Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
7. Februar 2018

Maßstab "Lebenswirklichkeit"?

Mittwoch der fünften Woche im Jahreskreis
Hl. Richard von England
Hl. Francesco Antonio Postillo OFMAlc

Beate Scheilen

Mk 7,14-23
In jener Zeit rief Jesus die Leute zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Er verließ die Menge und ging in ein Haus. Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses rätselhaften Wortes. Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? Seht ihr nicht ein, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Einführendes Gebet: Jesus, viele deiner Worte waren für deine Zeitgenossen schwierig zu verstehen. Hilf mir, die Wahrheit zu erkennen, die du mir in dieser Gebetszeit zeigen willst.

Bitte: Herr, hilf mir, nicht nur äußerlich religiöse Pflichten zu erfüllen, sondern mein Inneres von dir umwandeln zu lassen!

1. Ist der Mensch, was er isst? Kaum hat Jesus die Interpretationen der Thora - die "Überlieferungen der Alten" - als Menschensatzung abgetan, geht er noch einen Schritt weiter. Er erklärt auch eine Aussage, die direkt aus der Thora selbst kommt, für irrelevant. Im 3. Buch Mose (Lev 11) lesen wir, dass bestimmte Tiere unrein und als Nahrung für gläubige Juden nicht zulässig sind. Im Gegensatz dazu erklärt Jesus: Nichts was von außen kommt, kann den Menschen unrein machen, also sind alle Speisen rein. Diese Aussage macht er allerdings nicht gegenüber den Pharisäern und Schriftgelehrten, sondern vor den Menschen, die ernsthaft und ohne Vorurteile daran interessiert waren, seine Lehre zu hören. Er ruft "die Leute" zu diesem Zweck sogar eigens zu sich: "Hört mir alle zu und begreift, was ich sage" – es handelt sich hier um eine wichtige Erklärung, die Jesu Gegnern verschlossen bleibt! Jesus lehrt, dass für dieses neue Leben zwei Dinge wichtig sind: 1. Freiheit von äußeren Vorschriften, 2. Neuordnung des inneren Menschen. Der Mensch ist nicht, was er isst, sondern er ist das, was in seinem Herzen vor sich geht, wenn er sich damit identifiziert. Dies erklärt er zunächst allgemein "der Menge" und danach noch einmal "im Haus" seinen Jüngern, in vertiefter Form; jeder Gruppe also entsprechend ihrem Auffassungsvermögen. Was hier nicht gesagt wird, sich aber aus den Evangelien allgemein erschließt: Diese Neuordnung ist nur in der Nachfolge Jesu möglich. Aus sich allein heraus wird der Mensch mit dem Bösen in sich nicht fertig.

2. Falsches Wunschdenken. Viele Bibelinterpreten, vor allem in der Zeit der Aufklärung, haben diese Schriftstelle so gedeutet, dass Jesus damit die Thora und alle Gebote abgeschafft und allein die Liebe zum Maßstab erhoben habe. Endlich Schluss mit dem Aberglauben – von jetzt ab lebt jeder, wie er will! Das ist aber ein Wunschdenken und nicht das, was Jesus gesagt hat! Die wahre Freiheit gibt es nicht losgelöst von dem, der sie uns verschafft hat. Die Erfahrung zeigt, dass ein falsches Verständnis von Freiheit genau das zum Ergebnis hat, was Jesus unter dem Stichwort "böse Gedanken" aufzählt. Frei sein wollen ohne Gehorsam gegen Gott setzt den Menschen ungeschützt den bösen Kräften aus, die in seinem Herzen ihr Spiel treiben. Nein, es geht nicht um "Freiheit von", sondern um "Freiheit zu": zum Leben des neuen Menschen im Reich Gottes!

3. Dürfen wir, was Jesus durfte? Stellen wir uns vor, Jesus sei nicht Gott, sondern nur ein Mensch, der Vorschriften abschafft, die ihm sinnlos erscheinen – was hindert uns dann, das gleiche zu tun? Dann dürften auch wir grundsätzlich alle Vorgaben beiseite fegen, die unserer Lebenswirklichkeit angeblich nicht entsprechen, denn "das hat Jesus ja auch so gemacht!"Aber als Jesus alle Speisen für rein erklärte, war das nicht die Rebellion eines Menschen gegen Gottes Gebote, sondern Gott selbst hob eine Vorschrift auf und ersetzte sie durch etwas Neues. Genauso wie er das alttestamentliche "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ersetzt hat durch "Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die linke hin." Gott erzieht seine Menschen Schritt für Schritt. Nur wer die Bibel sehr oberflächlich liest, kann auf die Idee kommen, hier werde zur Beliebigkeit aufgerufen. In Wirklichkeit werden die Anforderungen nämlich nicht geringer, sondern höher! Äußere Vorschriften bezüglich Kleidung, Essen etc. kann man noch problemlos halten und sich damit als vorbildlich gläubigen Menschen ausweisen – das universale Gebot der Nächstenliebe - das es so nur im Christentum gibt - hält niemand vollkommen ein. Und damit hat auch niemand einen Grund, sich für besser zu halten als seine Mitmenschen oder sich von ihnen abzusondern. Christen sollen besonders "sein", nicht besonders aussehen oder essen!

Gespräch mit Christus: Herr, du warst vor zweitausend Jahren als Mensch auf dieser Erde und hast unter Bedingungen gelebt, die uns heute sehr fremd vorkommen. Trotzdem haben deine Worte Gültigkeit für jeden von uns. Aber ich sehe die Gefahr, dass wir heute einfach die Wünsche und Vorstellungen unserer Gegenwartskultur in deine Aussagen hineindeuten. Bewahre mich davor! Hilf mir, neue Wege zu finden, den Sinn deiner Worte den Menschen meiner Zeit zu vermitteln.

Möglicher Vorsatz: Ich werde diese Woche versuchen, ein schwieriges Thema (z.B. Abtreibung, Euthanasie, Ehe für alle, Zölibat…) in Worte zu fassen, die auch kirchlich nicht sozialisierte Menschen verstehen können oder mich wenigstens gut darüber informieren.

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