Sonntag,
3. Mai 2015
Geheimnis der Gnade
Fünfter Sonntag in der Osterzeit
Cantate
P. Francisco Sunderland LC
Joh 15,1-8
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der
Winzer.
Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er,
damit
sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann
bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock
bleibt,
so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Reben.
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts
vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben,
wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann
bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr
reiche
Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Einführendes Gebet: Nicht uns, o Herr, bring zu Ehren, nicht uns, sondern deinen Namen, in deiner Huld und Treue! Israel, vertrau auf den Herrn! Er ist für euch Helfer und Schild. Der Herr denkt an uns, er wird uns segnen. Der Herr wird alle segnen, die ihn fürchten, segnen Kleine und Große. Seid gesegnet vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat (vgl. Ps 115).
Bitte: Herr, hilf mir, tiefer zu verstehen, dass ohne dich mein Tun für den Himmel nicht taugt.
1. Ein Evangelium der Gnade. Es ist ein Geschenk der Gnade, dass der Sohn Gottes Mensch geworden ist. Er, der von Ewigkeit her war und alles aus dem Nichts schuf, wollte Mensch werden und als Mensch der mit dem Vater immer verbunden bleibt, dennoch für die Menschen berührbar werden.. Die unermessliche Liebe, die Jesus für uns empfindet, drängte ihn dazu: Er wollte nicht nur selbst als Mensch im Herzen der Dreifaltigkeit bleiben, sondern uns zusammen mit ihm an diesen Ort bringen. In seiner Menschwerdung hat er uns nämlich eine Wohnung im Hause des Vaters bereitet. Mit dem heutigen Gleichnis mahnt uns Jesus, in ihm zu bleiben, das heißt auf dem Weg der Gnade, der zum Vater führt. Warum? Weil er stets mit uns leben will; das ist die Liebe.
2. In Christus zu bleiben bedeutet, die Gnade zu lieben. Die Gnade zu schätzen, zu bewahren und zu fördern ist auf Erden ein anspruchsvolles Ziel. Wir alle erfahren die Folgen der Erbsünde und merken, dass wir schwache Menschen sind. Diese Beziehung zu Christus, dieses Mitsein mit ihm und seiner Gnade ist aber nach den Worten Jesu sehr wichtig. Deshalb sollte die Erkundung der Gnade auf meiner Prioritätenliste an erster Stelle stehen. Ohne Gnade gibt es keine Liebe. Ich kann meinen, dass ich Jesus liebe, doch ohne Gottes Gnade ist meine Liebe nur ein Traum. Die Gnade ist das in der wahren Liebe geschmiedete Kettenglied, das mich mit dem Herzen Jesu verbindet. Wir Katholiken glauben, dass auch die Kirche Gnade vermittelt, da Jesus und die Kirche eins sind. Deshalb wächst in der Gnade, wer in seiner Beziehung zu Jesus oder auch zur Kirche wächst. Und umgekehrt vermindert sich die Gnade, wenn die Beziehung zu Jesus oder der Kirche nachlässt.
3. Nicht uns, o Herr, bring zu Ehren. Wir empfangen die Gnade nicht aufgrund unserer Verdienste: Die Gnade ist ein Geschenk der Liebe Gottes. Im heutigen Evangelium lesen wir, dass wir mit Hilfe der Gnade mehr Früchte bringen werden. Wieso? Weil durch die Gnade Jesus selbst ‐ und die ganze Dreifaltigkeit ‐ in uns leben und wirken kann. Der eine Gott in drei Personen ist allein heilig im vollen Sinn des Wortes. Heilige Menschen nehmen nur an der Heiligkeit Gottes teil und sind gewissermaßen ein Spiegelbild dieser Heiligkeit.
Gespräch mit Christus: Bleibe doch bei mir, Herr; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Gib auch mir das Brot deiner Gnade. Öffne auch meine Augen, damit ich dich erkennen kann. Mein Herz brennt in meiner Brust dank deiner Gnade.
möglicher Vorsatz: Heute werde ich die Gnade in mir fördern. Ich will hören, was der Heilige Geist mir sagt und seinen Eingebungen treu sein, Gott entgegeneilen.