Sonntag,
17. Mai 2015
Damit Sie eins sind
Siebente Woche in der Osterzeit
Exaudi
P. Daniel Weber LC
Joh 17,6a.11b-19
Jesus erhob seine Augen zum Himmel, betete und sprach: Ich bin nicht mehr in der
Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du
mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des
Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt,
damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie
gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie
aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich
nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt
hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit
geheiligt sind.
Einführendes Gebet: Christus, du kennst uns durch und durch. Gib mir deine Gnade, damit ich meinen Nächsten lieben und ihm dienen kann.
Bitte: Guter Jesus, gib mir die Kraft auf deine Worte zu hören, meinen Nächsten zu lieben und ihm zu dienen.
1. Damit Sie eins sind. Jesus spricht die Worte des heutigen Evangeliums im Abendmahlsaal. Er weiß, es ist sein letztes Mahl vor seinem Leiden. Was wird der Meister sagen? Er nutzt den Moment nicht etwa, um sich zu profilieren. Er hadert nicht mit seinem Schicksal, mit den Mächtigen, Politikern und der Besatzungsmacht. Er denkt an seine Jünger. Zu Recht, er kannte sie gut und noch vor kurzem stritten sie sich, wer der Größte sei, und wir könnten hinzufügen: der Heiligste, der größte Denker, der beste Prediger, der eifrigste Beter, der furchtloseste Apostel. Aber Jesus denkt nicht politisch, er tut einen Sklavendienst an ihnen. Er wäscht ihnen die Füße. Man kann leicht von der Liebe reden, wahrscheinlich läuft sogar gerade, während Sie diese Worte lesen, eine Serie im Fernsehen, bei der irgendein Romeo seiner Julia von der großen Liebe erzählt. Aber Jesu Anspruch ist viel höher, weil sein Herz viel größer ist als das der vielen Romeos, die in der Welt herumlaufen. Jesus will, dass wir einander lieben und dienen. Als Priester begeistert mich dieses Ideal! Doch dem Ideal nachzukommen fällt manchmal so schwer Hilf uns, Jesus! Mach uns eins!
2. Eins sein mit Jesus. Jesus verlangt Großes von mir. Hier stoßen Anspruch und Wirklichkeit aufeinander und dadurch merke ich, wie sehr ich Gott brauche. Die dienende Nächstenliebe kann ich mir nämlich nicht antrainieren wie einen guten Aufschlag im Tennis. Jesus sorgt sich darum, dass wir „eins” sind. Aber so viel kann mich vom Nächsten trennen: meine schlechten Gedanken, Worte und sogar Taten. Besserwisserei und Eifersucht sind ein schlechter Klebstoff zum Eins-Werden. Eins sein bedeutet, anders zu ticken, sich zu verändern. Dazu brauchen wir die Hilfe Gottes. Bete ich denn für meinen Nachbarn, der mit mir im Streit ist? Jesus, hilf mir beten, wenn mir nicht danach ist. Wenn ich so darüber nachdenke, sehe ich, was für ein riesengroßes Herz unser Jesus hat. Er sorgt sich um mich und auch um den Menschen, den ich nicht „riechen” kann. Wir haben echt einen tollen Gott. Jesus, ich bin froh, dass du mir die Latte so hoch legst. Bleib mit deiner Liebe bei uns!
3. Wenn sich nur der Andere ändern würde . Wenn ich mit meinem Nächsten „eins” sein soll, muss ich wahrscheinlich auch mal über meinen eigenen Schatten springen, meine Meinung etwas zurechtstutzen lassen, meine Manieren ein wenig abhobeln, damit ich mit ihm leben kann. Die Liebe verändert uns und diese Veränderung tut uns auch gut. Obwohl Sie schmerzt. Vorsicht auch mit dem, was ich von anderen erwarte: „ Ach wenn sich nur der Andere ändern würde ”. Fangen wir bei uns an. ‐ Ein riesiges Projekt, nicht wahr? Aber wir haben auch ein ganzes Leben Zeit dafür. Wir haben den besten Coach des Universums, der uns zur Blüte bringen will. Aber Jesus ist für uns vor allem auch Vorbild in der Beziehung zum Vater und nicht nur Trainer, der uns in der Tugend zu Hochleistungen anleiten will. „Damit Sie eins sind” ‐ So viel Gespür für die väterliche Liebe schwingt da mit!
Gespräch mit Christus: Guter Jesus, es tut mir leid, dass ich gestern allzu oft nur an mich selbst gedacht habe und daran, wie toll ich bin. Ich habe übersehen, wie viele Schafe zu deiner Herde gehören. Gib mir die Gnade, den Mut und die Bereitschaft, für meine Mitmenschen ein Segen zu sein.
Möglicher Vorsatz: Ich werde mich bemühen, weniger an mich zu denken und mehr an die Mannschaft, an das Ganze. Und das soll sich im Dienst an den Menschen äußern.