Tägliche Meditationen
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Sonntag,
1. November 2015

Heiligkeit ist Gottes Kunst

Einunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Allerheiligen

P. Thomas Fox, LC

Mt 5,1-12
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Einführendes Gebet: Herr, die Heiligen haben sich alle von dir ganz ergreifen lassen. Johannes der Täufer empfing dieses Geschenk noch im Mutterschoß. Der rechte Schächer, Dimas, empfing es am Kreuz, in der letzten Stunde seines Lebens. Irgendwo dazwischen befinde ich mich. Jedenfalls haben alle Heiligen sich noch auf Erden eines Tages ganz für dich entschieden. Gib auch mir das Geschenk, mich von dir immer wieder von neuem ganz ergreifen zu lassen.

Bitte: Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke. Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue. Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe. (GL 7,6)

1. Jesu Werteskala und die Heiligen. Wer einen Blick ins Herz Jesu werfen möchte, der braucht nur die Seligpreisungen aufmerksam zu lesen und dabei über die Frage nachzudenken, auf welche Art von Leben der Herr mit besonderer Freude schaut. Offensichtlich stehen bei ihm eine innere Haltung der Armut und des freiwilligen Verzichts hoch im Kurs, ja vor allem spricht Jesus die Menschen, die um seinetwillen verfolgt werden, selig, was leider für viele Menschen in der heutigen Welt eine bittere Realität ist. Das Herz eines reinen Menschen, der sanft und barmherzig urteilt, bringt in der Ewigkeit eine große Ernte. Das alles haben die Heiligen zutiefst erkannt, sich davon ergreifen und ihr Leben vom Geist Gottes gestalten lassen. Wie ein Bildhauer, der mit lebendigem Material arbeitet, schlägt nämlich der Heilige Geist mit seinen inneren Impulsen alles Überflüssige vom Block unseres alten Menschen ab, damit der neue Mensch zum Vorschein kommt, in dessen Kraft wir die verschiedenen Facetten der Seligpreisungen zu leben vermögen.

2. Gott hat das Schwache in der Welt erwählt. Für jeden, der Christus nachfolgt, beinhalten die Seligpreisungen ein Programm der Entweltlichung. In dieser Welt gilt zum Beispiel oft das Recht des Stärkeren - erinnern wir uns an Aussprüche wie „Fressen und gefressen werden”, „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf”. Allen Seligpreisungen hingegen liegt ein Gesetz zugrunde, das genau das Gegenteil besagt: „…wenn ich [dem Urteil der Welt nach] schwach bin, dann bin ich stark.” (2 Kor 12,10) Jesus lehrt uns also, dass wir mit Freundlichkeit, Geduld und Ausdauer mehr bewegen und erreichen können, als mit Brecheisen, Vorschlaghammer und Schwert. Wie das? Zum Beispiel würde man nach weltlicher Auffassung meinen, dass ein Land schlechthin nur mit bewaffneter Gewalt verteidigt werden kann. Ein einfacher Blick in die Geschichte lehrt uns aber, dass Gewalt immer Gegengewalt erzeugt („alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen”). Es gibt also durchaus eine größere und vor allem effizientere Macht als die „unsere”. Und das ist die Kraft Gottes, die auf uns herabkommt, wenn wir handeln, wie es ihm gefällt: „Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie [nicht die Gewalttätigen] werden das Land erben.”

3. Gott hat denen, die ihn lieben, Großes bereitet. An den Seligpreisungen merkt man auch, dass Jesu Herz ganz und gar für seinen Vater im Himmel schlug, dass ihn das aber nicht daran hinderte, gleichzeitig mit beiden Beinen fest auf der Erde zu stehen. Jesus kennt die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens. Er weiß um unsere existentielle Armut, unsere Schmerzen und Ängste. Er weiß auch um unseren Glauben und um den Hafen, wo wir einmal einkehren und unsere Sehnsüchte stillen wollen. Deshalb gibt er uns mit den Seligpreisungen Hoffnung und erinnert uns an unsere Größe. So ähnlich wie Pascal, der gesagt hat, „der Mensch ist ein Schilfrohr, aber ein Schilfrohr, das denkt”. Das heißt: Auch wenn wir in diesem Leben unsere Schwachheit oft schmerzlich erfahren, so nimmt uns das nicht unsere eigentliche Größe. Jesus wollte uns mit den Seligpreisungen vor allem eines geben ‐ etwas, was diese Welt dringend braucht: Hoffnung.

Gespräch mit Christus: Herr, deine Heiligen waren deine Freunde. Sie hielten mit dir Zwiesprache, haben deine Ansichten geteilt und sind deine Wege gegangen. Sie sind dir bis zum Kreuz nachgefolgt. Auch ich möchte mich von dir ergreifen lassen. Nimm mich mir, Herr, und gib mich ganz zu eigen dir!

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute das Leben eines Heiligen betrachten, etwas aus den Schriften der Heiligen lesen oder auch an einen lieben Menschen denken, der sein Leben vor Gott in rechter Weise gelebt hat.

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