Mittwoch,
29. August 2007
Zeugen der Wahrheit
Mittwoch der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Enthauptung Johannes des Täufers
P. Richard Gill LC
Mk 6,17-29
Herodes hatte Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war Herodias, die Frau
seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Du hattest nicht
das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen. Herodias verzieh ihm das nicht und wollte ihn töten
lassen. Sie konnte ihren Plan aber nicht durchsetzen, denn Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er
wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach,
wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu. Eines Tages ergab sich für Herodias eine
günstige Gelegenheit. An seinem Geburtstag lud Herodes seine Hofbeamten und Offiziere zusammen mit den
vornehmsten Bürgern von Galiläa zu einem Festmahl ein. Da kam die Tochter der Herodias und tanzte und sie
gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr, dass der König zu ihr sagte: Wünsch dir, was du willst; ich
werde es dir geben. Er schwor ihr sogar: Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es
die Hälfte meines Reiches wäre. Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich mir wünschen? Herodias
antwortete: Den Kopf des Täufers Johannes. Da lief das Mädchen zum König hinein und sagte: Ich will, dass du
mir sofort auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes bringen lässt. Da wurde der König sehr traurig,
aber weil er vor allen Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren Wunsch nicht ablehnen. Deshalb
befahl er einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der
Scharfrichter ging und enthauptete Johannes. Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen
und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen
Leichnam und legten ihn in ein Grab.
Einführendes Gebet: Herr, öffne mein Herz, damit ich dein Wort hören und aufnehmen kann. Dein Wort gibt mir Leben und führt mich sicher an diesem Tag und an allen Tagen meines Lebens. Möge mir die Betrachtung deines Wortes helfen, den sicheren Weg zum ewigen Leben zu gehen.
Bitte: Herr, lass meine Liebe zu dir immer stärker werden, damit ich mutig von der Wahrheit, die du mir offenbaren willst, Zeugnis gebe. Hilf mir, keine Angst vor den Konsequenzen zu haben, wenn ich mich vor anderen zu dir bekenne.
1. Die Wahrheit auch Mächtigen gegenüber bekennen. Obwohl Herodes ein grausamer Tyrann war, zögerte Johannes nicht, sein ehebrecherisches Verhalten und seine Sünde öffentlich zu verurteilen. Johannes wurde vom Heiligen Geist bewegt, Zeugnis zu geben und die Menschen zu lehren, dass niemand Gottes Gebote legitim verletzen darf, auch nicht ein König. Johannes fürchtete nicht die Konsequenzen seines Handelns, weil er wusste, dass Gott ihm beistehen und ihn niemals verlassen würde, wenn er treu bleibt, auch wenn er für die Wahrheit leiden müsste. Auch wir sollen mutige Zeugen sein: vor unserer Familie, unseren Freunden und der Gesellschaft im Ganzen. Wenn wir das tun, wird Gott uns beistehen und wir werden nichts zu fürchten haben.
2. Die in Liebe gesprochene Wahrheit kann Herzen bewegen. Markus erzählt uns, dass Herodes, obwohl er Johannes den Vorwurf des Ehebruchs übel nahm, ihm gerne zuhörte und dadurch unruhig und ratlos wurde. Weil er moralisch schwach war, änderte er sein Leben nicht, und doch drangen die Rufe des Propheten nach Reue in sein Gewissen. Herodes wusste nicht, was er tun sollte; etwas rührte sein Gewissen an; der Heilige Geist wollte sein Inneres zur Reue über seine Sünden bewegen. Gott verlässt die Sünder nicht, er gibt ihnen die Gnade zur Umkehr. Wir dürfen also nie die Hoffnung für jemanden verlieren, der verloren scheint und in Sünde lebt. Wir sollen nie aufhören, die Wahrheit in Liebe zu sprechen und für seine Umkehr zu beten. Gott kann selbst das Herz des schlimmsten Sünders wandeln. Er hat uns so viel vergeben, er kann auch anderen ebenso vergeben.
3. Die Sünde kann Gottes Gnade auslöschen. Im Evangelium hören wir, wie Herodes durch sein unkluges Versprechen, das er der Tochter der Herodias gemacht hat, sich daran gebunden fühlte und aus Angst, sein Gesicht zu verlieren, den Befehl gab, Johannes zu enthaupten. Seine moralische Schwäche war stärker als das beginnende Wirken der Gnade zur Umkehr. Aufgrund seiner Sinneslust und seiner Eitelkeit verschloss er sein Herz dem Wirken von Gottes Gnade und ließ einen unschuldigen Menschen umbringen. Die Sünde kann das Gewissen verdunkeln und Gottes Gnade im Herzen eines Menschen auslöschen, der allein seine Leidenschaften befriedigen will.
Gespräch mit Christus: Herr, gib mir die Gnade eines reinen Gewissens und hilf mir, immer die Wahrheit mit Geradheit und aus Liebe zu deinem Gesetz zu sagen.
Vorsatz: Ich werde um die Gnade bitten, die Wahrheit zu bezeugen, ob das nun gefällt oder nicht, und egal, was für Konsequenzen das mit sich bringt.