Donnerstag,
8. Februar 2018
Kontakt mit Heiden ist zu meiden
Donnerstag der fünften Woche im Jahreskreis
Hl. Milada, Äbtissin
Hl. Hieronymus Ämiliani
CRS
Hl. Josefine Bakhita FdCC
Beate Scheilen
Mk 7,24-30
In jener Zeit brach Jesus auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein
Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben. Eine Frau, deren
Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen.
Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon
auszutreiben. Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den
Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Sie erwiderte ihm: Ja, du hast Recht, Herr! Aber auch für
die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen. Er antwortete ihr: Weil du das
gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen. Und als sie nach Hause
kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte.
Einführendes Gebet: Herr, ich bin gespannt, was du aus dieser Gebetszeit machen wirst! Der Text kommt mir sehr befremdlich vor. Es geht um Heiden, Dämonen und handfeste Beleidigungen. Ich weiß, dass die Schrift um unseres Heils willen verfasst wurde – aber was soll in dieser Szene für das Heil eines Menschen im Jahr 2017 zu holen sein?
Bitte: Jesus, bitte zeige mir die tiefere Bedeutung dieser Begebenheit.
1. Ein besonderer Ausflug. Jesus verlässt Galiläa und begibt sich nach Tyrus. Was sich für uns anhört wie "Ich fahr mal eben von Duisburg nach Oberhausen" ist nicht nur ein besonderer Ausflug, sondern geradezu skandalös: Der Messias der Juden begibt sich ins Land der Heiden! Warum? Nach den Auseinandersetzungen mit den Pharisäern ist es in seiner Heimat für Jesus gefährlich geworden. Er möchte wohl für eine gewisse Zeit untertauchen. Die phönizische Stadt Tyrus galt damals als der Inbegriff des Heidentums. Hier war er vor seinen Gegnern sicher, denn diese frommen Leute hätten keinen Fuß in so eine Stadt gesetzt. Wir erinnern uns: der Kontakt mit Heiden macht Juden unrein und ist zu meiden. Jesus scheint über solchen Gedanken zu stehen. Allerdings möchte er nicht, dass jemand von seiner Anwesenheit erfährt – d.h. er predigt dort nicht. Auch wenn Jesus keine Berührungsängste gegenüber Nichtjuden hat, ist und bleibt vorerst nur das auserwählte Volk die Zielgruppe seiner Botschaft. Daran hält er fest.
2. Warum so unfreundlich? Jesus hat leider Pech: Irgendjemand hat ihn auch hier erkannt, und nun steht schon die erste hilfesuchende Person vor ihm. Eine Frau, von der ausdrücklich gesagt wird, dass sie Heidin ist, hat von ihm gehört und sucht bei ihm Rettung für ihre von einem Dämon besessene Tochter. Dass Jesus Jude ist und sich in Tyrus eigentlich gar nicht als Heiler betätigen möchte, stört sie nicht – von solchen Nebensächlichkeiten lässt eine Mutter sich nicht abhalten! Doch Jesus behandelt sie außergewöhnlich grob: Er vergleicht sie mit einem Hund, der den Kindern das Essen wegschnappen möchte. So als ob er sagen wolle "Ihr habt kein Anrecht auf mich und meine Fähigkeiten, denn ihr seid nicht Gottes Kinder!" Erstaunlicherweise gibt die Frau das sogar zu! Aber statt "wie ein geprügelter Hund" abzuziehen, kontert sie mit einem passenden Vergleich: Zumindest ein Krümchen von dem, was Jesus den "Kindern" gibt, könne er ihr doch hinwerfen…Und siehe da: Jesus lässt sich darauf ein! Er versichert der Frau, aufgrund dieser Aussage (und nur deswegen!) sei ihre Tochter von dem Dämon befreit.
3. Zähes Verhandeln hilft. Seien wir ehrlich: Politisch korrekt kommt uns die Anrede nicht vor, die Jesus der Bittstellerin entgegenwirft! Auch dass er den Heiden nicht die frohe Botschaft verkündigen möchte, ist seltsam. Alle Menschen sind doch nach Gottes Abbild geschaffen, oder etwa nicht? Aber wenn wir so denken, haben wir wieder einmal unsere Maßstäbe auf eine Situation angewendet, die wir uns in dieser Form gar nicht mehr vorstellen können… wirklich nicht? Wer sich darüber erhaben dünkt, den erinnere ich an die noch gar nicht so weit zurückliegende Zeit, als es für Katholiken ein Ding der Unmöglichkeit war, eine evangelische Kirche zu betreten oder gar einen Gottesdienst dort zu besuchen. Regen wir uns also nicht auf über die damaligen Verhältnisse, und betrachten wir lieber, wie klug die Mutter sich Jesus gegenüber verhält. Ihm zu widersprechen, wäre unvernünftig: Er ist ein Mann und noch dazu ein berühmter Lehrer und Heiler. Außerdem ist Jesus Gott - aber das ist ihr natürlich nicht bekannt, auch wenn sie ihn mit "Herr" anredet. Aber es fällt ihr auch nicht ein, klein beizugeben. So wie Abraham dereinst mit Gott über das Schicksal von Sodom und Gomorrha verhandelte, verhandelt diese Heidin jetzt mit Jesus über das Schicksal ihrer Tochter: Ok, du bist der Herr am Tisch. Aber dann gib uns wenigstens die Reste ab! – Eigentlich hat Jesus nach dieser Rede kein Argument mehr, um ihr nicht zu helfen. Und er ist offenbar so beeindruckt von der zähen Beharrlichkeit dieser Mutter, dass er seine Haltung ändert und das Kind heilt. Aus der Ferne allerdings, genau wie später den Diener des römischen Hauptmanns. Heiden sind fern von Gott, wollen die Evangelisten uns damit sagen – aber trotzdem kann sein Heil sie erreichen.
Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du auch durch einen solchen Text zu mir sprichst und mir Hilfen für mein Leben gibst! Es ist berührend zu sehen, dass auch du deine Pläne zu ändern bereit bist, wenn dir jemand sein Herzensanliegen eindringlich (und auch ein bisschen gewitzt) vorträgt.
Möglicher Vorsatz: Ich werde über einen Wunsch, den Gott mir bisher nicht erfüllt hat, noch einmal mit ihm sprechen.