Mittwoch,
23. September 2015
Beten: nicht nur meine Worte
7. Oktober 2015
Mittwoch der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz
P. William Webster LC
Lk 11,1-4
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner
Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu
ihnen:
Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot,
das
wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe
uns
nicht in Versuchung.
Einführendes Gebet: Verborgener Gott, wie gütig bist du, da du uns in dein Herz hineinschauen lässt! Um wieviel gütiger bist du, weil du uns lehrst, wie man in rechter Weise betet! Am allergütigsten aber bist du Herr, weil du mich persönlich in das Geheimnis deiner dreifaltigen Liebe hineinnimmst!
Bitte: O Jesus, ich bitte dich um die Gnade, dass ich immer mehr zurücktrete und immer mehr du der Gestalter unserer Beziehung bist und so die Liebe in mir Gestalt annimmt. Bete und liebe mit deinem Herz in meinem Herzen.
1. Jesu Gebetswelt. Beten war für Jesus wie Atmen. Er brauchte das Alleinsein mit seinem Vater, um selbst als Gott, der er war, sein Menschenherz immer wieder mit der Liebe des himmlischen Vaters in Berührung zu bringen und es von ihm „füllen" zu lassen. Seine Begegnung mit dem Vater im Gebet war wie ein Sich-Ineinander-Schauen, ein gegenseitiges zutiefst Erkannt-Werden, ein Sich-Einander-Schenken. Alles in einem, alles zugleich. Die Jünger müssen am ins Gebet versunkenen Jesus etwas für sie noch völlig Unfassbares wahrgenommen haben, denn es hat sie sehr beeindruckt. So entstand in ihnen eine Sehnsucht nach dieser Fülle, denn sie stellten sich Gott noch weit entfernt und unnahbar vor. Auch wir erfahren Gott manchmal als fern, denn wir tragen in uns die Sehnsucht nach seiner Nähe.
2. Beten lernen. Jesus nimmt seine Jünger noch nicht mit in sein intimes Gebet zum Vater hinein. Sie hätten es noch nicht begriffen. Sie hatten noch nicht den Heiligen Geist empfangen. Sie wären überfordert gewesen. Aber er offenbart ihnen, auf welche Weise sie beten sollen: Das rechte Beten enthält Lob und Bekenntnis, aber auch Fürbitte und die Bereitschaft, nach Gottes Willen zu leben. Jesus möchte sie behutsam ins rechte Beten einführen, indem er ihnen anhand der Bitten des Vaterunsers etwas über das Wesen Gottes offenbart. So bereitet er sie auf eine ganz neue Beziehung zu ihrem Gott vor. Einem Gott der Nähe, einem Gott des Erbarmens, damit auch sie lernen, nach seinem Vorbild zu handeln: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."
3. Die Verwandlung. Mit der Herabkunft des Heiligen Geistes an Pfingsten werden die Worte des Vaterunsers tiefere Dinge über das intime Gebet zwischen Vater und Sohn enthüllen. Dank der Gabe des Heiligen Geistes betet seit Pfingsten der Sohn in uns zum Vater. Das Vaterunser ist seitdem mehr als die Weise, wie wir beten sollen. Es ist zum vollkommenen Ausdruck des betenden Sohnes in uns geworden. Das, was Gott uns im Heiligen Geist geschenkt hat ‐ seine Gegenwart in uns ‐ ist uns dadurch übereignet und anvertraut worden. Wenn wir in diesem uns geschenkten Geist beten, schenken wir dem Vater den in uns gegenwärtigen Herrn, Jesus. So wird Gebet zur spontanen Antwort auf Gottes Liebe. Eine ganz natürliche Angelegenheit. Denn wir sind nicht länger ausgeschlossen aus dem Innenleben der Dreifaltigkeit . Im Gegenteil, wir sind beheimatet in ihrem Herzen.
Gespräch mit Christus: Es ist unfassbar, liebster Jesus, dass du in mir wohnst und durch mich zum Vater betest. Diese Worte sind deine aber auch meine Worte. Und so will ich es auch. Ich danke dir für dieses unverdiente Geschenk. Hilf, dass ich mein Leben so führe, dass es dieser Würde entspricht.
Möglicher Vorsatz: Heute will ich in der Stille einmal langsam und bewusst das Vaterunser beten.