Freitag,
24. Juli 2015
Das Wort empfangen
Freitag der sechzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Christopherus
Hl. Christine
Hl. Kinga
(Kunigunde) v. Polen
Angelika Knauf
Mt 13,18-23
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hört also, was das Gleichnis vom Sämann
bedeutet. Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt
alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen
Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt, aber keine Wurzeln hat,
sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall. In
die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser
Welt und der trügerische Reichtum und es bringt keine Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät,
der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder
dreißigfach.
Einführendes Gebet: Mein Jesus, dein Wort ist Wahrheit, Licht und Leben. Dein Wort ist lebendig und will in mir zum Leben kommen, lebendige Frucht hervorbringen. Ich aber bin so oft nicht bereit, dein Wort zu empfangen, es wahrhaft in mich aufzunehmen und seine Kraft entfalten zu lassen. Hilf mir, mit dieser Meditation tiefer zu verstehen, wie ich mich für den Empfang deines Wortes innerlich bereiten und öffnen kann.
Bitte: Leite mich jetzt durch dein Wort, Jesus, damit ich mich ganz dem anvertraue, was du mir darin offenbaren möchtest.
1. Sich dem Wort öffnen. Jesus legt hier den Jüngern ein Gleichnis aus, das er der um ihn versammelten Menge zuvor erzählt hatte. Die Jünger hatten sich gewundert, warum er in Gleichnissen zu sprechen begonnen hatte. Und Jesus antwortete ihnen unter anderem mit den geheimnisvollen Worten „Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.” Diese Worte können verstören, sie scheinen ungerecht. Doch Jesus legt mit ihnen dar, wie entscheidend die innere Haltung zur Aufnahme seines Wortes ist. Dafür entwickelt er nun die in seinem Gleichnis verwendeten Bilder. Sein Wort, das Wort vom Reich, ist wie ein Same, der aufgenommen werden will. Doch manche Herzen sind völlig verschlossen. Es gibt kein Interesse, kein Suchen, kein Bedürfnis, man genügt sich selbst. Ein solcher Mensch möchte autark sein, unabhängig, selbstbestimmt. Weil er sich nicht öffnet, kann er nicht hören, nicht verstehen, nicht antworten. In sich verkrümmt sein, könnte man eine solche Haltung nennen, in der keine Begegnung, keine Aufnahme, erst recht kein Austausch möglich ist. Ein solcher Mensch bleibt unfruchtbar, weil er sich selbst von allen notwendigen Quellen für das innere Leben abgeschottet hat. Er wird verlieren, was er zu haben meint.
2. Dem Wort Raum geben. Manche öffnen sich gar mit Begeisterung, wie Jesus sagt. Doch dann will das Wort Jesu sich in ihnen wie ein Samenkorn entfalten, zum Leben kommen, in das Leben des Menschen hineinwachsen. Doch die Herzenshärte ist wie ein felsiger Schutzpanzer, man möchte sich nicht ändern, nicht einmal einsehen, dass es einen Grund geben könnte, sich zu ändern. In einem solchen Herzen gibt es keine Sehnsucht nach dem Sein mit Jesus. Es lässt sich von Jesus sofort wieder abbringen, wenn andere etwas dagegen sagen, es lächerlich machen: „Nur nicht auffallen, sich keine Blöße geben. Nicht alles so verbissen sehen, man muss ja mit den Füßen auf dem Boden bleiben.” Ein solcher Mensch hat sich zumindest geöffnet, Jesu Wort in die ein oder andere Ritze seines felsigen Herzens gelassen, da darf es bleiben, aber nicht weiter stören, schon gar nichts verändern. Ein solcher Mensch gibt dem Reich Gottes, der Liebe Gottes in sich keinen Raum. Ebenso derjenige, der es hört, sich dann aber wieder seinen eigenen Angelegenheiten zuwendet: „Man hat ja seine Pflichten, muss vernünftig bleiben. Erst muss ich schauen, wo ich bleibe, wenn dann später noch Zeit ist, ja, dann höre ich noch mal zu ” Aber es bleibt nie Zeit, weil man sich keine nimmt oder sich zu sehr von anderen Dingen beherrschen lässt.
3. Das Wort zum Leben kommen lassen. Jesu Worte sind keine Dienstanweisung, kein theoretisches Regelwerk. Jesus ist das Wort, das Fleisch geworden ist. Jesu Wort - er selbst - möchte in uns wieder Fleisch werden, eine unauflösliche Einheit mit unserem Sein eingehen. Wer das Wort versteht, sagt Jesus, bringt Frucht, hundertfach, sechzigfach oder dreißigfach. „Verstehen”, wie Jesus es hier meint, ist mehr als kognitives Aufnehmen. Verstehen meint Begegnung, Austausch, Lebensgemeinschaft. Verstehen ist Beziehung, ja bräutliche Beziehung, die sich einander hingibt, öffnet, aufnimmt und verschenkt. Der Gott der Liebe ist Beziehung in sich, ständiger liebender Austausch. Ihm kann man nicht nur theoretisch begegnen, auf ihn muss man sich einlassen. Dann beginnt sich von innen her, von der Seinstiefe her, etwas zu entwickeln. Ein neues Leben geht wie ein Sprössling aus ihr hervor, das sich von innen nach außen hin ausströmt. Schauen wir auf Maria, dann erkennen wir, wie ein guter Boden ist, der den Samen aufnimmt, der das Wort versteht. Sie war Gott gegenüber so offen, dass das Wort in ihr Fleisch werden konnte, aus ihr hervorgehen konnte und sie dann auch ganz an das Reich Gottes verschenken konnte. Bitten wir Maria, uns dem Wort zu öffnen, uns zu helfen, dem Wort in uns Raum zu geben und an ihrer Hand das Reich Gottes in uns für die uns Anvertrauten lebendig werden zu lassen.
Gespräch mit Christus: Jesus es gibt Tage, in denen ich so sehr wahrnehme, wie verkrümmt ich in mir selbst immer noch bin, wie hart mein Herz, wie abgelenkt es ist von den Genüssen dieser Welt. Wie groß meine Angst noch ist, dass andere mein Interesse an dir, mein Suchen nach dir seltsam finden oder ablehnen oder gar bekämpfen könnten. Jesus, ich komme alleine da nicht heraus. Aber ich bitte dich von ganzem Herzen neu: Komm, Herr Jesus, und bleibe bei mir! Gib mich deiner Mutter an die Hand, damit sie mich dir zuführen kann!
Möglicher Vorsatz: Ich will heute besonders aufmerksam für Momente sein, in denen ich mich Gott innerlich verschließe. Dann will ich innehalten, Maria um Hilfe bitten und mich dem öffnen, wozu er mich bewegen will.