Montag,
8. Mai 2017
Zwischen Herde und Wolf getreten
Montag in der vierten Woche der Osterzeit
Hl. Friederich OSB
Hl. Klara Fey, Generaloberin
Hl.
Ulrike Nisch
Br. Gabriel Wendt LC
Joh 10,11-18
In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin
für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die
Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander.
Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt;
ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich
gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie
muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir,
sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu
nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Einführendes Gebet: Herr und Gott, ich komme in diesem Gebet vor dich – mit all meinen Gedanken, Sorgen und Ideen. Blicke auf mich, stärke mich, und sprich zu meinem Herzen.
Bitte: Heiliger Geist, stärke mein Inneres durch deine Gnade und hilf mir, die Stimme meines Hirten zu erkennen.
1. Das Bild des Hirten. Das Bild von einem Hirten und seiner Herde ist meistens geprägt von einem gewissen Frieden; die vielen kleinen Bewegungen in und um die Herde herum nehmen dem Gesamtbild nicht seine Ruhe. Auch der Hirte selbst ist Teil dieser Ruhe, ja, sein Blick ist Garant dieser Ruhe. So ist auch Christus, der gute Hirte, der Garant für den Frieden im Herzen des Christen. Er drängt sich nicht in den Vordergrund, aber er ist da und ist wachsam.
2. Schreck und Bedrohung. Je größer die beschriebene Ruhe, desto größer ist auch der Schreck und die Unruhe in der Herde, die plötzlich eintreten, wenn Gefahr gewittert wird. Der Hirte richtet sich auf, sucht mit scharfem Blick die Umgebung ab und macht sich daran, den Feind zu stellen. Die Ruhe ist dahin, der Friede scheint in Gefahr. Eine verwirrte, von Raubtieren umschlichene Herde ist der Inbegriff der Hilfslosigkeit. In solcher Hilflosigkeit befand sich die Menschheit vor Ostern, wie eine "Herde ohne Hirten". Wenn Christus sich Hirte nennt, dann hat er dieses Szenario im Sinn. Er ist zwischen die Wölfe und ihre Beute getreten. Und damit machte er sich zum Ziel der wütenden Raubtiere. So traf Christus, den Hirten, denn auch die ganze Wucht des Feindes, der grausame Tod am Kreuz. Er gab sein Leben hin für die Schafe.
3. Ein Hirte auch im Alltag. Diese österliche Heilstat begründet das christliche Leben auch heute – denn der Herr ist auferstanden. Sei es der wachende Blick in den Momenten der Ruhe, sei es das schützende Eingreifen in der Not: Christus ist der gute Hirte. Immer wieder einmal gibt der Hirte Signale, damit die Herde in seinem Blickfeld bleibt. So muss auch der Christ sich immer wieder an der Gegenwart Jesu orientieren, um im Wirkungskreis seiner Gnade zu bleiben.
Gespräch mit Christus: Jesus, du bist zwischen mich und meine Angreifer getreten und hast mich so gerettet. Damit ist mir deine Liebe so gewiss, wie nichts sonst. Darauf vertraue ich, Herr, und höre auf deine Stimme.
Möglicher Vorsatz: Ich möchte inmitten des Tages bewusst innehalten und die "Signalrufe" meines Hirten aufnehmen: in meinem Gewissen, in der Heiligen Schrift oder in den Sakramenten.