Dienstag,
22. September 2015
Seine Wege sind nicht meine Wege
6. Oktober 2015
Dienstag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Bruno der Kartäuser
P. William Webster LC
Lk 10,38-42
In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf.
Sie
hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta
aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich
nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der
Herr
antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das
Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.
Einführendes Gebet: O Herr, wie schön ist es zu wissen, dass du Freunde unter den Menschen hast! Zu ihnen möchte auch ich gehören. Das willst du auch, und das tröstet mich. Das Bessere zu wählen, bedeutet, bei dir zu verweilen, dich und dein Wort aufzunehmen.
Bitte: Jesus Christus, ich bitte dich, gewähre mir die Gnade, wahrhaft daran zu glauben, dass das Gebet vorrangig ist. Es fällt mir schwer, nicht auf mein eigenes Schaffen und Tun zu schauen, wenn ich in meiner Beziehung zu dir wachsen will. Ich vertraue aber, dass deine Gnade mich innerlich verwandeln kann.
1. Liebe schenken wollen. Jesus lobt Maria, die sich der Betrachtung seiner Worte hingibt. War Marthas aktives Verhalten denn falsch? Suchen wir nach einer Antwort aus dem Hergang der Geschehnisse: Wir dürfen zunächst annehmen, dass der Besuch Jesu unangekündigt war. Das war wohl damals die Regel, denn es gab kein Telefon. Die Schwestern konnten sich nicht auf Jesu Kommen einstellen, nichts vorbereiten. Es war daher nur recht und billig, dass Martha sich so sehr bemühte, um diesem Gast die größte Ehre zu erweisen. Ihre Mühe entstammte ihrer Liebe zu Jesus. Sie wollte ihm diese Liebe zeigen.
2. Das wahre Bedürfnis der Liebe erkennen. Doch Jesus stellte keine Forderungen. Martha hingegen wollte seine Wünsche erahnen und gleich erfüllen, damit er sich wohlfühlen konnte. Das war zwar eine edle Absicht, doch hatte Jesus nicht darum gebeten. Er nahm wahr, dass sie sich sehr um ihn bemühte, und das bewegte ihn. Stellen wir uns ein Herz vor, das das ganze Spektrum des menschlichen Empfindens, Fühlens, Leidens umfasst, und zwar in unbegrenztem Maß. Jesus besitzt dieses Herz und will es jedem offenbaren. Doch er kann dies nur dem offenbaren, der sich ihm im Vertrauen öffnet. Martha hatte gute Absichten, setzte sie aber auf eine Art und Weise um, die sie zu sehr in sich befangen hielt, bei dem was sie tun wollte, und deswegen ist sie nur auf halbem Weg zum Ziel gelangt. Denn die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Also darin, dass er uns zuerst geliebt hat.
3. Sich lieben lassen. Jesus wollte mit seinem Besuch den Gastgebern, die doch seine Freunde waren, seine persönliche geistliche Nähe schenken. Martha aber nahm dieses Geschenk nicht ganz wahr, sondern stellte ihre Gabe, den Erweis ihrer Liebe, in das Zentrum. Wenn Jesus mich besucht, will er nicht meine Leistung, meine Performance, meine eilfertigen Dienste. Er will mich selbst, um sich mir zu schenken. Um seine Liebe erfahren zu können, muss ich mich ihm öffnen, und diese Öffnung vollzieht sich im Gebet, in der Stille und der Betrachtung. Jesus lobte Marthas Schwester Maria, weil sie ihm ganz zugewandt, ganz offen für ihn war. Martha hatte keinen grundsätzlich falschen oder schlechten Weg gewählt. Sie war aber nicht vollkommen ans Ziel gelangt, weil sie nicht das entscheidende Mittel zum Einblick ins Herz Jesu wählte. Das Wesentliche hatte sie vergessen: Sich von Ihm lieben zu lassen.
Gespräch mit Christus: Es ist wahr, Herr, dass der, der sich lieben lässt, deine Liebe erfahren wird. So oft meine ich, ich wäre derjenige, der diese Liebe beweisen müsste. Du aber bist der Herr aller Herzen und der ewige Bräutigam unserer Seele. Lass mich ganz für dich da sein.
Mäglicher Vorsatz: Heute will ich einen Besuch bei Jesus im Allerheiligsten Sakrament machen und bei ihm eine Viertelstunde verweilen.