Samstag,
7. Juli 2007
Neuer Wein, neue Schläuche
Samstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
P. Matthew Kaderabek LC
Mt 9,14-17
Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die
Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei
ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten.
Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab und es
entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die
Schläuche, der Wein läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche,
dann bleibt beides erhalten.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich glaube, dass du der Sohn Gottes bist. Du bist gekommen, um mir zu zeigen, wie man als Kind Gottes lebt. Ich hoffe, dass du mein Leben ändern wirst, sodass ich nach deinem Beispiel lebe. Ich liebe dich, Herr. Lass mein Leben deine Liebe für mich widerspiegeln.
Bitte: Herr, möge ich die Worte der Weisheit des heiligen Augustinus zu meinen eigenen machen: „In den wesentlichen Dingen Einmütigkeit, in den nicht wesentlichen Dingen Freiheit, in allen Dingen Nächstenliebe.”
1. Du bist frei zu wählen. Um besser zu verstehen, was im heutigen Evangelium geschieht, müssen wir wissen, dass im alten jüdischen Glauben das Fasten sowohl eine notwendige Verpflichtung als auch eine freiwillige selbstauferlegte Disziplin war. Erwachsene mussten nur einmal im Jahr am Versöhnungstag fasten. Aber Menschen mit größerer Hingabe und Frömmigkeit, allen voran die Pharisäer, fasteten zweimal die Woche, an Montagen und Donnerstagen, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Das Gesetz verlangte dies nicht von ihnen; es war eine selbstauferlegte Disziplin. Das Fasten, über das sie im Evangelium streiten, ist nicht das jährliche Fasten, das von jedem jüdischen Erwachsenen erwartet wird, sondern die wöchentliche Abstinenz, bei der es völlig freigestellt war, sich an sie zu halten. Man könnte das mit dem täglichen Messbesuch vergleichen oder mit der freitäglichen Abstinenz unter Katholiken an Orten, wo es den einzelnen überlassen ist, sie einzuhalten oder nicht. Haben die Gläubigen, die sich dafür entscheiden, täglich die Messe zu feiern oder freitags kein Fleisch zu essen, das Recht, diejenigen zu kritisieren, die sich dafür entscheiden, freitags nicht zu fasten?
2. Spirituelle Disziplin ‐ aus der richtigen Motivation. Wir wissen nur zu gut, dass Jesus ein Mann des Gebets und des Fastens war. Doch hier sehen wir ihn seine Jünger verteidigen, die sich entscheiden, nicht zu fasten. Tut er das, weil fasten nicht gut für sie ist? Keineswegs. Fasten kann eine sehr förderliche spirituelle Disziplin sein. Aber Jesus will darauf hinaus, dass, wenn Fasten oder irgendeine andere spirituelle Disziplin förderlich für jemanden sein soll, sie in Freiheit und Überzeugung auf sich genommen werden muss, nicht in Furcht davor, was die Leute sagen könnten, wenn man sich nicht daran hält. Außerdem erinnert Jesus uns daran, dass wir kein Recht dazu haben, ein nicht wesentliches Element der Religion zu behandeln als sei es eine wesentliche Forderung, auch wenn dieses nicht wesentliche Element so geistlich förderlich ist wie das Fasten.
3. Lebe in der Freiheit der Kinder Gottes. Religionsfreiheit war nicht gerade ein hochgeschätzter Wert in vielen vorchristlichen Religionen. Oft wurde es als selbstverständlich angesehen, dass der Einzelne den Erwartungen der Gemeinschaft entspreche. Aber im Christentum stellte Jesus klar, dass eine religiöse Handlung keinen Wert hat, wenn sie nicht aus freiem Willen vollzogen wird. Der Versuch, die Freiheit der Kinder Gottes zu leben, was ein Charakteristikum des christlichen Glaubens ist, in einer Umgebung von äußeren Zwängen und Verpflichtungen wäre gleichbedeutend wie neuen Wein in alte Schläuche zu füllen. Es wäre eine sinnlose Übung.
Gespräch mit Christus: Jesus, unser Herr, beim letzen Abendmahl betetest du, dass alle, die dir folgen, eins seien, vereint in der Liebe und im Glauben. Hilf mir zu verstehen, dass diese Einheit sich auf das Wesentliche unseres katholischen Glaubens bezieht und nicht auf das Unwesentliche ‐ und hilf mir den Unterschied zwischen beiden zu erkennen. Manchmal wundere ich mich, warum andere die Wichtigkeit gewisser Frömmigkeitsübungen und religiöser Praktiken nicht einsehen, die ich für so förderlich halte. Lass mich nicht vergessen, dass diese Frömmigkeitsübungen zu den nicht wesentlichen Dingen gehören, zu denen nicht alle Gläubigen berufen sind. Lass nicht zu, dass mein fehlgeleiteter Eifer eine Teilung in deinem Mystischen Leib bringt. Ich werde diese Übungen anderen vorschlagen als Wege, ihre Beziehung mit dir zu stärken, aber ich werde sie niemandem aufzwängen oder diejenigen kritisieren, die sich dagegen entscheiden. Mit dem heiligen Augustinus will ich nach der Maxime leben: „In wesentlichen Dingen Einheit, in nicht wesentlichen Dingen Freiheit, in allen Dingen Nächstenliebe.”
Vorsatz: Ich werde einem Bekannten erzählen, wie eine Frömmigkeitsübung mir geholfen hat, meine Beziehung zu Christus aufzubauen, ohne zu drängen oder kritisch zu sein, wenn dieser die Übung nicht für sich selbst wählt.