere und Schmutz. Bin ich vielleicht auch oft überzeugt, bereits zu wissen, was gut ist, oder bin ich immer neu auf der Suche danach, nach einem tieferen Verstehen? Habe ich den Mut, bei dieser Suche Richtungswechsel zu akzeptieren? Bitte ich den Heiligen Geist um die Gabe der Weisheit, um das wahre Gut zu erkennen?
2. Der ältere Sohn, der "Konservative". Der ältere Sohn verlässt das Haus des Vaters nicht; wohl nicht aus Tugend, sondern vielleicht eher wegen eines passiveren Temperaments, weil er Freude daran hat, brav zu sein. Er weiß vielleicht sogar, dass es besser ist, so etwas nicht zu tun, aber gibt sich damit bereits zufrieden, nicht so schlimm zu sein wie die Menschen, mit denen sich sein Bruder herumtreibt. Auch er übersieht das Gute; was offenbar wird, als er sich bei seinem Vater beschwert: "Nie hast du mir gegeben...". Im Kontext des zweiten Sohnes lassen sich die obigen Fragen noch einmal wiederholen: Gebe ich mich oft damit zufrieden, einigermaßen gut zu sein, das Gute – zum Beispiel meinen Glauben und meine Werte – halbwegs verstanden zu haben, oder habe ich meine Augen weit offen und bin aufmerksam für das Gute, für das Festmahl, das Gott mit schenken möchte, für die Tiefe, zu der Gott noch einlädt.
3. Zeugen des Lebens in Fülle. Vielleicht hat der jüngere Sohn gerade wegen des älteren die Entscheidung gefällt, das Haus des Vaters zu verlassen. "Dieses Brav-Sein meines Bruders kann nicht die Fülle des Lebens sein". Bin ich als Christ Zeuge des Lebens in Fülle, der übersprudelnden Fülle, die der Vater in seinem Haus schenkt, oder bin ich vielleicht eher Zeuge des Bravseins und reduziere das Christsein auf ethische Fragen und auf Pflichten, darauf, dass Christsein darin bestehen soll, das Haus des Vaters nicht durch irgendwelche groben Sünden zu verlassen? Gott Vater lädt mich zur Fülle des Lebens ein. Wenn ich diese Fülle in mein Leben lasse, wird sie automatisch übersprudeln und andere auf dieses Leben neugierig machen.
Gespräch mit Christus: Jesus, du bist Mensch geworden, damit ich deinen Vater auch meinen Vater nennen und in seinem Haus wohnen darf. Öffne meine Augen für die Liebe des Vaters, für die Schönheit und Fülle, die er mir schenken möchte.
Möglicher Vorsatz: Im Gespräch mit meinen Mitmenschen heute nicht kontroverse Themen thematisieren, sondern die Fülle des Lebens, die Fülle des Christseins.