Sonntag,
13. Dezember 2009
Nächstenliebe für alle
Dritter Sonntag im Advent
P. Edward McIlmail LC
Lk 3,10-18
Da fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder
hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso. Es kamen auch
Zöllner zu ihm, um sich taufen zu lassen, und fragten: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen:
Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist. Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte
zu ihnen: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold! Das Volk war voll Erwartung,
und alle überlegten im stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen
allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin
es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon
hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu
bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. Mit diesen und vielen anderen Worten
ermahnte er das Volk in seiner Predigt.
Einführendes Gebet: Herr, in dieser Vorweihnachtszeit sehne ich mich danach, dein Beispiel der Demut mehr zu erfassen, dass du als Kind zu uns gekommen bist. Ich bitte dich, dass diese Zeit der Besinnung meine Hoffnung auf deine Vorsehung wieder lebendig werden lässt.
Bitte: Herr, schenke mir die Gnade, in der Tugend zu wachsen, die ich am meisten üben sollte.
1. In Reichweite. Nächstenliebe erfordert auch Gerechtigkeit. Im Kompendium des Katechismus, Nr. 381, wird die Gerechtigkeit als der feste und beständige Willen, anderen das ihre zu geben, definiert. In der Bibelstelle von heute weist Johannes der Täufer auf zwei Ebenen der Gerechtigkeit gegenüber dem Nächsten hin. Auf der ersten Ebene empfiehlt er den Steuereintreibern und Soldaten, mit dem Lohn, den sie erhalten, zufrieden zu sein. Die zweite Ebene geht weiter. Darin wird verlangt, dass wir unseren Überfluss mit den Notleidenden teilen. Der Überfluss könnte überall um uns herum sein: in unserem Schrank, unserer Vorratskammer, unserem Girokonto. Was könnte ich mit den Armen teilen? Ein gutes Sprichwort sagt: Lebe bescheiden, damit andere einfach leben können.
2. Für alle offen. Alle möglichen Leute kommen zu Johannes dem Täufer, um Rat zu holen. Er antwortet ihnen allen. Sie hungern nach dem Sinn im Leben. Sie wollen sich bekehren. Die gleiche Art von Menschen gibt es auch heute. Vielleicht sind das Katholiken, die nicht mehr praktizieren, oder Protestanten, oder Juden, Mohammedaner oder sogar Atheisten. Auch sie suchen nach dem Sinn in ihrem Leben. Ob es ihnen bewusst ist oder nicht, sie alle suchen Christus, „der dem Menschen den Menschen selbst voll kund macht” (Gaudium et Spes, 22). War ich bisher bereit, dieses „Geheimnis” mit anderen zu teilen? Gibt es Bereiche in meinem Leben, in denen ich mich scheue, von Religion zu reden? Im Büro? Im Kaufhaus? Am Mittagstisch? Johannes der Täufer wollte keinen ausschließen. Würde ich auch so handeln?
3. Den Grund legen. Indem er zu Nächstenliebe und Gerechtigkeit aufrief, wollte Johannes das Volk für die Ankunft des Messias vorbereiten. Ohne offene Herzen für den Nächsten würden sie die kraftvolle Botschaft Christi nicht annehmen können. Nächstenliebe bereitet das Herz für die Saat des Evangeliums vor. Wenn jemals meine Beziehung zu Christus erkalten sollte, sollte ich mich fragen: „Wie steht es um meine Nächstenliebe?” Der Schlüssel zur Selbstfindung verlangt, dass ich mich zuallererst um Gott und andere kümmere.
Gespräch mit Christus: Herr, für dich ist die Nächstenliebe von höchstem Wert. Du hast sogar in der Nacht vor deinem Tod gesagt: „Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben” (Joh 13,34). Weihnachten sollte Liebe in meinem Herzen erwecken. Lass mich dich, Jesus, in jedem Menschen sehen, dem ich heute begegne.
Vorsatz: Ich will heute einen besonderen Akt der Nächstenliebe für jemand vollbringen, zuhause, am Arbeitsplatz oder in der Schule.