Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
23. Juli 2015

Vollkommen aus Christus sein

Donnerstag der sechzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Brigitta von Schweden
Hl. Liborius von Le Mans, Bischof

Angelika Knauf

Joh 15,1-8
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Einführendes Gebet: Mein Jesus, so wie die Rebe aus dem Weinstock hervorgeht und ganz mit ihm verwoben ist, möchte ich in dir sein. So wie die Rebe all ihre Kraft aus dem Weinstock empfängt, möchte ich jetzt von Dir genährt werden. So wie der Weinstock die Reben der Sonne entgegenstreckt, möchte ich jetzt von dir in die Liebe des Vaters gehalten werden. So wie die Rebe die Nährkraft des Weinstocks in sich zur Frucht ausbildet, möchte ich heute aus deiner Liebe handeln.

Bitte: Jesus, durchdringe mich ganz mit der Lebenskraft deiner göttlichen Liebe.

1. In Christus neu geschaffen. Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen. Als er sich von Gott durch die Sünde abtrennte, fiel er in keinen alternativen Raum, er fiel ins Nichts. Er hätte vollkommen in das Nichtsein zurückfallen müssen, wenn Gott ihn nicht voll Erbarmen gehalten hätte, um ihn in seinem Sohn neu zu schaffen. Der Vater will einen jeden von uns aus seinem Sohn neu hervorgehen lassen, wie eine Rebe aus einem Weinstock hervorgeht. Eine engere Beziehung ist nicht vorstellbar. Wer aus Gott hervorgegangen ist und sich nicht aus dem Sohn heraus neu bilden lassen will, den kann der Vater nur abschneiden, denn er kann ihm keine andere Form der Existenz geben als das Sein aus Christus, der aus ihm selbst hervorgegangen ist. Wenn der Vater reinigt, dann nur, um der Rebe noch mehr Kraft aus dem Weinstock zu geben, um dem Menschen also noch mehr aus dem Sein des Sohnes hervorgehen zu lassen. Der Sohn ist das ewige Wort, mit dem der Vater sich vollkommen ausgesprochen hat. Jeder, der dieses Wort empfängt und wahrhaft aufnimmt, indem er sich aus ihm bilden lässt, ist gereinigt und geheilt durch dieses Wort, aus dem alles geworden ist.

2. Die Freiheit, sich zu verschließen oder zu öffnen. Es gibt keinen Automatismus der Erlösung und der Heiligung. Wenn die Rebe den Saftfluss aus dem, dem sie entsprießt, unterbricht oder sich ihm ganz verschließt, hat sie auf Dauer kein Leben. Die Lebenskraft fließt immer aus dem Weinstock in die Reben, nicht aus den Reben in den Weinstock. Die erste Sorge der Rebe, die Frucht bringen möchte, ist im Weinstock zu bleiben. Die erste Sorge des Menschen, der sich wahrhaft entwickeln und entfalten will, muss es sein, in Christus zu bleiben. Immer müssen wir uns zuerst von Christus nähren lassen, wenn wir anderen zu Wein werden wollen. Ohne dieses Sein-in-Christus verdorren wir. Sagt Christus im zweiten Vers noch, dass der Vater die Rebe abschneidet, die keine Frucht bringt, so sagt er hier: „Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.” Wer nicht in Christus bleibt und sich von ihm trennt, der wird von anderen Kräften vernichtet, die nur einsammeln dürfen, wer sich vom Weinstock, von Christus abgelöst hat. Es ist die Wahl eines jeden von uns, welcher Kraft er sich aussetzt.

3. Wahre Frucht des Weinstocks sein. Die Verheißung ist unermesslich: „Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.” In Christus eingepfropft zu sein und zu bleiben, beschneidet uns nicht, entmündigt uns nicht. Viel mehr lernen wir erst in ihm so zu bitten, dass wir die wahre Fülle erhalten. So aus ihm zu schöpfen, dass wir zur wahren Fülle gelangen. So aus ihm zu sein, dass wir seine Lebenskraft weitergeben können. Er ist das Wort des Vaters und spricht sein Wort in uns hinein. Wenn sein Wort in uns bleibt, bildet es eine Lebensader, die von der Ursprungsquelle in alle Verästelungen hinein strömt; aus der wir das Wort weitersprechen können und das Leben in Christus weitertragen können. Die Herrlichkeit des Vaters ist das Sein des Sohnes, das sich in den Reben, also in den Jüngern und in allen, die durch sie dem Sohn eingepflanzt werden, ausbildet und in dem der Vater erblickt und liebt, was aus ihm im Sohn hervorgegangen ist. So wie Christus sich dem Vater fortwährend zurück schenkt, so können wir uns, vereint mit ihm und allen, denen wir uns in Christus verbinden, dem Vater darbringen und durch Christus eintreten in den Liebesaustausch des Dreifaltigen Gottes.

Gespräch mit Christus: Jesus ich möchte in dir sein, wie die Rebe im Weinstock ist. Ich möchte erkennen, dass ich aus mir nichts vollbringen kann, um mich noch tiefer in dir zur verwurzeln. Ich sehne mich nach dem Lebenssaft, der vom Vater her aus dir fließt, der mich wachsen, reifen und Frucht bringen lässt. Ich sehne mich danach, diesen Lebenssaft der Liebe an die Mitmenschen um mich herum auszuspenden, die zu verdorren drohen, weil sie deine Liebe noch nicht erfahren haben. Mache mich zu einer Rebe an dir, die sich aus dir nährt und Nahrung sein darf für andere.

Möglicher Vorsatz: Ich will mich heute vor jeder Begegnung mit einer kurzen Erhebung meines Herzens zu Gott in Jesus verwurzeln, um mich aus ihm heraus meinem Nächsten zuzuwenden.

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