Dienstag,
15. September 2015
Die Miterlöserin
Schmerzen Mariens
Hll. Dolores, Melitta, Ludmilla
P. Georg Rota LC
Joh 19,25-27
In jener Zeit standen bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter,
Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er
liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter!
Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Einführendes Gebet: Maria, ich lege dieses Gebet in deine Hände und bitte dich, mir ein so mitfühlendes Herz zu schenken wie das deine.
Bitte: Mutter der Schmerzen, bitte für mich!
1. Mutter der Schmerzen. Was muss es für eine Mutter bedeuten ihren Sohn im Todeskampf am Kreuz hängen zu sehen? Was muss es darüber hinaus für Maria, das edelste Geschöpf Gottes bedeuten, ihren Gott am Kreuz zu sehen. Das ist wahrhaft der Moment, den der greise Simeon prophezeit hatte: „Deine Seele wird ein Schwert durchdringen.” Und doch steht sie trotz ihres Schmerzes fest unter dem Kreuz. Die hingebungsvolle Liebe einer Frau und Mutter ist wohl eine der reinsten Formen der Liebe, die wir hier auf Erden kennen. Sie verleiht weitaus mehr Stärke als die Stärke der Männer, die ‐ bis auf eine Ausnahme ‐ alle geflüchtet sind.
2. Priester des neuen Bundes. Es ist kein Zufall, dass Johannes als Priester des Neuen Bundes unter dem Kreuz steht. Auch Johannes durchleidet eine innerliche Kreuzigung, und wird so dem ewigen Hohenpriester gleichgestaltet. Wir können die Hilflosigkeit des Johannes gut nachvollziehen. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Mann, als untätig und machtlos zu sein. Was soll er sagen, wenn er Maria so leiden sieht? Das Schwert, das Marias Unbeflecktes Herz durchdringt, bohrt sich auch in sein priesterliches Herz.
3. Mutter der Kirche. Jesus wendet sich an seine Mutter nicht mit einem vertrauten „Mama”, sondern er nennt sie „Frau”. Jesus überträgt damit die Mutterschaft Marias auf Johannes, den Lieblingsjünger. Die Distanz, die er dadurch zu Maria in gewisser Weise schafft, erlaubt es Maria zu erkennen, dass sie in diesem Moment zur neuen Frau, zur neuen Eva wird, der Mutter aller, die ewig leben werden. Ihre Leiden sind die Geburtswehen, aus der die Kirche geboren wird, sie wird zur Mutter der Kirche. Sie, als Frau, ergänzt die männliche Liebe des Johannes, indem sie dem Lieblingsjünger über sein eigenes Leiden hinweghilft und ihn dazu bringt, seine eigene Liebe als Mann denjenigen zu spenden, die sie als Frau in ihrem Schoß geborgen hält. Er hat jetzt eine Aufgabe, nämlich sich um sie zu kümmern, für sie zu leben. Diese Szene kann man auch als Ikone der Beziehung des Priesters zur Kirche deuten. Johannes als das Sinnbild der priesterlichen Würde schenkt sich der Kirche in ihrem Leid und ihrer Bedürftigkeit ‐ und dadurch wird sein eigenes Leben durch sie geformt. Am Fuß des Kreuzes erleidet die Kirche ihre Geburtswehen, um die Glieder ihres mystischen Leibes zur Welt zu bringen.
Gespräch mit Christus: O Jesus, hilf mir, dem Beispiel deiner Mutter zu folgen, und mit dir mitzuleiden. Maria, du bist meine Mutter, nimm mich an die Hand und hilf mir, eine Liebe voller Hingabe zu leben. Hilf mir, für meinen Nächsten da zu sein, vor allem für jene, die leiden.
Möglicher Vorsatz: Heute werde ich versuchen, bei Gelegenheit jemanden in seinen Schwierigkeiten Gehör zu schenken.